Berliner Tageblatt

Berliner Börsen-Courier vom 1.10.1918

„So ist das Burgtheater noch heute das Maß der Dinge“, meint Herbert Ihering in dem Artikel „Theaterkritik und Berlin“. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und aktuellen Gegebenheiten sind rein zufällig.

[...] Die Wahrheit, daß der Wiener eine ausschließlich sinnliche Beziehung zum Theater hat, wird durch die Kritik nicht widerlegt, auch wenn man sieht, dass diese Kritik im Banne einer darstellerischen Tradition steht, die sich mit dem Ausdruckswillen des modernen Schauspielers nicht immer verträgt. Sinnliche Beweglichkeit bedeutet in Wien nicht: Aufgeschlossenheit dem Neuen gegenüber. Sondern, dass sich vergangene Erlebnisse die Lebendigkeit einer sinnlichen Vorstellung bewahrt haben. So ist das Burgtheater noch heute das Maß der Dinge. Weil Gesicht und Gehör auf Sonnenthal, Krastel, Lewinksky, Hartmann und Baumeister eingestellt sind, hat man nicht das Organ für den neuen Schauspieler. Dabei gibt es bestimmt Wiener, die die großen Burgtheaterdarsteller nicht mehr kannten und die doch sagen: „Ja, der Lewinsky!“ Sie glauben, ihn gesehen zu haben: ihre Einbildungskraft ist rückwärts gerichtet. [...]

 

Der vollständige Artikel ist im Innsbrucker Zeitungsarchiv archiviert.