Fr., 4. bis So., 6. Dez.: Walter-Boehlich-Konferenz

In Potsdam: "Walter Boehlich, Kritiker" - Ein wissenschaftliches Symposium über den Publizisten und Kritiker Walter Boehlich

Veranstalter: Prof. Dr. Helmut Peitsch, Institut für Germanistik der Universität Potsdam; Helen Thein, M.A., Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam, Walter Boehlich-Arbeitsstelle

Ort: Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, Am Kanal 47, D-14467 Potsdam

Zum Programm der Konferenz und dem dazu publizierten Flyer

Aus der Ankündigung: "Walter Boehlich, geb. 1921, studierte in Breslau und Hamburg Germanistik, war 1947-1951 Assistent des Romanisten Ernst Robert Curtius in Bonn und bis 1957 DAAD-Lektor in Aarhus und Madrid, als er Lektor im Suhrkamp Verlag wurde. 1968 trennte sich der Verlag von seinem Cheflektor, der zwar den Verlag der Autoren mit gründete, aber in den folgenden Jahrzehnten als freier Autor in verschiedenen Medien publizistisch sowie als Übersetzer und Herausgeber tätig wurde. Als er 2006 starb, wurde er in den Nachrufen der überregionalen Presse als „eine der großen intellektuellen Gestalten der alten Bundesrepublik“ gewürdigt. Das Spektrum der Bezeichnungen für Boehlichs Wirken in der Öffentlichkeit der Bundesrepublik – von Literat und Publizist über Kritiker zu Polemiker, Aufklärer und Schulmeister: „Prototyp des kritischen Intellektuellen“ – verwies auf die zwischen 1947 und 2001 wechselnden Orte, von denen aus Boehlich zur literarischen Kultur der Bundesrepublik beitrug: Literaturwissenschaft und Literaturkritik, Verlagslektorat und Autorschaft, auch in Rundfunk und Fernsehen.

Nach Boehlichs Tod fanden die Erben im Moses Mendelssohn Zentrum (MMZ) eine Institution, die seine mehr als 14.500 Bände zu den Gebieten Literatur, Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte umfassende Bibliothek nach dem Wunsch von Walter Boehlich in ihrer Gesamtheit übernehmen, erschließen und dank der Kooperation mit der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam geschlossen aufstellen wird, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ausgehend von der Nachlassbibliothek wird eine Konferenz, die das Institut für Germanistik der Universität Potsdam in Zusammenarbeit mit dem MMZ organisiert, an ihren Sammler erinnern.

Im Mittelpunkt der Konferenz, die durch die Einladung von Fachvertretern der Jüdischen Studien, Germanistik, Romanistik und der Zeit-, Sozial- und Kulturgeschichte interdisziplinär angelegt ist, steht das Wirken des Kritikers Walter Boehlich in der Öffentlichkeit der Bundesrepublik. In der Fokussierung auf eine Person, deren öffentliches Handeln in wechselnden institutionellen Zusammenhängen im Zeitverlauf thematisiert wird, entspricht diese Anlage einem Interesse, das sich in neuesten Arbeiten zu Boehlich in verschiedener Hinsicht vergleichbaren Literaturwissenschaftlern, Literaturkritikern, Verlegern und Autoren (Karl Korn, Peter de Mendelssohn, Robert Minder, Hans Magnus Enzensberger) artikuliert, und zwar in der germanistischen Wissenschaftsgeschichte ebenso wie in der medien- und kulturwissenschaftlichen Zeitgeschichte und der sozial- und kulturgeschichtlichen Intellektuellenforschung.

Eingeleitet wird die Konferenz von einem über die wissenschaftliche Öffentlichkeit hinaus auf das Potsdamer und Berliner Publikum zielenden Abendvortrag (Dr. Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung), der ein Gesamtbild entwerfen wird, sowie zwei Sektionen, die Boehlichs Verhalten zu seiner jüdischen Herkunft und seine Büchersammlung thematisieren. Dem folgen anschließend die vier Sektionen Literaturwissenschaft, Literaturkritik, Autorschaft, Verlagslektorat, die den Orten von Boehlichs öffentlicher Wirksamkeit entsprechen.

Zum Begleitprogramm der Konferenz gehört eine Lesung mit dem Schauspieler Hans-Jochen Röhrig, der am 5. Dezember, um 20.30 Uhr Boehlichs Übersetzung der Erzählung „Eine Geschichte vom Glück“ von Herman Bang lesen wird. Am 6. Dezember beschließt eine szenische Lesung aus Boehlichs Dokumentation „1848“ im Filmmuseum Potsdam die Konferenz."