Einer der ältesten Metallhelme Europas kehrt heim

Vor knapp zwei Jahren wurde in Fließ ein bedeutender Fund aus der Bronzezeit gemacht. Darunter war einer der ältesten Metallhelme, der je in Europa gefunden wurde. Nach einer sehr aufwendigen Restauration in Mainz, kehrt der Helm jetzt nach Tirol zurück. Morgen wird er erstmals der Presse vorgestellt.
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Dank der Disziplin des Entdeckers, Franz Neururer, konnte im Mai 2001 am Moosbruckschrofen am Piller im Bezirk Landeck ein bronzezeitlicher Depotfund durch Forscher der Universität Innsbruck und des Bundesdenkmalamtes sowie durch Mitglieder des Vereins ArchaeoTirol fachmännisch geborgen werden. Der Schatz war seitlich einer Felsspalte unter einen mächtigen Steinblock in einem groben keramischen Topf hinterlegt worden. Die Funde - Schwerter, Beile, Lanzenspitzen, Dolche, Sicheln und Trachtschmuck - stammen aus einem Zeitraum von etwa 300 Jahren (ca. 1550 - 1250 v. Chr.). Mit rund 360 Fundstücken ist dies der größte und zugleich vielfältigste Schatzfund der Mittelbronzezeit in Mitteleuropa. Anhand der Fundumstände ist es wahrscheinlich, dass es sich dabei um eine Opfergabe handelte. Der Großteil der Funde wurde bereits im Labor des Institutes restauriert.

Rekonstruktion in Mainz

Die größte Überraschung aber barg ein völlig verknittertes Bronzeblechfragment, das als Teil eines prunkvollen Bronzehelmes identifiziert wurde. Die starken Deformierungen machen es unmöglich, das Helmfragment heute wieder in seine ursprüngliche Form zu bringen. Außerdem handelt es sich dabei um einen bewussten Akt bronzezeitlicher Menschen, der nicht ohne hinreichende Begründung durch restauratorische Eingriffe rückgängig gemacht werden darf. Deshalb wurde das originale Fundstück abgeformt und davon in zahlreichen Arbeitsschritten eine Kunstharzkopie erstellt. Vier Monate dauerten die Arbeiten im hoch spezialisierten Restaurierungslabor am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, bis die Rekonstruktion fertiggestellt war.

Neue Erkenntnisse zu den ältesten Metallhelmen Europas

Die wissenschaftliche Bearbeitung des Fundes erbrachte auch zahlreiche neue Erkenntnisse. Da das Stück vom Piller in das 14. oder beginnende 13 Jh. v. Chr. datiert werden konnte, stellte sich auch die Frage nach dem Ursprung dieses Helmtyps, ja der Metallhelme in Europa überhaupt. Ein ähnlich hohes Alter kann eigentlich nur noch ein Helm aus Knossos auf Kreta beanspruchen, der allerdings einen völlig unterschiedlichen Typ darstellt. Ob sich daher Helme wie vom Piller von östlich-mediterranen Vorbildern ableiten, erscheint mit dem Fund vom Piller zweifelhafter denn je. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass das bronzezeitliche Mitteleuropa in weiten technischen Bereichen der kretisch-mykenischen Kultur keinesfalls unterlegen war.

Der Schatzfund vom Piller wird nach der wissenschaftlichen Bearbeitung im archäologischen Museum in Fließ zu bewundern sein. Gewissermaßen als erste Kostprobe werden das Helmfragment und seine Rekonstruktion am Donnerstag, den 23. Jänner erstmals im Fließer Museum der Öffentlichkeit präsentiert. Nach einem kurzen Bericht über den derzeitigen Arbeitsstand von Prof. Gerhard Tomedi vom Institut für Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der Universität Innsbruck und dem Vortrag von Restaurator Dirk Nowak wird Prof. Markus Egg, Forscher am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, über die kulturhistorische Bedeutung des Helmes sprechen.