Projektbeschreibung

Ziel des Kongresses ist es, im Gedenkjahr 2009 dem religionspolitischen Erbe des Jahres 1809 nachzugehen. Dieses wird im Kontext der aktuellen Herausforderung der Renaissance der Religion im öffentlichen Bereich unter dem brisanten Focus des Martyriums multidisziplinär analysiert und für die Fort- und Weiterbildungen von LehrerInnen vermittelt. Die interessierte Öffentlichkeit, zumal die Diözese Innsbruck ausdrücklich mit dieser Veranstaltung kooperiert, wird zur Besinnung über dieses Erbe, sowie Zeugnis und Aufgabe der Glaubensgemeinschaften in unserem Lande heute eingeladen.

Probst Manifesti, der Andreas Hofer zur Hinrichtung begleitete, sprach erstmals davon, dass der Sandwirt „wie ein unerschrockener Märtyrer" starb. Das Opfer, die Souveränität des Sterbens Hofers ebenso wie die Ungerechtigkeit seiner Hinrichtung wurden damit in traditionell-christlicher Weise beschrieben. Ein Mythos war geboren, der bald nicht nur die Person Andreas Hofers, sondern auch das Land Tirol in dieser Rolle sah. Die Tiroler Geschichte hat seitdem ein Interpretationsmuster: nämlich die Passion Christi, die bis zur Dornenkrone für das Land ikonographisch lebendig blieb.

Das Martyrium war schon immer und bleibt bis heute ein "ambivalentes Glaubenszeugnis" - und dies sowohl im Judentum und Christentum als auch im Islam. Zwischen dem aus der Kraft Gottes gewaltfrei erlittenen Tod und der Gewalt, die im Namen Gottes ausgeübt wird, liegt zwar ein großer Unterschied, im konkreten Leben ist es oft aber ein schmaler Grat, der die beiden Haltungen voneinander trennt. Gerade in der Gegenwart bedeutet die Auseinandersetzung um den Unterschied zwischen "Märtyrern" und fanatisierten Selbstmordattentätern, die durch ihren eigenen Tod andere Menschen in den Tod mitreißen, wie es sich im Fanal vom 11. September 2001 in unser Gedächtnis eingeprägt hat, eine religionspolitische Herausforderung ersten Ranges. Die Erwartung, dass man die Gefahr des gewaltbereiten religiösen Fundamentalismus allein durch radikale Zurückdrängung der Religion aus dem öffentlichen Leben bekämpfen kann, entpuppt sich immer mehr auch deshalb als gefährliche Illusion, weil das religiöse Ideal des Märtyrers seiner säkularen Form des Heroismus und Heldentums nahesteht. Die integrative Rolle der Religion im gesellschaftlichen Leben ist heute neu gefragt. Gerade in diesem Zusammenhang ist aber die Erinnerung an die "echten Märtyrer" von enormer Bedeutung für den gesellschaftlichen Frieden. Deshalb sind sowohl die religiösen als auch die säkularen Traditionen nach ihren Kriterien für eine Unterscheidung der Geister in diesem komplexen Feld zu befragen. Der Forschungsschwerpunkt RGKW arbeitet und publiziert im Rahmen der Forschungsplattform WRG zu diesen Themen schon seit vielen Jahren mit weltweiter Resonanz.

Das Symposion setzt drei Schwerpunkte:

  1. Erinnern: Formen des Martyriums und der Minderheitensituation in Tirol (v.a. Reformationszeit; 1809 und 20. Jahrhundert);
  2. Systematische Zugänge zum Phänomen „Martyrium" aus verschiedener Sicht (disziplinär, weltanschaulich, religiös);
  3. Zeugnis der Religionen für die Gestaltung dieses Landes heute.

Die Kooperation zwischen der Katholisch-Theologischen Fakultät, der Kirchlich-pädagogischen Hochschule - Edith Stein, der Diözese Innsbruck und dem Friedensforum Stams (mit ihrem interreligiösen Charakter) sichert die Verflechtung der theoretischen Zugänge zum Thema mit praktisch, politisch und spirituell ausgerichteten Fragestellungen. Eines der ausdrücklichen Ziele des Symposions besteht in der Belebung der öffentlichen religionspolitischen Debatte über die integrative Rolle von religiösen Glaubensmustern

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