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Panel Ethnisierung und Vergeschlechtlichung von Arbeits- und Bildungsverhältnissen

Moderation Prof. Max Preglau, Institut für Soziologie

Die Entwicklung zu Migrationsgesellschaften war auch und gerade in den Sphären der Bildung und (Produktions- und Reproduktions-)Arbeit mit Prozessen der Ethnisierung und Vergeschlechtlichung verbunden. Schon die „Gastarbeiterpolitik“ der 1960er-Jahre hat zu einer ethnischen Segmentierung der Arbeitsmärkte und Unterschichtung der Gesellschaften der Einwanderungsländer durch die (zunächst überwiegend männlichen) Migrant_innen geführt, die für die autochtone Bevölkerung spiegelbildlich berufliche und soziale Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet hat. Die vermeintlichen „Gastarbeiter_innen“ sind freilich „gekommen um zu bleiben“ (Simmel), und ihre Kinder- (und Kindeskinder-)Generation ist mittlerweile zu den mehrfach-benachteiligten Gruppen in einem insbesondere hierzulande nach sozialer und ethnischer Herkunft hochgradig selektiven Bildungssystem geworden.

In diesem Kontext stehen die beiden  Vorträge von Barbara Herzog-Punzenberger und Maria A. Wolf. Herzog-Punzenberger wird in ihrem Beitrag mit Daten zur Lese- und Mathematikkompetenz die Ungleichheitsverhältnisse in der vierten Klasse Volksschule nach Migrationshintergrund der Schüler_innen und - wo möglich aus disaggregiert nach Geschlecht und Schichthintergrund betrachten. Zur Erklärung der Benachteiligung und der Veränderung ihres konkreten Ausmaßes über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte werden gesellschaftliche Ein- und Ausschlussmechanismen diskutiert. Wolf wird in ihrem Beitrag unter Bezugnahme auf eine aktuelle qualitative Studie  zu „ElternWissen“ auf die Erfahrungen von Eltern mit der Schule ihrer Kinder fokussieren und nach der Vergeschlechtlichung und Ethnisierung elterlicher Praxis und kindlicher Schulleistungen fragen.

Die dann auch hierzulande  in den 1970er und 1980er-Jahren auf breiter  Basis erfolgte Bildungs- und Erwerbsbeteiligung von Frauen und der damit verbundene Übergang vom Male-Breadwinner- zum Dual Earner-Modell war nur durch einen weiteren Schub der Ethnisierung der Arbeit möglich; diesmal waren es freilich überwiegend weiblich Migrant_innen, mit deren Hilfe die durch den zumindest partiellen Exodus der Frauen in die Erwerbstätigkeit entstandene Lücke an sorgender Reproduktionsarbeit geschlossen wurde – in Form von legaler oder illegaler, aber jedenfalls prekärer außerhäuslicher oder häuslicher Dienstleistungsarbeit. In den Grauzonen der halb- und Illegalität spielen staatliche Migrationsregime auf der einen und „Menschenhandel“ auf der anderen Seite eine bedeutende Rolle. In den Grauzonen der Halb- und Illegalität spielen staatliche Migrationsformen auf der einen und "Menschenhandel" auf der anderen Seite eine bedeutende Rolle.

Zu diesem Kontext gehört die Beiträge von Andrea Kretschmann und Gergana Mineva. Kretschmann beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit der Arbeitsmarktsituation und sozialen Lage von Pendelmigant_innen im Bereich der häuslichen 24-Stunden-Pflege. Mineva befasst sich sich in ihrem Vortrag mit aktuellen Diskursen über Sexarbeit und der Frage, inwieweit diese zur Herstellung bzw. Erhaltung gesellschaftlicher Realität beitragen. Jenseits simplifizierter Polarisierungen, die die derzeitige Diskussion um Sexarbeit prägen, wird sie den Zusammenhang zwischen Migration, Ökonomie und prekarisierten Arbeitsbereichen, in welchem Sexarbeit zu verorten ist, thematisieren und problematisieren, ohne die Sexarbeiter_innen in ihrer Rolle als handlungsfähige Subjekte (im Bewusstsein über die Ambilvalenz dieses Konzeptes) zu ignorieren.

 

14.00

Panel Ethnisierung und Vergeschlechtlichung von Arbeits- und Bildungsverhältnissen

Moderation: Max Preglau

14.05 – 14.25

Barbara Herzog-Punzenberger, Pädagogik, Universität Linz:
Chancengerechtigkeit in der österreichischen Volksschule - Hintergrundanalysen zu Migration/Mehrsprachigkeit, Schicht und Geschlecht

14.25 – 14.45

Maria A. Wolf, Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck:
Schulerfahrungen von Eltern. Zur Vergeschlechtlichung und Ethnisierung elterlicher Praxis und kindlicher Schulleistungen.

Vertiefende Literatur

14.45 – 15.05

Andrea Kretschmann, Bielefeld Graduate School in History and Sociology, Universität Bielefeld:
Irreguläre Beschäftigung im Privathaushalt als 'Bagatelldelikt'. Ethnisierung und Vergeschlechtlichung von Arbeitsverhältnissen am Beispiel von Carework.

15.05 – 15.25

Gergana Mineva, maiz - Autonomes Zentrum von & für Migrantinnen, Linz:
Sexarbeit: Der Versuch einer Überwindung desktiptiver Annäherungen

15.25 – 16.00

Diskussion


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