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Ab August 1939: Flugblätter

Nun ist es auch an den letzten, die Entscheidung zu fällen. Sie geht um Auswanderung oder Verbleib im Lande, um Heimat oder Fremde. Die Wahl kann nicht schwerfallen. [...] Geht darum hin und legt Zeugnis ab für die Heimat durch die Abgabe des weißen Stimmzettels. Man hat diese Stimme zu fälschen versucht, indem man ihr böswillig den Sinn unterlegt, sie sei ,welsch gestimmt`. In Wirklichkeit steht aber nichts anderes auf dem weißen Stimmzettel geschrieben, als daß Ihr die italienische Staatsbürgerschaft beibehalten wollt. Und dies ist Euch unerläßlich, wenn Ihr weiter in diesem Land leben und arbeiten wollt, genauso wie für Millionen andere Volksdeutsche, die außerhalb des Reiches leben, eine fremde Staatsbürgerschaft nötig ist. Wer darum den weißen Zettel unterschreibt, gibt seine Stimme der Heimat.

(Dableiberflugblatt)

Südtiroler, bekennt euch! Eine schwere, aber stolze Stunde ruft euch auf zum Bekenntnis für Blut und Volk, zur Entscheidung, ob ihr für euch und eure Nachkommen endgültig auf euer deutsches Volkstum verzichten oder ob ihr euch stolz und frei als Deutsche bekennen wollt [...] Ihr wählt nicht zwischen Heimat und Galizien, sondern ihr wählt zwischen einem uns fremd gewordenen Südtirol und zwischen dem Lande, das uns der Führer im deutschen Reichskörper zuweisen wird [...] Schwer ist die Entscheidung, doch keinen Augenblick zweifelhaft, denn wir wissen, was wir dem Rufe unseres deutschen Blutes, des deutschen Volkes und unseres Führers schulden. [...] Die Scholle opfern wir dem großen Ziele, dem großen, heiligen deutschen Reich.

(Optantenflugblatt)

Landsleute, in Eure freie Entscheidung ist es gelegt, zu wählen - zwischen der Heimat und Galizien. Wofür wollt Ihr Euch entscheiden? [...] Südtirol und Galizien! Gibt es einen schreienderen Gegensatz? [...] Wohnen sollt Ihr in Hütten, aus denen die polnischen Bewohner vertrieben wurden, arbeiten auf Höfen, von denen man die Besitzer samt Weib und Kind verjagt hat. Zwischen feindliche Völker eingeschoben, umgeben von Slowaken, Tschechen und Polacken, die russischen Bolschewiken in nächster Nähe, sollt Ihr in dem nationalen Kampf gegen die Polen "eingesetzt" werden, von diesen als Eindringlinge unerwünscht und verhaßt, bis man Euch aus dem Lande vertreiben wird, denn das Glücksrad kann sich wieder drehen, in einer nicht fernen Zukunft werden die Polen das ihnen genommene Haus und Feld von Euch zurückfordern. Wiederum werdet Ihr, ohne Hab und Gut, auf die Wanderschaft gehen müssen. Wohin dann? Niemand weiß es, am wenigsten jene, die Euch heute mit ihrer gewissenlosen Propaganda aus der Heimat fortlocken. [...] Es ist keine Volksabstimmung! [...] Die Losung lautet nicht "Geschlossen auswandern", sondern "Geschlossen in der Heimat verbleiben!"

(Dableiberflugblatt)

Wer für Italien stimmt, hat sich folgendes Schicksal gewählt: er verleugnet öffentlich seine deutsche Herkunft; er verliert seinen deutschen Namen, er hat sich dieses Schicksal selbst gewählt, dabei sein Volk verleugnet und wird dieser Lüge niemals froh werden, wenn er sieht, wie seine Kinder verwelschen, während die deutschen Südtiroler sich im Osten eine neue Heimat gebaut haben.

(Optantenflugblatt)

Wenn ihr geht, dann wird man in zehn Jahren den Namen Deutsch-Südtirol nur mehr in Geschichtsbüchern lesen. Je mehr Deutsche in der Heimat bleiben, desto größer ist die moralische Macht, die wir besitzen, umso leichter werden wir unsere bisherigen Rechte behaupten. [...] Es ist kein Verrat am Deutschtum, wenn wir in der Heimat bleiben. Im Gegenteil. Die nachkommenden Generationen werden es uns danken. Überlegt es euch gut, ehe ihr unterschreibt. [...] Wenn ihr ganz nüchtern nachdenkt, werdet ihr euch sagen müssen: Von zwei Übeln wähle ich das kleinere. Wir bleiben daheim!

(Dableiberflugblatt)

Südtiroler! Mit überwältigender Mehrheit habt ihr euch bereits bekannt zum deutschen Volkstum und somit zum Reiche. Trotzdem geht die Propaganda der sogenannten ,Hierbleiber`, jener also, die freiwillig und blind ihre Zustimmung zur Verwelschung unseres Volkstums geben, weiter. [...] Volksfremde Elemente, Emigrantenaristokraten und verhetzte Geistliche bilden die saubere Gesellschaft, die heute die Heimatliebe predigend für Geld und unter besonderem Schutze herumzieht und das Volk in Verwirrung bringt [...] Sie sagen: "Geht nicht, draußen ist Krieg! Kriegsfolgen: Umsturz! Entwertung des Geldes, das ihr für euren hier verkauften Besitz noch gut habt! Nach dem Untergang des Reiches und Italiens: Neue Habsburgermonarchie, die Südtiroler wieder befreit!" Ja, sind denn wir Südtiroler von 1939 Feiglinge geworden, die den Krieg fürchten und das Opfer für unser deutsches Vaterland? Was für eine komische Heimatliebe haben wir dann bis heute gehabt? Wissen wir nicht, daß wenn Deutschland zugrunde geht, jeder einzelne Deutsche, wo immer er leben mag, ein Sklave sein wird? [...] "Im Reiche sei keine Religion." Man ist im Reich gegen das scheinheilige, politisierende Priestertum, das aus weltlicher Machtgier das nationale Deutschland haßt und jenes Judentum, das Christus, unseren Herrn, gekreuzigt hat, in Schutz nimmt, wo es nur kann. Das Gebot der Nächstenliebe und die 10 Gebote Gottes sind im Deutschen Reiche geradezu Staatsgrundgesetze! [...] Wir sind als Deutsche von Gott geschaffen und bekennen uns als solche! Das Deutsche Reich wird unser Opfer, das wir für seine Lebensinteressen bringen, zu würdigen wissen und sein Wort halten!

(Optantenflugblatt)

Die Flugblätter sind abgedruckt in:
Rolf Steininger, 23. Juni 1939: Gehen oder bleiben. Die Option in Südtirol, in: Rolf Steininger/Michael Gehler (Hrsg.), Österreich im 20. Jahrhundert. Ein Studienbuch in zwei Bänden. Von der Monarchie bis zum Zweiten Weltkrieg (Böhlau - Studien - Bücher. Grundlagen des Studiums), Wien - Köln - Weimar 1997, S. 402-404.