Literaturhaus am Inn

Programm September–Oktober 2011

Lesung

Platzhalter

Mittwoch, 14. Sept., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Sabine Gruber

Als ihre Freundin Ines in Rom plötzlich stirbt, reist Clara Burger aus Stillbach in Südtirol an, um Ines’ Haushalt aufzulösen. Dabei entdeckt sie ein Romanmanuskript, das im Rom des Jahres 1978 spielt, dem Jahr der Entführung und Tötung Aldo Moros. Darin beschreibt Ines offenbar ihre eigene Ferienarbeit vor mehr als dreißig Jahren als Zimmermädchen im Hotel Manente, schreibt von Liebe, Verrat und Subversion, erzählt aber die Geschichte ihrer Chefin Emma Manente, die seit 1938 in Rom lebt und zum Leidwesen ihrer Südtiroler Familie einen Italiener geheiratet hat. War sie tatsächlich Johann aus Stillbach versprochen gewesen, der 1944 bei einem Partisanenanschlag in Rom getötet worden war? Und ist der Historiker Paul, den Clara in Rom kennenlernt, der Geliebte von Ines aus jenem Jahr? Wie wirken die Spannungen um Südtirol und seine Zugehörigkeit seit der NS-Zeit und dem Faschismus bis heute nach? In ihrem neuen Roman erzählt Sabine Gruber von der Verflechtung persönlicher und historischer Ereignisse, von Verrat und Verbrechen, von Sehnsucht, Wahrheit und neuer Liebe.

Sabine Gruber, geboren 1963 in Meran, lebt nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft als freie Schriftstellerin in Wien. Für ihr Werk – Erzählungen, Hörspiele, Theaterstücke und Romane – erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien,
wie den Anton Wildgans-Preis und das Robert Musil-Stipendium. Zuletzt erschienen: Die Zumutung. Roman (2003), Über Nacht. Roman (2007, beide: C. H. Beck). www.sabinegruber.at

Sabine Gruber: Stillbach oder die Sehnsucht. Roman. C.H.Beck 2011


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Vortrag und Gespräch in englischer Sprache

Donnerstag, 15. Sept., 18 - 19.30 Uhr
Literaturhaus am Inn
Alberto Manguel

Reading: a passion

Moderation: Alejandro Boucabeille


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Lesung



In Kooperation mit Klangspuren.Festival zeitgenössischer Musik

www.klangspuren.at

Freitag,16. Sept., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Alberto Manguel

Einführung und Moderation: Elia Eisterer-Barceló

Lesung auf deutsch: Johann Nikolussi

Alberto Manguel lässt seine Leserinnen und Leser in die Welt der Literatur, die eigentlich aus unzähligen Kosmen besteht, eintauchen. Im deutschsprachigen Raum wurde er Ende der Neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts schlagartig mit Eine Geschichte des Lesens berühmt, eine Liebeserklärung an die Bücher, aber auch der Versuch, die Liebe zwischen den Menschen und dem Lesen und Schreiben quer durch alle Zeiten, Kontinente und Religionen zu erklären. Auf kenntnisreiche und vergnügliche Weise vereint Manguel sein großes enzyklopädisches Wissen mit der eigenen Biographie.

„Der König der Leser“ (Ulrich Greiner) ist auch Verfasser von Erzählungen und Romanen. Zuletzt erschien 2010 sein Roman
Alle Menschen lügen, ein literarisches Vexier- und Verwirrspiel, in dessen Mittelpunkt ein verloren gegangenes Manuskript steht. Hier reiht sich Manguel in eine besonders in der spanischsprachigen Literatur ausgeprägten Tradition ein, in der Bücher und Bibliotheken zu Protagonisten von fiktiven Texten werden, in denen Realität und Surrealität, Fiktion und Fantasie ineinander fließen. Ebenso wie in seinen Essays, erweist sich Manguel als politisch wacher Schriftsteller.

