Stadt Innsbruck zeichnet besondere wissenschaftliche Leistung aus

"Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für die wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck" verliehen.

Auch heuer hat die Stadt Innsbruck wieder den mit 240.000 ATS dotierten "Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für die wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck" vergeben. Diesmal waren Wissenschaftler der Medizinischen und der Naturwissenschaftlichen Fakultät sowie der Baufakultät eingeladen, ihre Forschungsarbeiten einzureichen. Wie bereits in den vergangenen Jahren wurden die sechs ausgezeichneten Projekte im Rahmen einer kleinen Festveranstaltung in den Räumen der Weiherburg vorgestellt. Die Vorstellung der Preisträger und ihrer Arbeiten übernahm diesmal der Vizerektor für Evaluation, Prof. Dr. Peter Loidl. Bürgermeister Herwig van Staa überreichte den Wissenschaftlern die Urkunden und das Preisgeld und bedankte sich für deren Engagement. Weiters waren auch Vizebürgermeisterin Hilde Zach sowie Stadtrat Michael Bielowski an dieser Veranstaltung anwesend.

In seiner Rede betonte Bürgermeister van Staa, dass es ohne Wissenschaft keinen Fortschritt gäbe und dass er das Verhältnis zwischen der Stadt und der Universität auf eine neue Basis stellen wolle. Er bekräftigte, dass er alle Bemühungen, die im Zusammenhang mit der Informatikoffensive unter Federführung der Universität stehen, massiv unterstützen werde. Van Staa unterstrich, dass der Universität Innsbruck als eine der größten Institutionen der Stadt und als wichtiger Kristallisationspunkt für die Forschung im Alpenraum die entsprechende Bedeutung zukommen müsse. Er kündigte weiter eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Stadt, Universität und dem Land Tirol an.

Eingereicht werden konnten wissenschaftliche Arbeiten, die in den vergangenen drei Jahren publiziert wurden bzw. noch nicht gedruckte Arbeiten (z.B. Dissertationen), die in den letzten drei Jahren verfasst wurden. Heuer wurde erstmals ein neues, international übliches, Auswahlverfahren angewendet: Jede eingereichte Arbeit wurde von jeweils zwei Gutachtern bewertet, die nur dem Dekan und dem Vizerektorat für Evaluation bekannt waren. Diese unabhängige Bewertung erhöht den Wert dieser Forschungspreise deutlich. Anschließend wurde im Vizerektorat für Evaluation ein Vergabevorschlag erstellt, über den in einer Sitzung des Evaluationsbeirats abgestimmt wurde, an der auch der Rektor und Senatsrat Dr. Walter Frenzel, als Vertreter der Stadt, teilnahmen.

Für das Jahr 2000 wurden insgesamt sechs Projekte ausgewählt, die jeweils 40.000 ATS erhielten.


Medizinische Fakultät:

Dr. Franz Hochholdinger, geboren am 6.8.1967 in Kufstein.
Institut für Medizinische Chemie und Biochemie
Dissertation: " Neue membran-assozierte ERK1 und ERK2 Mutanten agieren als dominant negative, isotyp-spezifische Inhibitoren der Ha-Ras vermittelten transkriptionellen Aktivierung des Protoonkogens c-fos in NIH3T3 Zellen".

Dr. Hochholdinger beschäftigte sich in seiner Dissertation mit Mechanismen der Signalweiterleitung in Zellen, die letztlich dazu führen, dass Zellen sich teilen können. Wenn dieses Signalweiterleitung jedoch fehlgesteuert ist, werden diese Zellen zu Krebszellen. Für diesen Vorgang sind sogenannte Onkogene mitverantwortlich, das sind Informationen, die in Krebszellen anders exprimiert werden als in normalen Zellen.

Dr. Stefan Kiechl, geboren am 7.8.1965 in Innsbruck.
Universitätsklinik für Neurologie
Drei zusammenhängende Arbeiten im Rahmen der Bruneckstudie.

Den Preis erhielt Dr. Kiechl für seine Forschungsergebnisse im Bereich Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) im Rahmen der sogenannten Bruneckstudie, einem Gemeinschaftsprojekt der Universitätsklinik für Neurologie und dem Krankenhaus Bruneck: An 1000 Frauen und Männern wurde im Zeitraum von 5 Jahren Ultraschalluntersuchungen der Halsschlagader sowie ausführliche klinische und Laboruntersuchungen durchgeführt. Auf Basis dieser Daten war es erstmals möglich, die Entstehung und den natürlichen Verlauf der Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) zu studieren. Aus den Ergebnissen lassen sich neue Ansätze für die Vorbeugung der Gefäßverkalkung und insbesondere des Schlaganfalls ableiten.

Dr. Florian Kronenberg, geboren am 10.5.1963 in Pfarrkirchen i.M./OÖ.
Institut für Medizinische Biologie und Humangenetik
Drei Arbeiten

In den eingereichten Arbeiten wurde Lipoprotein(a) intensiv untersucht. Dieser Teilnehmer im Fettstoffwechsel kommt in verschiedenen Varianten vor, die durch Vererbung festgelegt sind. Ganz bestimmte Varianten von Lipoprotein(a) gehen mit schweren Gefäßverengungen einher und haben auch eine sehr hohe Vorhersagekraft für die bei Dialysepatienten häufig vorkommenden Herzinfarkte. In Untersuchungen von jugendlichen Diabetikern konnten zudem Hinweise gefunden werden, dass das für Lipoprotein(a) verantwortliche Gen oder ein benachbartes Gen für die Entstehung der Erkrankung mitverantwortlich sein dürfte. Die beschriebenen Arbeiten haben damit wichtige Einblicke in die für die Entstehung von Arteriosklerose und Diabetes mitverantwortlichen Mechanismen gegeben und die klinische Wertigkeit von Lipoprotein(a) untersucht.

