... zu einer Land­par­thie nach Kema­then hiemit ein­zu­laden ...

Einmal im Jahr stand es dem Rektor zu, einen lehrveran­staltungs­freien Tag zu verordnen. Diese Tradition, die auch heute noch an der Univer­sität Gültigkeit hat, wurde im 19. Jahr­hundert von den Professoren meist zu einem gemeinsamen Ausflug auf das Land genützt.
Symbolbild Symbole und Rituale
Bild: Symbolbild Symbole und Rituale. Montage (von links): Festakt mit Szepter der Universität, historisches Siegel der Universität Innsbruck. (Credit: Universität Innsbruck)

Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats 96/R ex 1825/26 (hier Abbildung der Rückseite mit Eintragungen der Professoren).Transkription:

Circulare

Ich gebe mir die Ehre die sämtlichen Herren Professoren der Universität und des Gymnasiums auf den von mir auf den 1. nächstkünftigen Monats May bestimmten gesetzlichen Rektors-Vakanz-Tage zu einer Landparthie nach Kemathen hiemit einzuladen um uns bey einem fröhlichen Mahle der allergnädigsten Wiederherstellung der Universität zu erfreuen. Ich ersuche daher sämtliche hochverehrten Herren Kollegen, welche an dieser Unterhaltung Antheil nehmen wollen sich in einer der drey nachstehenden Rubriken einzuschreiben, das Ausbleiben aber in der Rubrik Anmerkung anzuzeigen, um die erforderlichen Anstalten treffen zu können, und unnütze Kosten zu ersparen.

Anbey wird bemerkt, daß diejenigen Herren, welche über das Mittelgebirge zu Fuß nach Kemathen gehen, sich um 5 Uhr früh bey der Triumphpforte versammeln, für die fahrenden aber das Fuhrwerk um 10 ½ Uhr bey der St. Johanneskirche im Innrain in Bereitschaft seyn wird.

Innsbruck, den 23. April 1826
Dr. Johann Mauermann
Derzeit Universitäts-Rector m.p.

Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats 96/R ex 1825/26 (hier Abbildung der Rückseite mit Eintragungen der Professoren).


Das vorliegende Dokument ist ein sog. Zirkular, das in der Regel im Professorenzimmer auflag, dort am schwarzen Brett hing oder reihum unter den Professoren ging und die Professoren über Neuigkeiten bzw. anderen Angelegenheiten, die entweder die gesamte Universität oder einzelnen Fakultäten betrafen, informierte. In der Regel bestätigte man mit seiner Unterschrift, die Information gesehen zu haben. Auch Abstimmungen erfolgten vielfach über ein Zirkular.

In diesem Zirkular lädt der Rektor der Universität alle Professoren zu einer Landpartie ein. Dem Rektor stand es zu, einmal im Studienjahr einen Vakanztag, also einem vom Rektor verordneten lehrveranstaltungsfreien Tag zur Feier der Wiederherstellung der Universität, zu bestimmen. Dieser Vakanztag wurde in der Regel in den Wonnemonat Mai gelegt. Die alljährliche Feier der Wiederherstellung der Universität (1826) war im 19. Jahrhundert ein Fixpunkt des akademischen Jahres und wurde stets an dem Donnerstag gefeiert, der dem 30. April, dem Tag, an dem die Wiederherstellung erfolgt war, am nächsten lag. Diese Feier fand in der Universitätskirche und in der Aula statt.

Der Vakanztag selbst wurde hingegen weniger förmlich, in geselliger Runde bei einer Landpartie verbracht. In den Jahren nach 1826 fuhren (oder gingen) die Professoren meist nach Kematen, teilweise auch nach Absam oder Volders, um dort ein gemeinsames Mahl einzunehmen, heute würde man das wohl Betriebsausflug nennen.

Wie das obige Zirkular zeigt, gab es für die Professorenschaft mehrere Möglichkeiten, nach Kematen zu gelangen, entweder mit einem Fuhrwerk oder zu Fuß. Auf der Rückseite des Zirkulars finden sich daher auch vier Spalten, in denen sich die Professoren eintragen sollten, welche Möglichkeit sie wählen wollten („Fußgeher“, „fahrende hinauf und hinab“, „fahrende blos herab“ oder ob sie nicht teilnehmen). Die Liste zeigt, dass eine Reihe von Professoren den Weg von etwa 15 km zu Fuß angetreten haben. Anderen wiederum fuhren selbständig mit eigenem Wagen.

Anlässlich der Vorbereitungen für den Ausflug im Jahr 1827 wurde allerdings – auch wieder auf einem Zirkular – von Prof. Kajetan Prockner angeregt, dass alle Professoren mit dem Fuhrwerk fahren sollte, da „Fahren der Würde der Universität angemessener wäre als gehen“. Dieser Vorschlag wurde zwar allgemein anerkannt, konnte sich aber nicht durchsetzen und auch in den folgenden Jahren gab es die Möglichkeit, zu gehen oder zu fahren.

(Christof Aichner)

 

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