... Von den ins­ge­samt 13 Be­wer­bern nur fünf wirklich Ge­eig­nete ...

Zu Professoren an der Universität bzw. am Lyzeum wurden nicht nur gesetzte Herren ernannt, sondern z.T. auch noch sehr junge Männer. Gerade nach den Befreiungskriegen, der Gründung der Urburschenschaft in Jena, dem Mord am Schriftsteller Kotzebue durch den Studenten Carl Sand schien es nötig, gefestigte Persönlichkeiten mit der nötigen Autorität und konservativen Einstellung zu berufen.
Symbolbild Professoren
Bild: Symbolbild Professoren. Montage (von links): Rektorsgemälde Hieronymus Leopold Bacchettoni (18. Jh.), Büste von Franz Xaver Jellenz (18. Jh.), Prof. Carl Heider (Ferdinadeum Sign. FB16339–013). (Credit: Universität Innsbruck/Ferdinandeum)

Auszug aus dem Bericht von Simon Schwalt (Professor der reinen Mathematik und prov. Direktor der Philosophischen Fakultät) über den Konkurs für die Lyzealprofessur der klassischen Literatur und griechischen Philologie v. 10. Dezember 1823 (Konzept). UAI, PhilFak 1822 – 1824.Transkription:

Es bleiben demnach [von 13 „Bittstellern“ für die Lyzealprofessur für klassische Literatur und griechische Philologie 1823] nur mehr Schneider, Slatosch, Furlani, Beck, und Rigler übrig. So sehr nun der gehorsamst Unterzeichnete das gesetzte Betragen, und die ausgezeichneten Kenntnisse des genialen Slatosch bewundert, so sehr er überzeugt ist, derselbe werde einst eine besondere Zierde jeder Anstalt werden, auf welcher ihn seine Majestät berufen wird, so getraut er sich doch nicht für ein so wichtiges Amt einen jungen Menschen von zwey und zwanzig Jahren in Vorschlag zu bringen. Eben diesen Anstand findet er bey dem ämsigen Beck, dessen Betragen, und Kenntisse eine ehrenvolle Erwähnung verdienen. Beyde sind noch selbst Studirende, und daher nach der Beurtheilung, und Ansicht des gehorsamst Unterzeichneten, nicht geeignet, die Bildung, und Leitung der Jugend auf höheren Lehranstalten zu übernehmen. In unseren Tagen, wo das ansteckende Beyspiel ausländischer Anstalten den Schwindelgeist junger Leute ohnehin leicht aufregt, dürfte es nicht räthlich seyn den hoffnungsvollen Nachwuchs, aus dem dereinst die Diener der Kirche, und des Staates hervorgehen sollen, jungen Männern anzuvertrauen, die noch keine vollkommenen, positiven Beweise ihrer guten Gesinnungen und Religiösität, ihrer gesetzten, männlichen Handlungsweise, ihres Gehorsams im staatsbürgerlichen Vereine, und einer vollkommen bescheidenen, und reifen Denkart beygebracht, oder durch längeres Leben im Staatsvereine gegeben haben. Junge Männer, die mit der politischen Hierarchie, und dem practischen Leben noch unbekannt, zu frühe zu einem so wichtigen Geschäfte berufen werden, verfallen sehr leicht in Einseitigkeit, und Eigendünkel, der sie für das ganze Leben verdirbt.

Auszug aus dem Bericht von Simon Schwalt (Professor der reinen Mathematik und prov. Direktor der Philosophischen Fakultät) über den Konkurs für die Lyzealprofessur der klassischen Literatur und griechischen Philologie v. 10. Dezember 1823 (Konzept). UAI, PhilFak 1822 – 1824.


Das Prüfungsverfahren fand am Lyzeum Innsbruck am 21. August 1823 statt mit einem Vortrag über einen Ausschnitt aus Horaz und einer schriftlichen Ausarbeitung.

Als Begutachter fungierten die Professoren der Philosophischen Fakultät Benitius Mayr, Friese, Müller, Suppan, von Lichtenfels, Albertini und Schwalt, deren Gutachten auch eingereicht wurden. Festgehalten wurde, dass die schriftliche Ausarbeitung unter ständiger Aufsicht geschah. Slatosch wurde, als Auswärtiger, in Olmütz geprüft. Schwalt erhielt die Unterlagen von dort am 5. November. Diese wurden von Lichtenfels, Friese und Albertini beurteilten. Schwalt erstellte in seiner Funktion als prov. Fakultätsdirektor das endgültige Gutachten. Auch wenn es sich in diesem Fall um eine Lyzealprofessur handelte, so ist doch das geringe Alter von zwei in die engste Auswahl gelangten Bewerbern erstaunlich. Sie waren selbst noch Studenten. Einen ähnlichen Fall hatte es bereits Ende der 1790er Jahre, also an der Universität, gegeben, als der Jusstudent Andreas v. Mersi, nach einigen Bedenken von Seite des Guberniums wegen seines geringen Alters, doch zum Professor für Mathematik ernannt wurde.

Wichtig ist die Bedeutung, die weniger dem Wissensstand als der persönlichen Reife und Autorität beigemessen wurde. Der Nachweis, dass man eine staatstreue, gereifte Persönlichkeit sei, welche die ihr anvertrauten jungen Männer zu ebensolchen Persönlichkeiten erziehen könne, musste erbracht sein.

 (Margret Friedrich)

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