Projekte und Forschung


Projektbeschreibung

 
Die 2006 abgeschlossenen Untersuchungen zur Baugeschichte der Burg Tirol haben keine Möglichkeiten ausgelassen, die Kenntnisfindung mit einem breiten Spektrum an wissenschaftlichen Methoden abzusichern. Es war der stete Wechseldiskurs von bauanalytisch-archäologischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen, die seit 1986 zunächst eine Differenzierung der komplexen Bauzusammenhänge und in der Folge eine zeitliche Präzisierung der Baugenese ermöglichten. Diesem grundsätzlich interdisziplinären Forschungsansatz verdankt die Burg denn auch ihre architekturhistorische Einordnung in den Kontext der hervorragendsten Profanbauten des 11./12. Jahrhunderts innerhalb des deutschsprachigen Raumes.

1994 führten damals dringend notwendige Restaurierungsarbeiten an der nördlichen Ringmauer zu einer ersten bauarchäologischen Teilbefundung am Bergfried (Hans Nothdurfter). Sie galt der Abklärung der baulichen Verschränkung von Ringmauer und Bergfried. Ein weiterer archäologischer Aspekt eröffnete sich nahezu gleichzeitig in dem an die Nordseite der Burgkapelle angebauten so genannten Kapellenturm, wo im Zuge der Neuvermessung der Burg ein versiegelter Zwischenboden ermittelt werden konnte. Mit dem Öffnen und Untersuchen des Hohlraumes durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der Universität Innsbruck (heute Institut für Archäologien) war ein erster Schritt zum Zusammenwirken von bau- und bodenarchäologischen Aspekten gesetzt. Mit der Untersuchung des Hohlraumes verbunden waren grundlegende Überlegungen mit vollkommen neuen Erkenntnissen zu den komplexen Bauzusammenhängen von Kapelle, Palas und Osttrakt verbunden.

Machten bis dorthin die Restaurierungsarbeiten an der Burg keine Eingriffe in ihre bauliche Struktur bzw. in das Erdreich notwendig, so änderte sich dies 1996 mit der Umwandlung des „Landesmuseums für Archäologie“ in das „Kultur- und Landesgeschichtliche Museum Schloss Tirol“. Der erhöhte Bedarf an Ausstellungsflächen konzentrierte sich auf die ehemaligen Wirtschaftsbauten entlang der westlichen Ringmauer. Bis 2003 konnte nahezu die gesamte Burganlage einer langjährigen bau- und teilweise auch bodenarchäologischen Untersuchung unterzogen werden. Anfänglich auf die Klärung der Frühgeschichte der Burg ausgelegt, erforderten die von der Museumskonzeption bestimmten Umbauten und Renovierungen aber weit großflächigere und tiefergehende Wand- und Bodenaufschlüsse als ursprünglich vorgesehen.

Die Untersuchungen dienten gleichermaßen der bauhistorischen Erforschung der Burg Tirol, als auch dem musealen Konzept des Kultur- und Landesgeschichtlichen Museums Schloss Tirol. Die Ergebnisse fanden Eingang in eine umfangreiche Text- und Bilddatenbank, in zahlreiche Publikationen und musealen Konzepte. 2006 war die Gesamtdokumentation abgeschlossen. Einen breitgefächerten Überblick über die Ergebnisse vermittelt die Publikationsreihe „Bauforschung auf Schloss Tirol“, die seit 1999 versucht, die Forschungen auf Schloss Tirol auch an einen breiteren Leserkreis heranzutragen. Dem Kanon der beteiligten Wissenschaften folgend, stellte das erste Heft zunächst die einzelnen, am Projekt beteiligten Fachdisziplinen vor; es folgte ein Heft über die geologisch-mineralogischen Erkenntnisse, ein weiteres arbeitete in Form eines Tagungsbandes den Brigantinenfund in der Krypta der Schlosskapelle auf, ein viertes widmete sich den dendrochronologischen Untersuchungen. Das fünfte vorliegende Heft schließlich stellt die archäologische Methode und ihren Anteil an der Erforschung der Burg in den Mittelpunkt.1 Diese Reihe hat jüngst noch eine Fortsetzung erfahren mit einem Beitrag zur Baugeschichte von Schloss Tirol im Hochrnittelalter2 und zeigt erstmals in Teilen die detaillierten Ergebnis- und Dokumentationstiefe. Die gedruckte Vorlage der Gesamtdokumentation in monographischer Form steht noch aus.
Das nun beantragte Projekt soll den Weg zu einer monographischen Darstellung der Baugeschichte der Burg Tirol ebnen und die wissenschaftliche Aufbereitung bis zum Druck ermöglichen (Text und Katalog).

