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Christkönig
(Predigt zum Christkönigsfest)

Autor:Locher Robert
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:# Originalbeitrag für den Leseraum
Datum:2005-12-02

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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1. Erstes Stichwort: König. Die Monarchie ist abgeschafft. Wir sind Demokraten, Republikaner. Und trotzdem, es gibt sie noch, die Könige, auch 200 Jahr nach der Französischen Revolution. Der „King“, das ist der, der am meisten imponiert in der Clique. Und der „Kaiser Franz“ – wohnt in Kitzbühl und hat im Fußball eine Menge zu sagen. Und „Prinzessin“ und „Prinz“, nennen sich Verliebte. Und das „König-Pilsener“ ist „das König der Biere“.

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Aber vor allem: Bei uns ist der Kunde König. Wer Geld hat und es ausgeben kann, der ist seine Majestät, seine Majestät der Kunde, seine Majestät der Gast. Und die Höhe der Summe bestimmt den Grad des Hofzeremoniells: Ausgesuchte Höflichkeit, geöffnete Türen, plötzlich erscheint der Geschäftsführer, mindestens ein Kaffee wird angeboten, die kostenlose Kreuzfahrt in der Karibik kostet schon mehr.

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Also, was braucht ein moderner Mensch, um König zu sein: „Pass, Geld und Führerschein“. „Alles andere bekommt er fürs Geld“. Wer hat, ist König – und er hat, solange die Kreditkarte funktioniert. – Es kommt uns doch ziemlich sympathisch vor, dieses Königsbild, oder?

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2.Zweites Stichwort: Ignatianisches Jahr: Inigo von Loyola, geboren gerade 300 Jahr vor der Französischen Revolution, 1491 / 1492. Geboren an der Schwelle zur Neuzeit – es ist das Jahr der Entdeckung Amerikas. Inigo, Höfling und Soldat im Dienst des spanischen Königs, gestorben vor 450 Jahren.

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Was ist ein König für Inigo? Man kann es betrachten, in seinen Exerzitien, sein Königsbild: feudal, ritterlich, „von Gott unserem Herrn selber erwählt“, und sein höchste Ideal ist es, „das ganze Land der Ungläubigen zu unterwerfen“. - Kreuzzugsstimmung kommt auf, wenn Ignatius sich an Inigo erinnert, den Soldaten und Untertan des spanischen Königs.

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Diesem Königsbild entspricht dann auch der Dienst als Untertan: Zitat: … deshalb, wer mit mir kommen will, der hat damit zufrieden zu sein, zu essen wie ich und ebenso zu trinken, sich zu kleiden… Ebenso muss er … bei Tag sich abmühen und bei Nacht wachen, damit er so nachher auch … Anteil am Sieg erhalte, wie er teilhatte an den Mühen.

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Und wenn wir dann „dieses Gleichnis auf Christus unseren Herrn an[zu]wenden: Dann sollen wir „Christus unseren Herrn, den Ewigen König betrachten wenn er spricht: Mein Wille ist es, die ganze Welt und alle Feinde zu unterwerfen und so in die Herrlichkeit meines Vaters einzugehen… Wer deshalb mit mir kommen will, hat sich zusammen mit mir abzumühen, damit er, wie er mir in der Mühsal folgte, so mir auch folge in der Herrlichkeit.

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- Was fangen wir mit dieser Einladung an, wir Menschen mit Pass, Geld und Führerschein? An das Königtum der Kundschaft und des Gastes gewöhnt? - Welchem König folgen wir?

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3.Drittes Stichwort: Hl. Schrift – Altes Testament: David ist erst später der Idealkönig: Er selber will ein König sein wie alle rundum, und will nicht permanent mit der Gesetzesrolle unterm Arm herumlaufen. Mir gehört alles, das Land, das Volk, sein Besitz - nicht zu vergessen Batshewa, die Frau des Uriah. Man hat den Königen das nicht vergessen: Es gibt eine durchaus antimonarchische Strömung – von Anfang an und erst recht nach der Königszeit. Und, sehr lange hat die Königszeit auch nicht gedauert: 1000 begann sie und 587 war sie ein für allemal vorbei… Welchem König sollen wir folgen? Bei Ezechiel heißt es – in der Lesung heute: Keinem, Gott allein ist der Hirte seines Volkes. „Jetzt will ich meine Schafe selber suchen…“