Naturwissenschaftliche Fakultät:

Mag. Josef Koller, geboren am 24.12.1973 in Kufstein und
Prof. Dr. Stefan Kimeswenger, geboren am 23.1.1964 in Wels.
Institut für Astrophysik

Die beiden Wissenschaftler haben einen Computeralgorithmus entworfen, der Aufheizungsprozesse für verschiedenste Strahlungsfelder und Staubmaterialien simulieren kann. Die entsprechenden Temperaturverteilungen ist die Grundlage für das Spektrum der Wärmestrahlung der Staubbestandteile, aus der man Beschaffenheit, Temperatur und Entfernung von Sternen ableiten kann. Mit diesem Modell wurden astronomische Objekte untersucht, von denen man bisher nur wenige kennt: Sterne, die ihren Lebenslauf - quasi als Wiedergeburt - innerhalb kürzester Zeit nochmals durchleben. Bei dieser "Wiedergeburt" wird eine Staubhülle gebildet die den Stern völlig einhüllt und somit keine direkte Beobachtung zulässt. Daher kann man nur durch die Untersuchung des Staubs Rückschlüsse auf den Stern ziehen. Die Untersuchung dieser "verstaubten Sterne" ermöglicht es, innerhalb weniger Jahre oder Jahrzehnte die Entwicklung live mitzuverfolgen, für die der Stern normal mehrere hunderttausend Jahre braucht. Astrophysiker erwarten sich von dieser Methode weitere Einblicke in bisher unverstandene Prozesse im Lebenszyklus von Sternen.

Dr. Christian Roos, geboren am 29.3.1968 in Göttingen (D).
Institut für Experimentalphysik
Dissertation: "Controlling the quantum state of trapped ions".

Die Arbeit von Dr. Roos ist ein Teil der Innsbrucker experimentellen Aktivitäten zur Realisierung des Quantencomputers, von dem man sich aufgrund der wesentlich höheren Rechengeschwindigkeit einen riesigen Fortschritt im Computerbereich erwartet. Einer der vielversprechendsten Vorschläge für die Realisierung dieses Quantencomputers stammt von den beiden Innsbrucker Physikern Prof. Cirac und Prof. Zoller. Dabei geht man davon aus, dass die Quanteninformation, die in einzelnen Atomen eingeschrieben ist, manipulierbar ist. Dazu bedient man sich der sogenannten Ionenspeicherung, man verwendet also elektrisch geladene Atome (Ionen) die in geeigneten elektrischen Feldern eingefangen werden können. Damit diese Ionen nun zu Quantenspeicher werden können, müssen sie völlig zum Stillstand gebracht (eingefroren) werden. Als besonders geeignet erscheinen dafür Calcium-Ionen wobei zu untersuchen war, ob diese sich überhaupt "einfrieren" lassen. Dr. Roos hat zunächst die physikalischen Grundlagen für solche Untersuchun-gen geschaffen, indem er eine geeignete Apparatur gebaut hat. Dann hat er die notwendigen atomphysikalischen Berechnungen durchgeführt und gezeigt, wie das Verfahren aussehen muss, um erfolgreich zu sein und schließlich hat er dies auch experimentell belegt. Diese sogenannte Grundzustandskühlung gelang weltweit damit erst zum zweiten Mal und es gelang so gründlich, dass in 999 von 1000 Experimenten das Ion absolut bewegungslos blieb. Dies konnte bisher so nie erzielt werden. Damit sind nun alle Bausteine für einen Quanten-computer in Innsbruck verfügbar.

Baufakultät:

DI Dr. Gerald Huber, geboren am 12.8.1969 in Wien.
Institut für Stahlbau, Holzbau und Mischbautechnologie
Dissertation: "Non-linear calculations of composite sections and semi-continuous joints".

Dr. Huber beschäftigt sich mit der Mischbautechnologie, bei der im Unterschied zur reinen Stahl-, Holz-, Verbund- bzw. Betonbauweise Deckenplatten, Stützen und Wände verschiedener Bauweise in einem Bauwerk kombiniert werden. Damit können Querschnittsabmessungen, Bauzeit und Kosten deutlich reduziert werden. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Verbindung der Bauteile, den sogenannten Knotenpunkten zu, deren Berechung und deren Verhalten unter Belastung sich Dr. Huber in seiner Arbeit ganz besonders widmet. Außerdem hat der Wissenschaftler ein eigenes Computerprogramm entwickelt, um die theoretischen Erkenntnisse auch praktisch umsetzen zu können. Das bekannteste Projekt für diese Mischbautechnik ist der 200 Meter hohe Millenniumstower in Wien, der in einer Bauzeit von lediglich acht Monaten fertiggestellt wurde.