Der Antrag umfasst zwei Bereiche:
a)    Bauforschung: Die Bau- und Restaurierungsgeschichte von Schloss Tirol vom 11. bis zum 20. Jh.
b)    Archäologie: Die archäologischen Forschungen zu Schloss Tirol unter besonderer Berücksichtigung der Nutzung des Wirtschaftstraktes am Beispiel des Küchenhofes (Befund und Sachkultur) vom 11. bis ins 20. Jh.

   ad a) Bauforschung (Umfang): Im Rahmen des beantragten Projektes soll eine druckfertige Vorlage sämtlicher für die Publikation der Baugeschichte des Schlosses notwendigen Texte, Pläne und Abbildungen entstehen. Damit verbunden sind noch ausstehende Detailerhebungen und die nähere Abstimmung mit den archäologischen Befunden, die wissenschaftliche Supervision der Beiträge der Nachbardisziplinen (Mineralogie, Geologie, Dendrochronologie, Archäologie, Geschichte, Kunstgeschichte) zur Unterstützung der redaktionellen Arbeit auf Schloss Tirol und am Institut für Archäologien der Universität Innsbruck, einerseits bei der Herausgabe der Monographie, andererseits bei museumsdidaktischen Projekten. Die Direktion des Schlosses ist Projektpartner in finanzieller als auch personeller und museal-inhaltlicher Hinsicht.

   ad b) Archäologie (Umfang): Im Rahmen des beantragten Projektes soll eine druckfertige Vorlage sämtlicher für die Publikation notwendigen Texte, Pläne und Abbildungen des Küchenhofes als wesentlicher Teil des Wirtschaftstraktes von Schloss Tirol entstehen.
Das Arbeitspaket enthält noch ausstehende Inventarisierungs-, Restaurierungs- und Dokumentationsleistungen der reichhaltigen erhobenen Befunde und Funde vom Baubeginn bis ins 20. Jh., die im stetigen Wechseldiskurs mit der Bauforschung den historischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen (Archäobotanik, Archäozoologie etc.) durchgeführt werden.


Forschungsstand3

Südtirol zählt mit rund vierhundert Burgen, Ruinen, Türmen und abgegangenen Burgstellen auf etwas über 7.000 km2 zu den burgenreichsten Gebieten Europas4. Die wissenschaftliche Erforschung dieser Anlagen begann im 19. Jahrhundert mit der Entstehung einer gesamteuropäischen Burgenkunde und ist mit Namen wie August von Cohausen, Bodo Ebhard und vor allem Otto Piper verknüpft.

Cohausen veröffentlichte etwa Zeichnungen von der Zenoburg bei Meran5. Pipers Standardwerke6 nehmen u. a. auch ausführlich Bezug auf Beispiele südlich des Brenners, insbesondere auch auf Schloss Tirol. Weites beschäftigte sich Piper mit den Südtiroler Burgen Zenoburg, Wolkenstein, Welsberg, Welfenstein, Wehrburg, Uttenheim, Untermontani, Trostburg, Taufers, Sprechenstein, Sigmundskron, Runkelstein, Ried, Reifenstein, Rafenstein, Neuhaus, Mühlbacher Klause, Lichtenberg, Kehlburg, Juval, Hocheppan, Festenstein und Greifenstein7.

In der ersten Hälfte und Mitte des 20. Jahrhunderts war es insbesondere Probst Josef Weingartner8, der Grundlegendes zur systematischen Erforschung der Burgen Südtirols beitrug. Seine Bemühungen wurden durch das Projekt „Tiroler Burgenbuch“ von Oswald Graf Trapp fortgesetzt, in dem selbstverständlich auch Schloss Tirol eine eingehende Würdigung erfuhr9. In all diesen Arbeiten standen die historisch-baugeschichtliche Entwicklung und die Besitzergeschichte des profanen Wehrbaus im Vordergrund. Umfassende Bauforschungen mit bau- und bodenarchäologischen Aspekten wurden meist nur als Ergänzungen in die Forschung einbezogen. Baugefüge oder Sachkultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit interessierte die Bearbeiter nur am Rande. Der Grund dafür lag weniger im fehlenden Material oder in jüngerer Zeit an methodisch adäquaten Ansätzen, als vielmehr am mangelnden Interesse an der wissenschaftlichen Disziplin.