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Heilige Schrift – Neues Testament: Zitat aus dem Matthäus-Evangelium: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers. Es ist ein Zitat aus dem Palmsonntagsgeschehen, und der Esel war das Gegenbild zum kriegerischen Ross, friedfertig und für schwere Lasten geeignet. Es fällt sehr auf, dass der Königstitel für Jesus fast ausschließlich im Passionsgeschehen auftaucht. Als Jesus vor dem Statthalter stand, fragte ihn dieser: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Du sagst es. - Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand. Sie fielen vor ihm auf die Knie und verhöhnten ihn, indem sie riefen: Heil dir, König der Juden! – Und: Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht, die seine Schuld angab: Das ist Jesus, der König der Juden. - Und, bis ins innerste hinein wahr ist noch der Spott der Leute: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Er ist doch der König von Israel! - Das Christkönigsfest des Neuen Testaments ist alles andere als eine Siegesfeier, es findet in der Karwoche statt, von Palmsonntag bis Karfreitag:

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Es geschieht dabei etwas Ungeheueres: Nicht der Titel und das Zeremoniell prägen und verwandeln den Menschen, sondern es ist umgekehrt: Jesus und seine Lebensgeschichte verändern den Königstitel und seinen Inhalt bis ins Gegenteil: Ein bis innen hinein friedfertiger, sich hingebender Mensch, der das geknickte Rohr nicht bricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht… - der wird hier König genannt. Nicht der Eroberer, der Soldatenheld Alexander der Große, sondern der leise, der stille im Land, der Friedfertige und Friedensstifter, der, der die Hand zum Heilen ausstreckt und das Wort der Versöhnung spricht, der alles Kreuz der Welt nicht auf die anderen ablädt sondern auf sich: Das ist unser König!

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Und wie ist das bei Ignatius? Wer einmal die Exerzitien gemacht hat, ahnt, dass das letzte Wort von Ignatius über den König, dem er sein Leben anbietet, noch längst nicht gesprochen ist. Es kann gar nicht sein, wenn man sich vier Wochen lang vier oder fünf mal am Tag in die Nähe dieses Jesus stellt und ihm Schritt für Schritt nachgeht, dass man dieses Königtum übersehen kann, diesem Christkönigsfest in der Karwoche, diesem König am Kreuz. Und dass man zunächst sozusagen probeweise und dann in entschiedenen Schritten sich eingeladen weiß, „Dich nachzuahmen im Durchstehen allen Unrechts und aller Schmähung und aller Armut, sowohl der äußeren wie der geistigen…“

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Und so ist es auch: Genau an dieser Stelle lädt uns Ignatius zu jenem Gebet ein, das er seinen Exerzitien vorausgestellt hat: „Seele Christi, heilige mich…. Blut Christi tränke mich, Leiden Christi, stärke mich“. Das ist der König des Weltalls, auch für Ignatius. Der leidende Christus, das ist der Herr, dem er dienen will. Auch Ignatius.

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4.Viertes und letztes Stichwort: Und was heißt das konkret? Das heutige Evangelium öffnet die Bühne für die Antwort: Was ihr einem meiner geringsten Brüder – und Schwestern - getan habt, das habt ihr mir getan.

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Da ist mitten im Königtum Gottes, mitten in seiner Königsherrschaft sein Herz, seine Schwäche für die Schwachen. Genau diese machen die königliche Familie aus. - Dann heißt das: Jesus Christus gibt seine Königswürde ab, er gibt sie an die weiter, denen eine Krone und ein Zepter und ein Hermelin überhaupt nicht in die Wiege gelegt sind, die gezeichnet sind vom Leben, die Pech gehabt haben in ihrer Ehe (und dann bei uns womöglich schlussendlich auch nicht zur Kommunion gehen dürfen sollen), die trostlos trauern und denen alles zu viel wird, all die zu kurz gekommen sind, die im falschen Erdteil geboren sind, auf der falschen Seite der Grenze, in der falschen Familie, All die, die weder Pass, noch Kreditkarte haben. Nicht einmal die Taufurkunde ist letzt-entscheidend.

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Das sind die Könige der Welt. Das ist die Kundschaft des Evangeliums. – Tatsächlich ist der Kunde König. Wir müssen allerdings schauen, welche Kundschaft gemeint ist. Welchem König folgen wir?

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