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Posthume Ehrung für Tiroler Physiker

Heute wurde an der Universität Innsbruck der Chemical Breakthrough Award der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft posthum an der Physiker Leopold Pfaundler verliehen. Mit der Auszeichnung werden wissenschaftliche Erkenntnisse gewürdigt, die revolutionär, vielseitig und von nachhaltigem Einfluss waren.


Im Rahmen eines Symposiums zu Ehren von Leopold Pfaundler übergab am Montag Prof. Guillermo Restrepo im Namen der Division of the History of Chemistry of the American Chemical Society eine Gedenkplakette an den Rektor der Universität Innsbruck, mit der eine Arbeit Leopold Pfaundlers aus dem Jahr 1867 gewürdigt wird, in der sich der Physiker mit der damals noch ungelösten Frage auseinandersetzt, warum an sich von selbst stattfindende Reaktionen zum Stillstand kommen, bevor sie vollständig abgelaufen sind. Solche Vorgänge können zum Beispiel Verdampfung, Dissoziation von Molekülen oder andere chemische Prozesse sein. In der Regel bleiben diese in einem Gleichgewicht stehen, bei dem sowohl das Reaktionsprodukt als auch die Ausgangssubstanz noch in einem bestimmten Verhältnis vorhanden sind. Warum kommt es zu diesem Stillstand? Pfaundler zeigt in seiner Arbeit, dass es sich nur scheinbar um einen Stillstand handelt, dass in Wirklichkeit die Reaktion weiterhin abläuft, aber gleichzeitig durch eine Rückreaktion aufgehoben wird. Es handelt sich also um ein dynamisches Gleichgewicht. Erst über diese Einsicht wird es möglich, auf die einzelnen Prozesse gezielt Einfluss zu nehmen und die Reaktionen in eine gewünschte Richtung zu steuern sowie ihre Ausbeute zu optimieren. Praktisch alle modernen industriellen chemischen Prozesse beruhen letztlich auf dieser Einsicht Pfaundlers in die dynamische Natur des chemischen Gleichgewichtes.

 

Leopold Pfaundler (1839-1920) war von 1867 bis 1891 ordentlicher Professor für Physik an der Universität Innsbruck. Er gehörte zu den Wegbereitern der physikalischen Chemie und wurde für zahlreiche seiner Arbeiten bekannt. Neben den Beiträgen zum chemischen Gleichgewicht war diese vor allem auch das ihm entwickelte Konzept des aktivierten Zustandes. Seine Studien haben ihn dazu geführt, die statistische Wahrscheinlichkeit als einen wesentlichen Faktor zu erkennen, der chemische Abläufe bestimmt. Dabei berühren sich seine Arbeiten sehr eng mit denen Ludwig Boltzmanns, der den Entropiebegriff wesentlich geklärt und auf ein mathematisches Fundament gestellt hat. Pfaundler wurde 1891 als Nachfolger Boltzmanns nach Graz berufen. Sehr modern mutet uns heute an, dass Pfaundler bereits im 19. Jahrhundert auf die Gefahr der Energieverschwendung durch das Verbrennen fossiler Rohstoffe aufmerksam gemacht und die Notwendigkeit regenerativer Energien, für ihn damals vor allem die Solarenergie, hingewiesen hat. Leopold Pfaundler war aber nicht nur ein begnadeter Naturwissenschaftler, er war auch ein begeisterter Bergsteiger und führte zahlreiche Erstbesteigungen in den Tiroler Alpen durch. Pfaundler war Gründer und erster Vorstand der 1869 entstandenen Sektion Innsbruck des Alpenvereins.

 

Weitere Informationen zu Leopold Pfaundler:

http://physik.uibk.ac.at/museum/de/physicists/pfaundler/pfaundler.html