In Schloss Tirol lassen sich archäologische Aktivitäten10 ab dem 19. Jahrhundert feststellen. Wesentliche neue Erkenntnisse erbrachten in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts die Untersuchungen von Nicolo Rasmo für die Kapelle von Schloss Tirol und weiters die Grabungen ab 1993 am Südhang des Burghügels, also außerhalb der der Umfassungsmauer, wo Teile der Vorburg und eine Kirche mit einem kleinen Gräberfeld11 entdeckt  werden konnten. Die bauanalytischen Forschungen begannen mit den Arbeiten zum Tiroler Burgenbuch im Jahr 1973 durch Martin Bitschnau und führten damals zu ersten neuen Erkenntnissen zur Baugeschichte des Schlosses Tirol.

Eine eingehende Auseinandersetzung mit der Baugeschichte der Burg Tirol begann 1986-88 im Rahmen einer Vorlesung „Angewandte Bauanalyse“ am Institut für Baukunst und Denkmalpflege der Technischen Fakultät der Universität Innsbruck. Die vorläufige Auswertung der Ergebnisse wurde bis 1994 von Martin Bitschnau (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck) und Walter Hauser (Bundesdenkrnalamt Innsbruck) zum Abschluss gebracht. Die begleitende kunsthistorische Befundung der Bauplastik erfolgte 1993/94 durch Gerhard Seebach (Wien), die dendrochronologische Untersuchung zeitgleich durch Kurt Nicolussi (Inst. f. Geographie d. Universität Innsbruck; ehern. Inst. f. Hochgebirgsforschung) und die bauarchäologische Sondierung im Ostpalas 1994 bzw. 1996 durch Harald Stadler (Inst. f. Archäologien, ebd.). Ab 1998 floss die bis dahin geleistete Forschungsarbeit in ein wissenschaftliches Gesamtkonzept mit dem Ziel der detaillierten Bauaufnahme der Burg ein, das 2006 seinen Abschluss fand. Unter der Leitung von Martin Bitschnau, Walter Hauser und Martin Mittermair wurde in einem Team von Mitarbeitern den noch offenen Detailfragen (Feinchronologie, Baumassenabgrenzung und Bautypologie) nachgegangen und die Grundlagen für die visuelle und digitale Umsetzung des 1996 neu konzipierten „Museums für Kultur- Kultur und Landesgeschichte“ auch hinsichtlich der Bau- und Restaurierungsgeschichte der Burg erarbeitet.

Unter Mitwirkung mehrerer Institute der Universität Innsbruck wurden archäologisch wie naturwissenschaftlich ergänzende Untersuchungen vorgenommen. Insbesondere zeichneten für die archäologischen Sondierungen unter der Leitung von Harald Stadler, Armin Torggler (Bozen) und Christian Terzer (Kurtatsch), Michael Schick (Innsbruck), für die Fortsetzung der dendrochronologischen Untersuchungen Kurt Nicolussi (Innsbruck), für die mineralogischen Untersuchungen Arno Recheis (Sistrans), Thomas Bidner (Tulfes) und Peter Mirwald (Innsbruck)
verantwortlich. Die aufwändige digitale Bearbeitung der steingerechten Pläne lag in den Händen von Sonja Mitterer (Innsbruck).

Während sich die Bauforschung allen während den Restaurierungsarbeiten zugänglichen Teilen des aufgehenden Baugefüges widmete (Ringmauer, Süd- und Ostpalas, Kapelle, Bergfried; Mushaus, Wirtschaftstrakt), fokussierten die umfangreichen archäologischen Untersuchungen auf den Bereich der Turris parva, den Küchenhof und den Eiskeller, sowie auf die von Umbauten betroffenen Teile des Wirtschaftstraktes, des Mushauses und des Burghofes, sowie auf bauarchäologische Bergungen etwa in den Gerüstlöchern der Krypta.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Archäologie und Bauforschung mit ihren Nachbardisziplinen wie der Numismatik, Dendrochronologie, Geologie, Mineralogie, Archäobotanik und Archäozoologie ist in dieser Form für Tirol einzigartig.


