Literaturhaus am Inn

Programm Mai–Juni 2008

[A-CH]

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Montag, 5. Mai , 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Doppellesungen mit Autorinnen und Autoren aus der Schweiz und Österreich:
Irene Prugger und Magdalena Kauz
Moderation: Renate Giacomuzzi

Irene Prugger liest aus ihrem Roman Schuhe für Ruth (Skarabaeus 2008). „Es hat Irene Pruggers brillanter Stil an sich, dass Tragisches plötzlich zum Lachen anregt und beste Unterhaltung mit Botschaft kombiniert wird, ohne dass man ein überflüssiges Rufzeichen ausmachen kann.“ (Bernhard Sandbichler)
Irene Prugger, geboren 1959 in Hall in Tirol. Seit 1988 freie Journalistin und Autorin. 1988–1997 Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift Inn. Seit 1995 ständige journalistische Mitarbeit am
Extra der Wiener Zeitung. Lebt und arbeitet in Mils. Publikationen: Wasser für Franek  (Haymon 1993), Mitten im Weg. Roman (Haymon 1997), Nackte Helden und andere Geschichten von Frauen (Skarabaeus 2003).

Magdalena Kauz liest aus ihrer Erzählung der Hut, das Wasser, die Liebe (Kyrene 2008). „Die Autorin lässt in der Erzählung zwischen den Zeilen Raum für das Entfalten eines poetischen Tons.“ (Verlagsankündigung)Magdalena Kauz, geboren 1963 in Luzern, lebt in Innsbruck, Basel und Zürich. Autorin, Journalistin, Dokumentarfilmerin, Videos; Organisatorin des Literaturfestivals Sprachsalz in Hall in Tirol. Schreibt Lyrik und Prosa. Publikationen in Zeitschriften und Anthologien. Zuletzt: wortgestöber. Gedichte (Skarabaeus 2005).


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Writer in Residence

Mittwoch, 7. Mai, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Andrej Kurkov. Lesung und Autorengespräch
Moderation: Christine Engel

Der diesjährige Writer in Residence an der Universität Innsbruck, Andrej Kurkov, geboren 1961 in St. Petersburg, ist seit den 1990er Jahren als Schriftsteller tätig. Im deutschsprachigen Raum wurde er vor allem mit dem Roman Picknick auf dem Eis (Diogenes 1999) bekannt.

Andrej Kurkov analysiert in seiner Prosa die postsowjetische Gesellschaft und gestaltet mit seinem scharfsichtig ironischen Blick surreale Situationen, die die Umbrüche im Alltag und in den Köpfen
der Menschen zum Schillern bringen. Der Autor, der gut Deutsch spricht, schreibt in russischer Sprache, publiziert in Sankt-Petersburg und lebt in Kiew, wo Ukrainisch und Russisch miteinander konkurrieren. Der Literaturbetrieb in beiden Ländern ist ihm vertraut und er bekommt bei seinen Lesungen Einblicke in unterschiedliche Rezeptionshaltungen. Er wird Ausgewähltes aus seinen Werken präsentieren .


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kurz und gut

Dienstag, 20. Mai, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Hanno Millesi: Wände aus Papier (Luftschacht) und Bernhard Strobel: Sackgasse (Droschl). Lesung
Moderation: Carolina Schutti

Mit Wände aus Papier von Hanno Millesi und Sackgasse von Bernhard Strobel sind zwei Erzählbände erschienen, die abseits von derzeit „angesagten“ Themen Überraschendes und Verstörendes im scheinbar Alltäglichen aufdecken: Millesi stellt perspektivisch die Kleinfamilie auf den Kopf und Strobel beobachtet Menschen, deren Beziehungen in der Auflösung begriffen scheinen und die doch auf unaussprechliche Weise miteinander verbunden sind. Um Geschichten schreiben zu können, die ihre Spannung nicht allein aus der Handlung schöpfen, muss man gut schreiben können: Dass einen die beiden Autoren schon nach wenigen Sätzen in ihren Bann ziehen, spricht für sich ...
„Originell ist Millesis Perspektive, mit der er sich dem Universum Familie nähert: Es ist der Blickwinkel der Kinder, die sozusagen von unten auf die fremde, eigenartige, unverständliche Welt der Eltern blicken. Nicht aber kindlich-naiv sind Millesis Erzähler, nein, es sind zwar Kinder, aber mit dem Abstraktions- und Reflexionsniveau und der Sprachfähigkeit von Erwachsenen. Altkluge, nüchtern-logische Denker.“ (Peter Landerl)
Hanno Millesi wurde 1966 in Wien geboren, wo er auch lebt. Studium an der Universität Wien und der Hochschule für Angewandte Kunst Wien. Veröffentlichungen (Auswahl): Primavera (Ritter 2001), Im Museum der Augenblicke (Triton 2003), Mythenmacher. Roman (2005), Wände aus Papier. Kurzgeschichtenzyklus (2006), Im Museum der Augenblicke. Roman (2007; alle: Luftschacht). Auszeichnungen (Auswahl): Jubiläumspreis der literar mechana 1999/2000, Teilnahme an den Tagen der deutschsprachigen Literatur 2006 in Klagenfurt.

