Berliner Tageblatt

Berliner Börsen-Courier vom 25.12.1929

Weihnachten 1929: Kampfesfreudig fordert Ernst Rowohlt von der Verlegerschaft ein klares "Ja oder Nein!"


Am Weihnachtstag 1929 veröffentlichte der Berliner Börsen-Courier  in der 1. Beilage seiner Morgenausgabe (Nr. 601) das Ergebnis einer Umfrage mit dem Titel Keine Rundfrage - eine Aufforderung: Initiative!, an der u. a. Kurt Weill, Samuel Fischer und Alfred Döblin teilgenommen hatten. Der Verleger Ernst Rowohlt stellte seinen Beitrag unter die Überschrift Ja oder Nein! Darin heißt es:

Gewiss, die wirtschaftlichen Verhältnisse sind auch bei uns im Verlagsbuchhandel außeror­dentlich schwer, und es bedroht eine allgemeine Stumpfheit selbst den Temperamentsvollsten. In­folgedessen legen wir uns oft die Frage vor: hat es überhaupt Sinn, literarische Erzeugnisse in die Welt zu senden? Aber immer wieder faßt man neuen Mut, wenn man sieht, daß wirkli­che Werke doch siegen. Allerdings muß man zu der Ueberzeugung gelangt sein, daß die verlegeri­sche Aufgabe nicht bei der Produktion sogenannter Belletristik stehen bleiben darf, sondern daß der Verleger auch die Aufgabe hat, Probleme unter Debatte zu setzen und Anteil­nahme der öffentlichen Meinung zu schaffen, auch auf die Gefahr hin, Widerspruch zu finden. Auch für den Verleger ist die Atmosphäre nur dann erfreulich, wenn sie vom Lärm des Kamp­fes erfüllt ist. Die Kampfparolen müssen unzweideutig sein: ja oder nein!

Der vollständige Artikel ist im Innsbrucker Zeitungsarchiv archiviert.