Offene Forschungsfragen


BAUFORSCHUNG:

Zur monographischen Vorlage der Baugeschichte von Schloss Tirol vom 11. bis zum 20. Jh. sind ergänzend zu den über Jahre erarbeiteten baulichen Befunden vor allem die Suche nach schriftlichen und bildliehen Quellen, weiters Literaturrecherchen und Studien von Vergleichsobjekten notwendig. Die Baubefunde sind nochmals einer wissenschaftlichen Redaktion zu unterziehen und in jenen Bereichen, in denen bodenarchäologische Untersuchungen vorliegen, verfeinert mit den archäologischen Aspekten abzustimmen.

ARCHÄOLOGIE:

Eine Totalauswertung der archäologischen Befunde vom 11. bis ins 20. Jh. in Korrelation mit den in den Leitschichten geborgenen Kleinfunden im Küchenhof ermöglicht eine Verfeinerung und erweiterte Aussagekraft der komplizierten Stratigraphie.

Für die verschiedenphasige Nutzung des Raumes als Küche bis zum Küchengarten in jüngster Zeit sind alle baulichen (Ausgusssteine, Backöfen, Wasserleitung, Eiskeller etc.) und archäologischen Argumente (küchenspezifische Geräte, typische Abfalle und Gebrauchsspuren etc.) noch einmal zu quantifizieren und zu qualifizieren und im Gesamtbefund zu diskutieren.

Wir versprechen uns von der Bestandsanalyse der Kleinfunde Ergebnisse zu Kultur- und Alltagsgeschichte der Burg. Dazu gehören Fragen zum Material (Keramik, Metall, Holz), der Verwendung (Änderung von Ess- und Tischsitten) und der Herkunft (lokaler Bezug oder Import, Einfluss vom Süden, Handel und Wirtschaftsströme) des im Schloss (in der Küche) Ess- und Trinkgeschirrs, die zur Speisenzubereitung, Aufbewahren und Transportieren verwendet wurden. Die erhobenen archäologischen Befunde gestatten überdies Erkenntnisse zur Ernährung sowie dem Abfallverhalten der ehemaligen Burgbewohner.

Ziele

Das geplante Projekt hat zwei übergeordnete Ziele: Eines im Bereich der Forschung, eines im Bereich der Wissensvermittlung.

Das Forschungsziel des geplanten Projektes ist es, die Funde und Befunde der Grabungen in Schloss Tirol der Jahre 1998 bis 2001 auszuwerten, um die von den Bauforschern skizzierte Entwicklung der baulichen Substanz des Schlosses zu überprüfen, die von ihnen vorgeschlagene Chronologie zu verfeinern, und unsere Kenntnisse über die Sachkultur und Lebensweise auf einem bedeutenden Schloss des Hoch- und Spätmittelalters zu vertiefen.

Im Bereich der Wissensvermittlung ist es das Ziel des Projektes, die lokale und nicht-lokale Bevölkerung in die Forschungsarbeit des wissenschaftlichen Teams einzubinden, und ihr Interesse an den laufenden Tätigkeiten auch über die Dauer des Projektes hinaus aufrecht zu erhalten. Die Projektlaufzeit dient dabei als Testphase für neue Technologien und Medien, die später in den Regelbetrieb des Museums aufgenommen werden könnten.

Methoden

Die Dokumentation der bauhistorischen Untersuchung bediente sich durch die Bauforscher selbst angefertiger steingerechter Zeichnungen, die zu detaillierten Bauphasenplänen weiterentwickelt wurden. Diese komplexen Phasenpläne sollen nun nach den Hauptentwicklungsphasen in Einzelschritte aufgesplittet werden. Dadurch wird die bauliche Entwicklung der Burg ablesbar. Weiters ist eine Rekonstruktion der Burg im 12. Jahrhundert vorgesehen, die einmal in digitaler Form, insbesondere aber in illustrativer Form erfolgen soll (nach dem Vorbild der gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Illustrator Jörg Müller entwickelten Visualisierung zur Burg um 1330).
Die Dokumentation wird modernen Richtlinien folgen und hauptsächlich aus hochauflösenden, entzerrten und maßstabgetreuen Fotografien bestehen, denen gezeichnete Querschnitte zur Seite gestellt werden. Die Zeichnung der Befunde folgt den Vorgaben der Bauforschung.

