faz_28.3.1988

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28.3.1988

Ein Fundstück anlässlich zweier aktueller Ereignisse: Gedenken an Hellmuth Karasek und Gedanken über die Neuauflage des „Literarischen Quartetts“.

„Hellmuth Karasek wurde immerhin als eine Art Lessing eingeführt“ und genieße den „Ruf in zehn Quadratzentimetern Text mehr Pointen unterbringen zu können als sämtliche Kollegen“, schrieb Joachim Kaiser (als von der Süddeutschen ausgeliehener Gastkritiker) drei Tage nach Ausstrahlung der ersten Folge des „Literarischen Quartetts“ am 25. März 1988 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Zwei aktuelle Anlässe haben uns im Altbestand des Innsbrucker Zeitungsarchivs danach suchen lassen, wie die Kritik auf die erste Sendung der erfolgreichsten literarischen Talkshow im deutschsprachigen Raum reagierte. Selber in der Riege der ‚Großkritiker’ spielend, fiel Kaisers Urteil über „derartiges Literaturgeschwätz“ freilich nicht sehr milde aus:

„Fazit: Dieses Quartett, bestehend aus Solisten, benötigt dringend einen Dirigenten. Sonst muss das zuschauende Publikum den Eindruck gewinnen, Literatur finde statt, wenn jeder sagt, der andere habe einerseits recht, aber er irre andererseits völlig. Und die Leute legen sich in der wohligen Überzeugung ins Bett, so etwas wie Denkdisziplin sei für versammelte Literaten ein Fremdwort.“

Da sich dieses Muster aber bestens bewährt hat, ist wohl davon auszugehen, dass auch die Neuauflage der Sendung am 2. Oktober 2015 im ZDF bei den ZuschauerInnen nicht unbedingt zu Schlaflosigkeit geführt hat …

Der vollständige Artikel mit dem Titel Braver Frieden, konfuser Krieg ist in der Altbestandsdatenbank des IZA archiviert.