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Karfreitagszauber. predigt zum Karfreitag 2017

Autor:Niederbacher Bruno
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2017-04-30

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Herr Jesus Christus, ich habe auf das Kreuz geschaut und dich verehrt. Während ich auf dich geschaut habe, sind noch einmal vor meinem Auge jene Worte, Begebenheiten und Taten vorbeigezogen, aufgrund deren ich dich bewundere und verehre. Denn vom Anfang deines Lebens bis zu deinem Tod, der gewiss schrecklich und grausam war, leuchtet ein Licht auf, das schön für mich ist und anziehend.

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  • Es ist das Licht deiner wunderbaren Vergleiche, die mir offenbaren, wer Gott ist und wer Gott für mich ist: wie ein kostbarer Schatz, den ich entdecken kann, wie ein Hirte, der das verlorene Schaf sucht, wie eine Frau, die das ganze Haus auf den Kopf stellt, um diese kleine Münze doch noch zu finden, wie ein Vater, der nie und nimmer bereit ist, seinen Sohn aufzugeben. Du hast Schönheit gesehen und Gottes Gegenwart in kleinen Dingen: im Senfkorn, in den Lilien auf dem Felde, in Brot und Wein.
  • Es ist das Licht deiner Worte für Menschen, die verachtet waren: „Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie so viel Liebe gezeigt hat“, sagtest du, um für eine Frau einzustehen, über die man die Nase rümpfte. Und eine andere hast du vor der Steinigung gerettet mit dem Wort: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie“. Allein dieses eine Wort würde mir reichen, um dich zu bewundern und zu verehren und zu sagen: So einer möchte ich auch sein, der mit Kreativität dazu beiträgt, dass Menschen ihr Gesicht nicht verlieren. Die Menschen erlebten die Begegnung mit dir ungewohnt wohltuend. In allen locktest du das Beste hervor. Man fühlte sich von dir nie bloß benutzt. In deiner Gegenwart durften die Menschen sie selbst sein.
  • Zu deinen Spitzenworten gehört für mich auch dieses: „Eine größere Liebe hat niemand, als wenn jemand sein Leben hingibt für seine Freunde“. Überhaupt hast du eine sehr anspruchsvolle Moral gepredigt, die weit über das hinausgeht, was die Pflicht gebietet: dass wir die Feinde lieben sollen und beten für die, die uns verfolgen, und bereit sein zu verzeihen, sieben mal siebzig mal; eine Moral, die mich oft überfordert. Und doch möchte ich nach keiner anderen mein Leben orientieren. Schon dafür, dass du diese Worte auf die Welt gebracht hast, bist du verehrungswürdig.
  • Aber du hast uns diese großen Worte nicht nur gebracht, du hast sie gelebt. Du wolltest nicht, dass man dich im Garten Getsemani mit Waffen verteidigt und am Kreuz hast du gebetet: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Du hast diese anspruchsvolle Moral durchgezogen: Mitgefühl, Vergebung und Gnade.
  • Vor allem aber warst du ganz und gar mit Gott verbunden. Er war für dich „Abba“ und du warst für ihn geliebter Sohn. Dein Leben und deine Sendung war nichts anderes als dieses wunderbare Abba-Verhältnis, diese Vertrautheit, diese Gemeinschaft mit dem Vater. Und du hast uns gelehrt, dass auch wir „Abba“ zu ihm sagen dürfen und zu ihm kommen dürfen, wie ein Kind zu Papa und Mama; und dass Gott immer mit uns ist, auch dann, wenn wir nur Schweigen spüren und klagen: „Warum hast du mich verlassen?“
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Diese Bilder und Gedanken tauchen vor meinem geistigen Auge auf, während ich auf dich schaue. Und wieder geht ein Charme von dir aus, der es macht, dass ich dich verehre; und wieder geht ein Zauber von dir aus, der mich beschützt und der mir hilft zu leben. Das ist Karfreitagszauber. Danke!

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