Auf dieser Grundlage soll eine Charakterisierung der Sachkultur erfolgen und eine Typologie erstellt werden, die am Ende der geplanten Forschungszeit zusammen mit der Datenbank veröffentlicht wird. Dadurch wird eine breite Basis für weiterführende Studien geschaffen, die ein wertvolles Instrument für Wissenschaftler darstellen wird, die sich mit dem Thema der mittelalterlichen Sachkultur befassen. Sie stellt eine notwendige Vorstufe zu weiteren naturwissenschaftlichen und formenkundlichen Herkunftsanalysen dar.

Das Erfassen der untersuchten Artefakte in einer Datenbank ist ein zentraler Bestandteil der geplanten Forschungsarbeit. Sie ermöglicht eine effiziente Organisation der Daten und ist bei der statistischen Auswertung des Materials von großem Wert. Die Datenbank soll sowohl den einzelnen Institutionen an denen geforscht wurde, als auch der Fachwelt zur Verfügung gestellt werden.



Zeitplan

Das Projekt wird eine Dauer von zwei Jahren haben und besteht aus 5 operativen Phasen:

Phase 1: Vorbereitende Tätigkeiten: Aufbereitung der existierenden Datenbasis: Bereits publizierte bauhistorische Arbeiten, Pläne, historische Quellen. Konzeption und Anlage der digitalen Datenbanken nach den Vorgaben des Denkmalamtes der Provinz Bozen, Update der Bauforschungsdatenbank auf 2010.
Dauer: 2 Monate

Phase 2: Bauforschung: Quellenrecherche zur Baugeschichte.
Archäologie: Durchsicht des Fundmaterials, falls nötig Reinigung und Restaurierung der Objekte, Auswahl der zu dokumentierenden Einzelobjekte, Anpassung der Datenbankstruktur. Vermittlung der Tätigkeiten an Publikum.
Dauer: 2 Monate.

Phase 3: Bauforschung: Grundbearbeitung des bauhistorischen Kataloges und Grundtexte.
Archäologie: Erfassung aller Einzelobjekte in der Funddatenbank, graphische Dokumentation der in Phase 2 ausgewählten Objekte. Erstellung eines Jahresberichtes. Vermittlung der Tätigkeiten an Publikum.
Dauer: 8 Monate.

Phase 4: Bauforschung: Bearbeitung des bauhistorischen Kataloges und Text, Einarbeitung der archäologischen Befunde.
Archäologie: Auswertung der Funde und Befunde: Analyse der horizontalen und vertikalen Verteilung der Funde, typologische und stratigraphische Datierung, Auswertung der Grabungsdokumentation. Schwerpunktanalysen, Interpretation. Vermittlung der Tätigkeiten an Publikum.
Dauer: 6 Monate.

Phase 5: Aufarbeitung und Kontrolle sämtlicher Dokumente und Daten. Visualisierung der Funde und Befunde. Evaluierung und Zusammenfassung der Ergebnisse. Vorbereiten der Publikationen. Vermittlung der Tätigkeiten an Publikum. Dauer: 6 Monate.


Kommunikations- und Disseminationsstrategien

Träger des hier vorgestellten Projektes sind das Landesmuseum Schloss Tirol und die Universität Innsbruck. Das Vorhaben soll sich daher nicht nur auf die Grundlagenforschung beschränken, sondern es sollen auch innovative und effektive Disseminationsmaßnahmen ergriffen werden, um den Besucherstrom und den Bekanntheitsgrad des Landesmuseums im In- und Ausland zu erhöhen. Hierzu sind verschiedene Aktivitäten geplant:

Internet:

Das Projekt soll über das Internet bekannt gemacht werden. Dazu dient eine Homepage, über die Interessierte an den Aktivitäten und den Fortschritten der Forscher teilhaben können. Die Homepage soll Berichte, Videos und interaktiven Inhalt für Kinder sowie ein Weblog enthalten. Darüber hinaus ist beabsichtigt, social-networking-Dienste wie Twitter und Facebook dazu zu benutzen, das Projekt international bekannt zu machen. Jeder Projektmitarbeiter wird dazu verpflichtet, wöchentlich einen inhaltlichen Beitrag zu den genannten online-Diensten beizutragen. Am Ende des Projektes soll die Webseite mit allen über sie erreichbaren Daten als DVD zur Verfügung gestellt werden.
Die Internetpräsenz bringt folgende Vorteile:

  • Erhöhung des Datenverkehrs auf der Homepage von Schloss Tirol um geschätzte 20%. Dies führt zu einer höheren Wertung in den Suchdiensten, einer besseren Platzierung und mehr Suchtreffern, wodurch der Bekanntheitsgrad des Landesmuseums im Internet zunehmen würde.
  • Durch die Nutzung von Twitter können neue Entwicklungen, Web-Inhalte, Vortrags- und andere Termine rasch an die Abonnenten weitergegeben und das Interesse an der Ausstellung und der Web-Präsenz aufrecht erhalten werden.
  • Durch die Nutzung von Facebook soll eine weltweite Werbung für Schloss Tirol und dessen Web-Präsenz erreicht werden.


Museum:

Neben dieser Internetpräsenz werden die erzielten Forschungsschritte regelmäßig in die Vermittlungsarbeiten des Museum eingebaut.


Publikationen:

Die Ergebnisse des Projektes sollen publiziert werden. Nach dem ersten Jahr sollen die Projektmitarbeiter kleinere Beiträge in international anerkannten Zeitschriften publizieren (gemäß den ERIH revised lists 2011: https://www2.esf.org/asp/ERIH/Foreword/search.asp). Im zweiten Jahr ist ein Sammelband geplant, mit größeren Beiträgen von Projektmitarbeitern und externen Experten. Die im Laufe des Projektes erstellte Datenbank soll ebenfalls der scientific community zur Verfügung gestellt werden, entweder durch eine Publikation im Internet oder als CD-ROM.
Neben dem wissenschaftlichen Werk soll auch eine populärwissenschaftliche Veröffentlichung herausgegeben werden.
Weitere Publikmachung erfolgt während des Projektes durch qualitätvolle Beiträge in TV/Hörfunk und Tageszeitungen.


Kooperationen

Es handelt sich bei dem vorliegenden Projekt um eine Kooperation zwischen dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck, freien Wissenschaftlern und dem Landesmuseum Schloss Tirol. Die Universität stellt die wissenschaftliche Kompetenz und Infrastruktur einer großen Forschungseinrichtung zur Verfügung, während das Landesmuseum Schloss Tirol insbesondere Kompetenzen im Bereich der Wissensvermittlung und der musealen Wissenschaft besitzt. Es ergibt sich daraus eine Synergie, die sowohl eine wissenschaftliche als auch eine kulturelle Relevanz des Projektes garantiert.



1 Zur Forschungsgeschichte siehe: Bauforschung auf Schloß Tirol- Studi di storia edilizia a Castel Tirolo (Schriftenreihe), hrsg. vom Landesmuseum Schloss Tirol im Auftrag der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol, Ressort für Bauten und Informatik: Heft/Quademo 1 - 1999 (Untersuchungsmethodiken), Heft/Quademo 2-2002 (Mineralogie), Heft/Quademo 3-2004 (Das Brigantinen-Symposium auf Schloss Tirol-11 simposio sulla brigantina a Castel Tirolo), Heft/Quademo 4-2006 (Dendrochronologie), Heft/Quademo 5-2008 (Archäologie).
3 Siehe Anm. 1.
4Vgl. Bitterli-Waldvogel 1995.
5Cohausen 1898, Blatt 18, 170a-e.
6„Oesterreichische Burgen“ 1902-1910 und „Burgenkunde“ 1912.
7Piper 1912, 3, 7, 10, 22, 31-33, 60, 131, 154, 169, 179, 191, 221, 235, 256, 258, 285, 302, 306, 333, 341, 351, 443, 445, 447-449, 452, 456, 465, 470f., 474, 491, 498, 531, 535, 537f., 540, 562, 587, 620-622, 628, 630, 633.
8Weingartner 1971.
9Trapp 1973, 57ff.
10Suchschnitt im Bergfried unter Franz v. Wieser am Anfang des 20. Jahrhundert, Untersuchung Kapelle nach der Grablege der Grafen von Tirol, unter Nicolo Rasmo; Sondierungen Mushaus, Wirtschaftstrakt und Bergfried durch Hans Nothdurfter etc. Eine detaillierte Vorlage aller archäologischen und bauanalytischen Eingriffe ist für die Schlusspublikation vorgesehen.
11Bombonato, Dal Ri, Marzoli 2003, 607-610.

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