Alberto Manguel, geboren 1948 in Buenos Aires, wirkte unter anderem in Paris, London, Mailand und Toronto als Verlagslektor und Literaturdozent. Er übersetzte zahlreiche Bücher und ist Herausgeber von Anthologien und Kurzgeschichten. Manguel lebt vorwiegend in Toronto und Paris und ist seit 1988 kanadischer Staatsbürger. Für sein Werk erhielt er zahlreiche internationale Ehrungen. Publikationen (Auswahl): Von Atlantis bis Utopia. Ein Führer zu den imaginären Schauplätzen der Weltliteratur(1981, Christian), Eine Geschichte des Lesens (1998, Volk & Welt), Stevenson unter Palmen. Eine metaphysische Kriminalgeschichte (2003), Tagebuch eines Lesers(2005), Die Bibliothek bei Nacht (2007, alle: Fischer). www.alberto.manguel.com

Elia Eisterer-Barceló, geboren 1957 in Alicante (Spanien), seit 1981 Mitarbeiterin am Institut für Romanistik, ist in ihrem Heimatland und mittlerweile auch hierzulande eine bekannte Schriftstellerin, die für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhielt. Auf Deutsch erschienen die Romane Das Geheimnis des Goldschmieds (2004), Das Rätsel der Masken (2006) und Stimmen der Vergangenheit (2009, alle: Piper)

Alberto Manguel: Alle Menschen lügen. Roman. Fischer 2010


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Lesung Freitag, 23. Sept., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Junge Texte
Aus der Schreibwerkstatt mit Bernhard Aichner

Moderation: Bernhard Aichner

Das Literaturhaus am Inn hat im letzten halben Jahr erstmals eine Schreibwerkstatt für Jugendliche angeboten. In drei Terminen arbeiteten neun Jugendliche unter der Leitung von Bernhard Aichner an der Entstehung von literarischen Texten. Herausgekommen sind neun Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein können. Von tragisch bis heiter, von lustig bis romantisch, die Bandbreite der Texte, die zu hören sein werden, ist groß: Ein spannender, abwechslungsreicher Abend mit neuen Talenten am Tiroler Literaturhimmel ist garantiert!

Es lesen: Linda Achberger (*1992), Max Allinger-Csollich (*1996), Bernd Kramer (*1999), Jana Kranebitter (*1999), Alena Riha (*1993), Valentin Rottensteiner (*1994), Julia Schaidreiter (*1991), Christina Stolz (*1994) und Selina Willinger (*1995).

Bernhard Aichner, 1972 geboren, aufgewachsen in Osttirol, lebt als freier Schriftsteller, Theaterautor und Fotograf in Innsbruck. Auszeichnungen zuletzt: 2007/2008 Staatsstipendium und Großes Literaturstipendium des Landes Tirol, jüngste Publikationen: Schnee kommt (2009, Skarabæus), Die Schöne und der Tod.Krimi (2010), Für immer Tod.Ein Max-Broll-Krimi (2011, beide Haymon Taschenbuch). www.bernhard-aichner.at


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Buchpräsentation und Themengespräch Dienstag, 27. Sept., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Krista Hauser
Kulturjournalismus zwischen Zentrum und Peripherie

Mit Horst Christoph, Michael Klein und Erika Wimmer

Krista Hauser hat zwischen 1965 und 2000 die Kultur in Tirol und ganz Österreich beobachtet und vermittelt: als Kulturchefin der Tiroler Tageszeitung, dort auch verantwortlich für die kulturpolitische Beilage horizont, und als Kulturredakteurin und Filmerin beim ORF in Wien. Sie hat zahlreiche Artikel, Essays und Beiträge für die Zeitung, für Zeitschriften und Kataloge verfasst und eine Vielzahl dokumentarischer Künstlerporträts und Themenfilme gedreht, dazu noch einige Bücher herausgebracht: Ein höchst intensives Arbeitsleben, in dem sich 30 Jahre österreichischer Kunst, Architektur und Literatur spiegelt.

Aus Anlass ihres 70. Geburtstages erscheint eine Monografie über das vielfältige Engagement einer Tiroler Journalistin und Kulturvermittlerin. Horst Christoph (Profil) und Michael Klein (Inns-brucker Zeitungsarchiv) sind eingeladen, als Wegbegleiter Krista Hausers mit der Autorin Erika Wimmer über die kulturpolitisch spannenden Jahre 1970–1980 (und darüber hinaus) zu diskutieren, eine Zeit, in der die Journalistin in der hiesigen Kulturszene kräftig mitmischte.