„Das verteufelt Gute an Strobels Geschichten ist, dass er es unter der sorgfältig polierten, unauffälligen Oberfläche kräftig krachen und brodeln lässt, dass er die tektonischen Verwerfungen verdeckt, die ein latentes Konfliktpotential darstellen, sie aber den Leser trotzdem spüren lässt. Strobel ist ein gerissener Erzähler. Aus dem einfachen Aufbau der Geschichten irrlichtern Verstörung, Tücke und Verunsicherung. Strobel schafft Spannung aus dem Nichts.“ (Peter Landerl)
Bernhard Strobel wurde 1982 in Wien geboren, wo er unter anderem lebt. Studium der Skandinavistik. Zahlreiche Publikationen in Literaturzeitschriften. Staatsstipendium für Literatur 2007. Sackgasse (Droschl 2007) ist seine erste Buchpublikation.


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[CH-CH]

Mittwoch, 28. Mai, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Doppellesung mit Autoren aus der Schweiz:
Jürg Beeler: Solo für eine Kellnerin und Jürg Schubiger: Die kleine Liebe (beide: Haymon 2008)
Moderation: Stefan Gmünder (Der Standard)

„Zwei Männer, Onkel und Neffe, erzählen von ihrer Liebe zur selben Frau. Der eine ist mit ihr verheiratet, der andere sitzt in ihrem Ferienhaus in der Toskana. [ ... ] Leicht und präzise, mit Scharfsinn und Witz erzählt er von Beziehungen in schwierigen Zeiten und lotet verborgene Bezirke der menschlichen Seele aus. Ein dichtes, raffiniert komponiertes Stück Sprachmusik.“ (Verlagsankündigung)Jürg Beeler, geboren 1957 in Zürich, wo er heute als Schriftsteller lebt. Ausgezeichnet u.a. mit dem Erwin-Jaeckle-Preis der Goethe-Stiftung in Basel 1987, mit dem Förderpreis beim Lyrikpreis Meran 1994, dem Literaturpreis des Kantons Solothurn und dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung 2002. Zuletzt erschienen: Das Alphabet der Wolken. Roman (1998), Die Liebe, sagte Stradivari. Roman (2002), Das Gewicht einer Nacht. Roman (2004), Solo für eine Kellnerin. Roman (2008, alle: Haymon).

„L., eine Abkürzung für Laetizia, versucht zu erkunden, was die anderen offensichtlich längst auswendig kennen: das Alltägliche. Aus ihren Beobachtungen entsteht eine befremdende Beschreibung unserer Welt und der Spielregeln unseres Zusammenlebens. In einer Mischung von Heiterkeit und melancholischer Hintergründigkeit entwickelt Jürg Schubiger die Biografie dieser Frau. [...] Mit stilistischer Meisterschaft erzählt Jürg Schubiger L.s Geschichte in Szenen und Episoden, hinter deren Leichtfüßigkeit und Eleganz sich das ganze Gewicht eines Menschenlebens verbirgt.“ (Verlagsankündigung)
Jürg Schubiger, geboren 1936, lebt in Zürich und im Tessin. Verschiedenste berufliche Anläufe und Abbrüche und längere Aufenthalte in Südeuropa. Studium der Germanistik, Psychologie, Philo-
sophie. Freier Schriftsteller. Zahlreiche Bücher (darunter mehrere Kinderbücher) und Auszeichnungen. Für seinen Roman Haller und Helen (Haymon 2002) erhielt er eine Ehrengabe des Kantons Zürich und den ZKB Schillerpreis 2003. Die kleine Liebe (2008) ist sein zweiter Roman bei Haymon.


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[A–CH]

Dienstag, 3. Juni, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Doppellesung mit Autorinnen und Autoren aus der Schweiz und Österreich: Monica Cantieni und Barbara Hundegger
Moderation: Robert Renk

Monica Cantieni wird aus dem noch unveröffentlichten Manuskript Kuckucksei lesen, einem Roman rund um die Themen Schweiz, Verfolgung, Emigration, Adoption. „Cantieni schreibt gezügelt und üppig zugleich. Und auch das ist ein Plus: jede Zeile des Buchs ist streng durchdacht; aber der unbefangene Leser wird davon nichts merken.“ (Neue Zürcher Zeitung über die Erzählung Hieronymus’ Kinder, Rotpunktverlag 1996).
Monica Cantieni, geboren 1965 in Thalwil, lebt in Wettingen und Wien, Schriftstellerin und Produzentin beim Schweizer Fernsehen und Lehrbeauftragte am Institut für Medienwissenschaft der Universität Basel. Seit 1992 Prosatexte und Bildbetrachtungen sowie Arbeiten in den Bereichen Lyrik und Drama. Zahlreiche Publikationen in Zeitschriften und Anthologien. Förderungen und Preise, zuletzt Lyrikpreis Rilke-Festival, Sierre (2000).

