Cambridge University Press nimmt Innsbrucker Philosophen unter Vertrag
Wir setzen im Alltag voraus, dass wir durch die Zeit hindurch dieselben bleiben. Wir treffen diese Annahme, obwohl wir uns im Lauf der Zeit körperlich und psychisch verändern. Was rechtfertigt diese Annahme personaler Identität: Ist es die biologische Kontinuität unseres Körpers? Ist es unsere psychologische Kontinuität? Und falls dem so ist: Wie viel an biologischer bzw. psychologischer Kontinuität muss vorliegen, damit wir noch dieselben sind? Lassen sich eindeutige Grenzen angeben, bei deren Überschreitung personale Identität abbricht – etwa wenn jemand durch eine Alzheimer-Erkrankung die Erinnerungen an die eigene Vergangenheit verliert? Der medizinische Fortschritt und biotechnologische Manipulationsmöglichkeiten haben zudem weitere bioethische Fragestellungen aufgeworfen, welche die philosophische Debatte der personalen Identität zusätzlich anheizen. Erinnert sei nur an kontrovers diskutierte Themen wie die Frage nach dem Beginn und dem Ende menschlichen Lebens.
Internationale Tagung zu Personaler Identität in Obergurgl
Im Juli 2010 organisierten die beiden Nachwuchswissenschaftler Georg Gasser und Matthias Stefan die internationale Tagung „Personal Identity: Complex or Simple?“, in der diesen und weiteren Fragestellungen vor dem Hintergrund aktueller Identitätstheorien nachgegangen wurde. Dabei ist es den beiden Organisatoren gelungen, die international führenden Vertreter der metaphysischen Identitätsdebatte zum Austausch von Diskussionsbeiträgen im Konferenzzentrum Obergurgl zusammenzuführen.
„Das Ziel unserer Tagung war, führende Vertreter aktuell diskutierter Konkurrenztheorien direkt miteinander zu konfrontieren, um die Tragfähigkeit und Probleme der alternativen Ansätze deutlich in den Blick zu bekommen“, bemerkt Georg Gasser. „Diese Konzeption der Tagung ist von den eingeladenen Sprechern ausdrücklich begrüßt worden. Daher haben wir kaum Absagen erhalten. Insofern konnten wir persönlich mit Weltklasse-Philosophen für ein paar Tage in Obergurgl intensiv zusammenarbeiten.“
Internationaler Ruf des Instituts für Christliche Philosophie
Das im Anschluss an die Tagung eingereichte book proposal überzeugte auch Cambridge University Press. Im Evaluationsprozess des Verlags wurde es jedes Mal positiv bewertet. „Das ist ein außergewöhnlicher Erfolg für uns. Er zeigt, dass die Geschäftsführer eines weltweit führenden Verlags, sowie vom Verlag beauftragte externe Gutachter davon überzeugt sind, dass unsere Arbeit nicht nur akademisch hochwertig ist, sondern auch am internationalen philosophischen Büchermarkt erfolgreich bestehen kann“, betont Matthias Stefan.
Dieser Erfolg unterstreicht die konsequente Unterstützung der NachwuchsforscherInnen am Institut für Christliche Philosophie sowie den hervorragenden Ruf, den das Institut in den Bereichen analytische Metaphysik und philosophische Anthropologie in der Zwischenzeit genießt. Georg Gasser unterstreicht: „Die Arbeit am Institut wird international verstärkt wahrgenommen. Sie steht für Qualität. Das ist auch ein wesentlicher Grund, weshalb international führende Vertreter der Identitätsdebatte sofort bereit waren, an der Tagung teilzunehmen und einen Diskussionsbeitrag für den daran anschließenden Sammelband zu verfassen.“
Durchgeführt wurde die Tagung im Rahmen des FWF-Projekts „The Persistence of Living Beings and Artefacts“. Unterstützung erhielten die beiden Philosophen zudem vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, der Österreichischen Forschungsgemeinschaft und der Universität Innsbruck.
(Georg Gasser)