Erika Wimmer: Krista Hauser – Kulturjournalistin und Dokumentarfilmerin. Ein Porträt .Studienverlag 2011


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Lesung Dienstag, 4. Okt., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Maja Haderlap

Maja Haderlap erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte eines Mädchens, einer Familie und zugleich die Geschichte eines Volkes, der Kärntner Slowenen. Erinnert wird eine Kindheit in den Kärntner Bergen und der Versuch eines heranwachsenden Mädchens, ihre Familie und die Menschen in ihrer Umgebung zu verstehen. Zwar ist der Krieg vorbei, aber in den Köpfen der slowenischen Minderheit, zu der die Familie gehört, ist er noch allgegenwärtig. Erst nach und nach lernt das Mädchen, die Bruchstücke und Überreste der Vergangenheit in einen Zusammenhang zu bringen und aus der Selbstverständlichkeit zu reißen und schließlich als (kritische) junge Frau eine Sprache dafür zu finden.

Für einen Auszug aus diesem Roman gewann die Autorin den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis.

Maja Haderlap, geboren 1961 in Bad Eisenkappel in Kärnten. Studium der Theaterwissenschaften und der Deutschen Philologie an der Universität Wien; Arbeit als Dramaturgie- und Produktionsassistentin in Triest und Ljubljana, von 1992 bis 2007 Chefdramaturgin am Stadttheater Klagenfurt. Lebt als Autorin in Klagenfurt. Schreibt Lyrik, Prosa, Essays und übersetzt aus dem Slo-
wenischen ins Deutsche. Lyrikbände: Žalik pesmi (1983), Bajalice (1987), Gedichte Pesmi Poems (1998). www.haderlap.at/maja.html

Maja Haderlap: Engel des Vergessens. Roman. Wallstein 2011


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Gespräch Dienstag, 11. Okt., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Schreiben lehren im Kontext des
eigenen
poetologischen Standorts
Mit Barbara Hundegger, Christian Ide Hintze, Erika Kronabitter

Konzept und Moderation: Petra Ganglbauer

Die an diesem Abend versammelten Beitragenden sind nicht nur AutorInnen und KünstlerInnen, sondern auch Lehrende im Bereich Sprach-Kunst und im Kontext des kreativen Schreibens. Barbara Hundegger, Christian Ide Hintze und Erika Kronabitter geben in dem, von Petra Ganglbauer moderierten Gespräch, Einblick in ihre Schreib-Genese und machen ihre Sicht des Lehrens unter Einbeziehung ihres eigenen poetologischen Standorts transparent. Untersucht und hinterfragt werden einserseits die ästhetisch-formalen wie auch politischen Zugänge zum Schreiben und andererseits die gesellschaftliche Relevanz der literarischen bzw. kreativen Schreib-Lehre.

Barbara Hundegger, geboren 1963 in Hall in Tirol, lebt als freie Schriftstellerin in Innsbruck, Unterrichtstätigkeit am Institut für Sprachkunst. Zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, zuletzt: 2011 outstanding artist award für Literatur, des BMUKK, jüngste Publikation: schreibennichtschreiben. Lyrik (2009, Skarabaeus). www.bahu.at

Christian Ide Hintze, geboren 1953 in Wien, Autor von Audio-, Video- und Performance-Gedichten, von Zettel-, Plakat- und Buchtexten, von Filmen, Aktionen, Installationen und Songs. Seit 1992 Direktor der „schule für dichtung in wien“. http://sfd.at. Publikationen zuletzt: Orivesi Teachings.instruktive Poesie (2008), nantzn.performative Poesie (2010). www.ide7fold.net

Erika Kronabitter, geboren 1959 in Hartberg/Sterreich, arbeitet interdisziplinär in den Bereichen Literatur, Malerei, Grafik, Konzept-, Video und Fotokunst. Seit 2001 Leitung unterschiedlicher Workshops zu Essay, Lyrik und zum interdisziplinären Arbeiten mit Literatur und Video, Veröffentlichungen seit 1978, zuletzt: dich atmen gehört. In: Ein Fenster bis zum Horizont, Anthologie deutsch-polnisch (hg. malgorzata ploszewska); Edition Art Science, St. Wolfgang-Wien (2011). Viele Preise und Stipendien, jüngste Auszeichnung: Theodor-Körner-Preis 2011 für das Projekt nora.x.(Ar-
beitstitel). www. kronabitter.com

