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Stunde der Entscheidung - Irak!
(Drei Möglichkeiten und die Rolle des Papstes)

Autor:Schwager Raymund
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:
Publiziert in:# Originalbeitrag für den Leseraum
Datum:2003-02-11

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Die Stunde der Entscheidung, ob es zum Krieg gegen den Irak kommt, rückt rasch näher, und die Entscheidung selber dürfte die künftige Entwicklung der Weltpolitik für längere Zeit nachhaltig prägen. Drei Szenarien - mit gewissen möglichen Varianten - legen sich nahe:

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1.) Es kommt zum Krieg, und Saddam Hussein wird rasch gestürzt. In diesem Fall wird sich Präsident Bush in seiner Politik bestätigt fühlen, und er wird versuchen, auch andere Problemfälle auf ähnliche Weise zu lösen. Wir gehen, sollte dies eintreten, auf eine Zeit amerikanischer Hegemonie zu, die gleichzeitig in weiten Teilen der Welt eine wachsende antiamerikanische Stimmung weckt. Neuer Terrorismus dürfte die Folge sein.

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2.) Der Krieg wird langwierig, verlangt viele Opfer und bringt neue politische Unsicherheiten oder gar Umwälzungen im nahen Osten. In diesem Fall dürften die Gegner von Bush, die diese Art militärischer Interventionspolitik ablehnen, in den USA Auftrieb erhalten. Die Weltpolitik wird eine klare Führung verlieren, und wir gehen großen Unsicherheiten entgegen.

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3.) Der moralische Widerstand gegen den Krieg im Irak wird so stark, dass Bush nachgibt. Trifft dies zu, ist zu hoffen, dass er in Zukunft stärker mit der UNO zusammenarbeitet, ohne erneut zu versuchen, ihr nur seinen eigenen Willen aufzuzwingen. Unter solchen Voraussetzungen könnte es gelingen, schrittweise eine neue Weltordnung aufzubauen, die auch der Herausforderung des (atomaren oder biologischen) Terrorismus gewachsen ist. Was wird eintreten?

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Im moralischen Widerstand gegen den Krieg wird Johannes Paul II. immer mehr zu einer die verschiedenen Kräfte integrierenden Figur, wie eben der Besuch des deutschen Außenministers Fischer bei ihm zeigte (7. Febr. 2003). Der Papst hat bereits einmal eine wichtige Rolle in der Weltpolitik gespielt, als er deutlich zum Untergang des sowjetischen Imperialismus beigetragen hat, wie Präsident Gorbatschow selber bekannte ("Ohne Johannes Paul II. wäre die Wende in Osteuropa nicht möglich gewesen."). Kann der Papst - trotz seines Alters und seiner körperlichen Schwäche - nochmals eine ähnliche Rolle spielen? Die kommenden Tage und Wochen werden es zeigen?

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Sollte Bush nachgeben, wäre es entscheidend, dass nicht Saddam Hussein als Sieger dasteht, denn dies gäbe allen schlimmen Diktatoren in der Welt Auftrieb. Es müsste deutlich werden, dass das moralische Gewissen der Welt, wie es vom Papst repräsentiert wird, den Krieg verhindert hat und dass deshalb dieses Gewissen so stark ist, dass es auch andere Übel zurückdrängen oder gar verhindern kann.

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Auch wenn es zum Krieg kommt, ist der moralische Widerstand wichtig gewesen, denn er macht der muslimischen Welt deutlich, dass es nicht um eine neue Auflage der Kreuzzüge geht. Wurden diese von den Päpsten gefördert, ja in gewisser Weise sogar in Gang gesetzt, so stehen heute der Papst und die großen christlichen Kirchen des Westens dagegen. Sie treten energisch für den Dialog mit der muslimischen Welt ein und setzen in keiner Weise auf militärische Mittel. In einer sehr unsicher gewordenen Welt, wird das moralische Gewissen, wie der Papst es repräsentiert, immer mehr zu einem Zeichen der Hoffnung. Beten wir, dass diese Hoffnung wächst.

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