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Biowissenschaften und Theologie

Autor:Schwager Raymund
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:Die Diskussion der letzten Monate um die verbrauchende Embryonenforschung zeigt, dass der menschliche Leib immer mehr zum zentralen Gegenstand wissenschaftlicher Forschung wird. Damit stellt sich mit wachsender Dringlichkeit die Frage: Darf man alles, was man kann?
Publiziert in:# Originalbeitrag für den virtuellen Leseraum
Datum:2001-10-05

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Die Diskussion der letzten Monate um die verbrauchende Embryonenforschung zeigt, dass der menschliche Leib immer mehr zum zentralen Gegenstand wissenschaftlicher Forschung wird. Damit stellt sich mit wachsender Dringlichkeit die Frage: Darf man alles, was man kann? Neben zahlreichen anderen Stimmen hat dazu die deutsche Bischofskonferenz klar Position bezogen. Dagegen meldete Peter Glotz, jetzt Professor in St. Gallen und früher Bundesgeschäftsführer der sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Kritik an ( 'Spiegel-Essay', 11. Juni 2001): Im Laufe seiner Argumentation schrieb er aber: "Ich weiß, dass mir an dieser Stelle der Argumentation Kardinal Lehmann auf die Schulter tippt. In sich konsequent ist die Position der katholischen Kirche, die das Leben mit der Vereinigung von Samen und Eizelle beginnen lässt und es von diesem Moment an kompromisslos schützen will. Meine Rechtfertigung war und ist: Diese Haltung ist konsequent, aber undurchsetzbar und fern der sozialen Realität in Deutschland." Ich denke: hier wird etwas für die heutige Zeit Entscheidendes angesprochen. Dass Politiker sich oft nach dem zu richten haben, was gesellschaftlich akzeptiert wird, ist verständlich. Dennoch darf die Rücksicht auf das Durchsetzbare bereits auf dieser Ebene nie zur letzten Norm werden. Wieso hätten wir sonst internationale Bemühungen um die Respektierung der Menschenrechte, auch wenn diese - wie die Praxis leider zeigt - sehr oft verletzt werden. Schon die Politik hat sich oft gegen das Faktische zu wenden, wenn sie nicht einem dauernden Sog nach unten erliegen will. Noch mehr gilt dies für die Wissenschaft. Wenn P. Glotz der katholischen Position zugesteht, dass sie in sich konsequent ist, dann anerkennt er auch, dass sie eine wesentliche Eigenschaft hat, um wissenschaftlich zu sein. Glotz selber geht im Blick auf verheißenen Erfolg über die innere Konsequenz hinweg, was leider nur zu oft geschieht. Gerade deshalb ist hier die christliche Theologie doppelt gefordert. Sie orientiert sich an Jesus Christus, der nie gekreuzigt worden wäre, wenn er sich nach dem gerichtet hätte, was damals sozial akzeptabel war. Die christliche Theologie lebt deshalb davon, gegen den Strom zu schwimmen. Wenn manche im Unterschied dazu während der letzten Jahrzehnten meinten, auch die Theologie müsse sich an die Moderne und Postmoderne anpassen, dann dürfte spätestens jetzt deutlich werden, dass damit nur Selbstauflösung erreicht wird.

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