Petra Ganglbauer, geboren 1958 in Graz, lebt in Wien und im Burgenland als Autorin und Radiokünstlerin. Schreibt Lyrik-, Prosa und Essays, veröffentlichte Wiener Vorlesungen zur Literatur, Hörstücke, Hörspiele, arbeitet an interdisziplinären Projekten. Leitung des Lehrgangs Wiener Schreibpädagogik, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer Schreibpädagog/inn/en: www.schreibpaedagogik.com.Veröffentlichungen zuletzt: Die Überprüfung des Meeres. Art Science (2010), Ökotonal, ORF Kunstradio (2010), Permafrost. Prosa (2011, mitterverlag). ganglbauer.mur.at

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Lesung und Gespräch Dienstag, 18. Okt., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Martin Kubaczek

Gespräch mit dem Lektor Joe Rabl

In drei verschiedenen Erzählräumen versucht Martin Kubaczek seinen Protagonisten, den Vater, festzuhalten: Im ersten Teil lässt er ihn unkommentiert erzählen, wie ihm „das Erzählen das Leben gerettet hat“; im zweiten Teil erinnern sich die Eltern, im zunehmend aussichtslosen Ringen mit dem körperlichen Verfall an die Leidenschaft ihrer Beziehung ebenso wie an die bedrückenden, unaussprechbaren Erlebnisse in der Nazizeit. Im Vergleich der vom Vater gemalten Aquarelle zum Schweizer Berg Rigi mit denen seines Vorbilds William Turner, stellt sich im dritten Teil die Frage nach dem Richtigen und dem Realen, die sich als eine der Tages- und Jahreszeiten, der Lichtverhältnisse, der Wahrnehmung und der Perspektive erweist.

Martin Kubaczek, geboren 1954 in Wien, studierte Violine, Germanistik und Philosophie. Er lehrte 15 Jahre lang Literatur und vergleichende Kulturwissenschaften an der Tokyo University for Foreign Studies und der Meiji-Universität; heute lebt er als Schriftsteller, Literaturkritiker und Essayist in Wien und Tokio.

Joe Rabl, geboren in Kufstein, Studium der Germanistik und Komparatistik, seit 1996 im Verlagswesen, freier Lektor.

Martin Kubaczek: Die Knie meiner Mutter und mein Vater im Krieg.Roman. Folio Verlag 2011

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Lesung und Gespräch Donnerstag, 20. Okt., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Evelyn Schlag

Gespräch mit der Lektorin Bettina Wörgötter

Oktober 1956: Nahe der Grenze fallen Schüsse, Blut fließt. Schnell ist der Traum von der großen Freiheit in Ungarn vorbei. István Földesch flüchtet mit seiner Frau Etelka und dem Sohn László über die grüne Grenze. In einer Molkerei findet die Familie rasch Arbeit. Viele Jahre später begegnen sich der Rechtsanwalt Valentin Görtz aus Österreich und der Ungar László Földesch an einer Tankstelle. Obwohl sie sich nie zuvor gesehen haben, sind ihre Biographien eng miteinander verknüpft. Görtz findet heraus, dass sein Vater einst der Anwalt des Molkereidirektors war, und auch bei seiner Lebensgefährtin Katharina setzt László Erinnerungen in Gang. Ein Roman über vermeintliche Zufälle und den dynamischen Sog von Vergangenheit und Erinnern.

Evelyn Schlag, geboren 1952 in Waidhofen an der Ybbs, Studium der Germanistik und Anglistik, lebt als Schriftstellerin, Übersetzerin, Essayistin, Literaturkritikerin und Lehrerin in Waidhofen/Ybbs. Zuletzt erschienen: Brauchst du den Schlaf dieser Nacht.Gedichte (2002), Das L in Laura.Roman (2003), Architektur einer Liebe.Roman (2006), Sprache von einem anderen Holz.Gedichte (2008, alle: Zsolnay)

Bettina Wörgötter, geboren 1974 in Kufstein. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Germanistik und Romanistik in Wien, Paris und Madrid. 1998 / 1999 Universitätsassistentin an der ELTE in Budapest. Seit 1999 Lektorin im Zsolnay & Deuticke Verlag, Wien.