In ihrer Lyrik vermag Barbara Hundegger „die Grenzen von Form und Inhalt in ihren Texten zu sprengen und dadurch poetische Konzentration mit leidenschaftlicher Reflexion gesellschaftlicher Prozesse zu vereinen.“ (Anna Rottensteiner) 
Barbara Hundegger, geboren 1963 in Hall in Tirol. Studium der Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft in Innsbruck und Wien. Mitglied der Grazer Autorinnen-/Autorenversammlung.  Zahlreiche Auszeichnungen für ihre Lyrik, u.a. Christine-Lavant-Preis 1997, Reinhard-Priessnitz-Preis 1999, Preis für künstlerisches Schaffen der Stadt Innsbruck 2002.
Publikationen: und in den schwestern schlafen vergessene dinge. Poesie (Wieser 1998), desto leichter die mädchen und alles andre als das. Gedichte (Edition Das fröhliche Wohnzimmer 2002), kein schluss bleibt auf der andern. nutte nonne lesbe – drei mal raten zählen bis drei (Skarabaeus 2004), rom sehen und. Lyrik (Skarabaeus 2006).


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Migrationsliteratur in Europa



Eine Veranstaltungsreihe des Forschungsschwerpunkts „Kulturen im Kontakt“ der Universität Innsbruck in Zusammenarbeit mit dem
Literaturhaus am Inn

Mittwoch, 4. Juni , 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Ein Literarisches Quintett im Zeichen der Migrationsliteratur

Die westlichen Gesellschaften zeichnen sich durch eine vielfach negative Wahrnehmung von Migrationsphänomenen aus, welche meist auch von den Humanwissenschaften übernommen wurde. Entgegen der üblichen Interpretation von Migration als einem für alle Betroffenen (d.h. für MigrantInnen ebenso wie für die Aufnahmegesellschaften) hochgradig problematischen Prozess gehen die unter dem Forschungsschwerpunkt „Kulturen im Kontakt“ versammelten ForscherInnen einen neuen Weg: Migrationserfahrung soll nicht nur als traumatisierende Erfahrung von Trennung, Entwurzelung und Entfremdung, von Verlust, Akkulturationsproblemen, Ausgrenzung aus der kollektiven Identität und Stigmatisierung begriffen werden, sondern vor allem als stimulierende Herausforderung, die Impuls zur Freisetzung kreativer Kräfte und Auslöser kreativer Prozesse ist.

Fünf LiteraturwissenschaftlerInnen stellen literarische Texte aus verschiedenen Kultur- bzw. Sprachräumen vor, die allesamt die Erfahrung der Migration reflektieren. Es diskutieren: Evi Binder, Doris G. Eibl, Kerstin J. Mayr, Susanne Pichler, Jens Nicklas.

Besprochene Bücher:

Julia Kissina: Vergiss Tarantino (Aufbau 2005); Abdourahman Waberi: In den Vereinigten Staaten von Afrika(Nautilus 2008); Yoko Tawada: Sprachpolizei und Spielpolyglotte. Literarische Essays (Konkursbuch 2007); Romesh Gunesekera: The Match (Bloomsbury 2006); Sasa Stanisi´c: Wie der Soldat das Grammofon repariert (Luchterhand 2006)

Donnerstag, 5. Juni, 19 Uhr!!

Spiegel im fremden Wort.
Mehrsprachige Lesungen mit Hamir Sadr, Linda Lê und Joan Anim-Addo

Spiegel im fremden Wort: Unter diesem Titel seiner Dresdner Chamisso-Poetik-Vorlesungen thematisiert der in Russland geborene und in Österreich lebende Autor Vladimir Vertlib die literarischen Übersetzungsmöglichkeiten von Migrationserfahrungen sowie die Möglichkeiten und Grenzen des Schreibens in einer „fremden“ Sprache. Spiegel im fremden Wort: Hamir Sadr, Linda Lê und Joan Anim-Addo reflektieren in ihren Texten über literarische Spiegelbilder, Erinnerungen und „eigene“ und „fremde“ Worte.

