... je gesund werden oder bleiben zu können ...

In der Universität wohnten im 19. Jahrhundert auch mehrere Familien von Mitarbeitern der Universität. Da Platzmangel aber nicht erst heute ein Problem der Universität ist, war der Wohnraum stark begrenzt und so teilten sich oft viele Personen wenige, kleine Zimmer, die zudem, wie die folgende Quelle zeigt, nicht besonders förderlich für die Gesundheit waren.
Symbolbild Allgemeines Personal
Bild: Symbolbild Allgemeines Personal: Schreiben des Rektorats an das Gubernium, 11. Mai 1835, Aufstellung derjenigen Personen, die in der Wohnung ein Wohnrecht haben. (Credit: Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats, Karton 15, 129/R 1834/35.)

Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats, 142/R ex 1834/35Transkription

Hochlöbliches kk. Universitäts-Rectorat

Aufgeschreckt durch das Urtheil mehrerer Aerzte, besonders auch des Herrn Dr. und Prof. Friese, der seit Monden schon die Gnade hat meine kranken Kinder zu behandeln, und dessen ärztliches Zeugnis hier beyliegt, daß nämlich bey fortwährender Beschränktheit meines, nebenbey auch feuchten Quartiers meine und meiner Gesundheit fortan gefährdet ist, ja gar keine Aussicht bleibt, bey der Ausdünstung von 11 Individuen in 2 kleinen Zimmerchen je gesund werden oder bleiben zu können, so wagt der gehorsamst gefertigte an das wohllöbliche kk. Universitäts-Rectorat die unterthänige dringende Bitte für ihn bei der hohen Landesstelle um hochgnädige Einräumung der an seine Wohnung angränzenden, dermalen an Johann Rinn vermietheten 2 Gewölbchen einzuschreiten dankbar erkennt Gefertigter die hohe Gnade der ihm jüngst hohen Ortes gnädigst vermittelten Krankheits-Aushülfe und es fällt ihm schwer jetzt schon wieder eine neue Bitte stellen zu müssen, allein die Gesundheit der zahlreichen Familie, die traurige Aussicht der sonst sich stets mehrenden außerordentlichen Auslagen, welche ich nicht zu erschwingen vermag, und der besonders glückliche Umstand, daß es dem hohen Aerare nur das sehr unbedeutende Opfer jährlicher 12 fl. C.M. W.W. kostet, ermuthigen mich zu obiger Bitte, deren hohe Gewährung ich in Folge gnädigen Einschreitens bittend und hochachtungsvoll entgegensehe.

Innsbruck, den 21. April 1835

Zeugnis

Auf sein Ansuchen wird dem Universitäts-Thorsteher J. Nigg hiermit bezeuget, daß seine dermalige blos aus zwey heitzbaren kleinen und niedern Zimmern bestehende Wohnung für seine zahlreiche Familie von 11 Personen zu klein, dadurch feucht und dampfig der Gesundheit sämtlicher zumal der Kinder im Winter sehr nachtheilig werden müsste, wie das dem sowohl ihr kachektisches Aussehen und skrophulöses Leiden, als auch ihre immerwährende darin ihren Grund habende bedeutende Krankheiten beweisen, wie den Unterzeichnete, der sie jetzt über 8 Monate behandelt, gleichmäßig bestättigen kann.

Innsbruck, den 20ten April 1835

Dr. J. Friese

Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats, 142/R ex 1834/35

 

Johann Nigg aus Reutte war seit 1828 Torsteher der Universität. Nigg hatte sich ursprünglich für die Stelle als Pedell beworben, nachdem der vormalige Pedell Franz Xaver Prak von Asch verstorben war. Die Stelle als Pedell hatte allerdings Martin Hofer erhalten. Johann Nigg, der in seiner Bewerbung besonders seine Verdienste bei der Landesverteidigung während des Aufstandes von 1809 hervorgehoben hatte, wurde aber mit der zwar geringer dotierten, aber dennoch attraktiven Stelle des Torstehers betraut, die auch das Wohnrecht in der Universität einschloss. Der bisherige Torsteher Joseph Kastner war nämlich, wie Jakob Probst schreibt, in „zweifelhaftem Rufe“ stehend pensioniert worden.

Das Dokument hier gibt uns Einblick in die Wohnverhältnisse an der Universität. Nigg wohnte mit seiner zehnköpfigen Familie in einer kleinen Wohnung im Universitätsgebäude. Ein Umstand, der wohl nicht einzigartig war, denn auch in anderen Quellen wird auf ähnlich beengte Wohnverhältnisse – etwa des Bibliothekdieners – verwiesen. Wie der Arzt und gleichzeitige Professor für Naturgeschichte aber festhält, war diese Wohnung für Nigg und seine Kinder zu klein und zu feucht, so dass gerade die Kinder unter ständigen Krankheiten litten und er diese mehrfach behandeln musste. Ob das Gesuch von Nigg erfolgreich war, konnte nicht eruiert werden, allerdings setzte sich die Universität für ihn ein und betonte, dass der Pächter der infrage kommenden zusätzlichen Räume jederzeit gekündigt werden könne.

Nigg versah seinen Dienst mehr als 30 Jahre lang, bis er 1861 alters- und krankheitsbedingt seine Stelle aufgeben musste und er wenig später im Jahr 1862 an einem „chronischen Gerhinödem“ verstarb. Sein Nachfolger war sein Sohn Joseph, der in der Universität aufgewachsen war, seinen Vater oftmals unterstützt hatte und damit bestens geeignet für die Stelle war.

(Christof Aichner)

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