Evelyn Schlag: Die große Freiheit des Ferenc Puskás. Roman. Zsolnay 2011


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[Montagsfrühstück. Forum für strategische Langsamkeit] Montag, 24. Okt., 9 - 11 Uhr
Literaturhaus am Inn
Zurück zur Natur – nur, zu welcher?
Hans Platzgumer und Josef Nussbaumer im Gespräch

Moderation: Martin Sexl

Oft sprechen wir wenn es um Armut, atomare Unfälle, Klimawandel oder andere schreckliche Konsequenzen menschlichen Handelns geht von „Unglück“ oder „Katastrophen“, als ob solche Ereignisse „ganz natürlich“ über den Menschen hereinbrechen würden und nicht von diesem gemacht wären. Natur kann so gesehen in der gesellschafts-politischen und medialen Rhetorik als Argument dienen, um menschliches Handeln zu entschuldigen. Parallel dazu scheint es ein sehr starkes menschliches Bedürfnis und eine Sehnsucht nach einer „natürlichen Natur“ zu geben, die einen Rückzugsort bildet, der frei ist von zivilisatorischen Überformungen und technologischen Eingriffen, welche die Erde ja zunehmends an den Rande eines Kollapses zu führen scheinen. Diese „natürliche Natur“ ist jedoch vielleicht nicht mehr als unberührte Wildnis denkbar, die es schon lange nicht mehr gibt, sondern als in irgendeiner Form deformierte Natur. Exemplarisch wird das dort deutlich, wo vom Menschen gemachte Katastrophen zu einem zivilisatorischen Versagen geführt haben und die Natur zu wuchern beginnt, wie in der Sperrzone rund um Tschernobyl oder in den von Wirbelstürmen heimgesuchten Tropen.

Das komplexe Wechselverhältnis von Natur und Kultur/Zivilisation soll in diesem Montagsfrühstück zur Diskussion gestellt werden. Es diskutieren der Schriftsteller und Musiker Hans Platzgumer und Josef Nussbaumer, Professor am Institut für Wirt-
schaftstheorie, -politik und -geschichte an der Universität Innsbruck.


20 Uhr

Lesung mit Hans Platzgumer

Juni 2011, die Geisterstadt Pripjat in der Ukraine. 1986 ist hier ein Reaktor explodiert und hat über 4000 Quadratkilometer in ein totes Gebiet verwandelt. Es gibt verseuchten Wald, verstrahlte Gebäude. Und einige Menschen. Phillipe und Soraya suchen Gott, Henry sucht wilde Tiere, Oleg, Gennadi und Artjom sind nur zum Vergnügen hier, Alexander und Igor haben nichts mehr zu verlieren. Ihre Wege kreuzen sich und jedes Leben nimmt plötzlich einen ganz anderen Verlauf. Keiner geht aus der Zone, wie er gekommen ist.

„Hans Platzgumers Roman ist in erster Linie eine dicht komponierte, stilistisch vielschichtige Prosa, voller Bitterkeit und Düsternis angesichts der Besessenheit des Menschen von technischem Fortschritt, und voller Skepsis gegenüber der vermeintlich allmächtigen Wissenschaft.“ (Literaturhaus Wien)

Hans Platzgumer, geboren 1969 in Innsbruck, lebt als Musiker, Komponist und Schriftsteller in München und am Bodensee. Seit 1987 veröffentlichte er weltweit über 50 LPs und CDs (u. a. mit HP Zinker oder den Goldenen Zitronen), arbeitete für Film, Theater und Hörspiel. Ausgezeichnet u. a. mit dem Emil-Berlanda-Preis und einer Grammy-Nominierung. Bisher erschienen: Expedition (2005), Weiß (2008, beide Skarabaeus). www.platzgumer.net

Hans Platzgumer: Elefantenfuß. Roman. Limbus 2011


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