Wichtiger Beitrag zur Südtiroler Autonomie

Gestern wurde im Beisein prominenter Gäste, wie dem ehemaligen österreichischen Justizminister Prof. Hans Klecatsky und hochrangigen Vertretern der Südtiroler Justiz und Verwaltung, die erste umfassende Darstellung des italienischen Verfassungsrechts in deutscher Sprache vorgestellt.
Prof. Roland Riz und Univ.-Ass. Esther Happacher Brezinka
Prof. Roland Riz und Univ.-Ass. Esther Happacher Brezinka
Die "Grundzüge des italienischen Verfassungsrechts unter Berücksichtigung der verfassungsrechtlichen Aspekte der Südtiroler Autonomie" von Prof. Roland Riz und Dr. Esther Happacher Brezinka schafft eine wichtige Grundlage für die Bestandsaufnahme der Autonomie Südtirols. "Damit wird eine wichtige Lücke geschlossen", betonte Rektor Manfried Gantner bei der Präsentation des Buches. Die Leopold-Franzens-Universität sei Landesuniversität für Südtirol und die Beziehungen zu Südtirol sollen in den nächsten vier Jahren intensiv vertieft werden. Dekan Karl Weber hob die Bedeutung des italienischen Rechts für die juridische Fakultät hervor: "Die Pflege des italienischen Rechts und auch des autonomen Südtiroler Rechts verleiht unserer Fakultät ein besonderes Profil." Für den Vorstand des Instituts für Öffentliches Recht, Finanzrecht und Politikwissenschaft, Prof. Norbert Wimmer, bildet das Werk ein notwendiges Gegengewicht gegenüber einer zentralistisch orientierten Staats- und Verfassungslehre.

Ein Schwerpunkt der Innsbrucker Rechtswissenschaft

Die Autoren des neuen Lehrbuches, Prof. Roland Riz und Univ.-Ass. Esther Happacher Brezinka, lehren und forschen im Rahmen des Studiums des Italienischen Rechts an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Innsbruck. Dieses Studium ist eine in Europa einzigartige Einrichtung, die bereits vor zwanzig Jahren eine Entwicklung vorweg nahm, die der heutigen Vernetzung und Globalisierung entspricht: In enger Zusammenarbeit mit der Universität Padua wurde ein grenzüberschreitendes Studium entwickelt und angeboten, das deutsch- und italienischsprachige Juristen ausbildet und damit einen wesentlichen Beitrag zur Verbindung des deutschsprachigen und des italienischen Rechtsraumes leistet.
Der Bereich Italienisches Recht unterstreicht in besonderer Weise die Rolle der Universität Innsbruck als Landesuniversität für Südtirol und verkörpert geradezu die Brückenfunktion, die ihr schon auf Grund ihrer geografischen Lage im alpinen Raum zukommt. Im Rahmen dieses Schwerpunktes der Rechtswissenschaftlichen Fakultät sind eine Reihe wertvoller wissenschaftlicher Publikationen, z.B. Übersetzungen der maßgeblichen Gesetzesbücher, entstanden, deren Tradition das Buch "Grundzüge des Italienischen Verfassungsrecht" nahtlos fortsetzt und erweitert.

Kompakter Überblick und Beitrag zur Autonomie

Die "Grundzüge des Italienischen Verfassungsrechts unter Berücksichtigung der verfassungsrechtlichen Aspekte der Südtiroler Autonomie" sind in zweifacher Hinsicht besonders beachtenswert. Zum einen vermitteln sie dem deutschsprachigen Leser einen kompakten Überblick über das aktuelle italienische Verfassungsrecht, das in den letzten Jahren von einschneidenden Veränderungen geprägt ist. Zum anderen stellt das Werk fachlich einen exzellenten Beitrag zur Weiterentwicklung der Südtiroler Autonomie dar: die Auswirkungen der jüngsten Reformen auf die Südtiroler Landesautonomie werden von Roland Riz prägnant dargestellt und durchleuchtet. Nicht vergessen werden darf der sprachliche Aspekt: durch seine Terminologie leistet dieses Lehrbuch einen dringend benötigten Beitrag zur Fortbildung und Konsolidierung der deutschen Rechtssprache in Südtirol. Es stellt somit einen besonderen Leistungsnachweis der Universität Innsbruck in einem Gebiet dar, in dem sie sich weiter profilieren kann und will.

Ausgewiesene Experten

Prof. Dr. Roland Riz gehört zu den prominentesten Südtiroler Politkern und war Mitglied aller maßgeblichen Kommissionen zur Südtirol-Frage. Er lehrt seit über 30 Jahren italienisches Verfassungsrecht und Südtiroler Autonomierecht an der Universität Innsbruck und war Ordinarius an den Universitäten Modena, Padua und der Pontificia Universitas Lateranensis. Univ.-Ass. Dr. Esther Happacher Brezinka arbeitete jahrelang in der Südtiroler Landesverwaltung, ihre Lehr- und Forschungstätigkeit befasst sich vor allem mit Fragen des italienischen Verfassungs- und Autonomierechts auch im Hinblick auf die europäische Perspektive. (cf)