Hamir Sadr, geboren 1946 in Teheran, gehört zu den großen Exilschriftstellern des Iran, seine Arbeiten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er lebt seit 1991 in Wien. In seinem letzten Roman Der Gedächtnissekretär (Deuticke 2005) nützt er die Freiheit des Fremden für einen ganz eigenen Blick auf die österreichische Geschichte. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete er mit den Filmemachern Jacques Bral, Sam Fuller und Mansur Madavie zusammen.

Linda Lê, geboren 1963 in Dalat in Südvietnam. Sie besuchte das französische Gymnasium in Saigon und emigrierte 1977 mit ihrer Mutter und drei Schwestern nach Frankreich. Seit 1981 lebt sie als freie Autorin in Paris. In deutscher Übersetzung erschienen: Irre Reden (1998), Die drei Parzen (2002), Toter Buchstabe (2005, alle: Ammann).

Joan Anim-Addo, geboren in Grenada, lebt und arbeitet als Autorin und Literaturwissenschaftlerin in London. Leiterin des Caribbean Centre am Goldsmiths College der University of London sowie der Caribbean Women Writers Alliance, Mitbe-
gründerin der Zeitschrift Mango Season. Sie schreibt vor allem Lyrik (Haunted by History, Janie Cricketing Lady) und Theaterstücke
und ist Autorin des zweisprachigen (engl./ital.) Librettos Imoinda .


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BUP Montag, 9. Juni , 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Gabriele Werner-Felmayer: Die Vorsicht der Schildkröten. Über Charles Darwin, den heimlichen Krieg der Natur und die zukünftigen Bewohner von Santa Rosalia ( Berlin University Press 2007)
Verlagsvorstellung durch den Verleger Gottfried Honnefelder
Lesung von Gabriele Werner-Felmayer
Gespräch: Anna Rottensteiner

„Ein neuer Verlag? Ja, ein neuer Verlag. Nein, nicht ein neuer Verlag.“ So zu lesen auf der Homepage, auf der sich Berlin University Press als „DER Verlag für intelligent-leichte Wissenschaftsliteratur“ präsentiert. Die Innsbrucker Biochemikerin Gabriele Wer-
ner-Felmayer publizierte im Erstprogramm drei Essays unter dem Titel Die Vorsicht der Schildkröten. Ein Titel, der neugierig macht. Von der Evolutionstheorie Charles Darwins ausgehend, zieht sie die Fäden bis zu den neuesten Erkenntnissen der Genetik, um sich einer Antwort darauf, was uns als Menschen ausmacht, zu nähern. Die Spezifizierung des Wissens kann immer weniger Auskunft darüber geben, was denn nun Mensch-Sein, in Abgrenzung zu oder in Einheit mit der Natur, ist. Bleibt „nur“ das  Staunen? Feine Ironie, erzählerische Einschübe und ein Distanz einfordernder Blick auf die Wissenschaften kennzeichnen dabei ihre Herangehensweise.

Gabriele Werner-Felmayer forscht und lehrt als Professorin im Bereich der Medizinischen Biochemie an der Medizinischen Universität Innsbruck, wo sie zudem mit dem Aufbau einer interdisziplinären Plattform zur Diskussion wissenschaftsethischer Fragen befasst ist.
Gottfried Honnefelder studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Bonn, London und München. Ab 1974 war er 23 Jahre lang im Suhrkamp Verlag tätig, seit 1979 Geschäftsführer der Verlagsgruppe. Nach neun Jahren als alleingeschäftsführender Gesellschafter des DuMont Buchverlags übernahm er im April 2006 den Verlag Berlin University Press. Seit 1996 Mitglied des Stiftungsrates für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, seit 2001 Stellvertretender Vorsteher, seit 2006 Vorsteher des Börsen-vereins des Deutschen Buchhandels.


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Schale aus Schlaf

Mittwoch, 11. Juni , 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Christian Loidl: Schale aus Schlaf. Gedichte aus dem
Nachlass (Leykam 2008)
Buchpräsentation mit Eva Lavric (Lesung),
Wolfgang Musil und Martina Cizek (Musik)
In Zusammenarbeit mit dem Verein Farnblüte

Christian Loidl, geboren 1957 in Linz, gestorben 2001 in Wien, war Lyriker und Performancekünstler, Mitbegründer der Schule für Dichtung und „bedingungsloser Verfechter der Poesie“ (Gerhard Ruiss). Was ist es, das seine Gedichte so besonders macht? Das Leichte und gleichzeitig Profunde, das Präzise und gleichzeitig Spielerische, das Verrückte und gleichzeitig Liebevolle. Dem Leben, der Welt ihren Zauber zurückgeben: der Dichter als Schelm, der Dichter als Schamane, der Dichter als Schlafender: Traum und Wachheit, Steinorakel und Trance-Reise, Ernst und Verschmitztheit. Der Dichter als Reisender: Fremdheit und Vertraut-Werden; der Dichter als Nicht-Ich: Stille und Klarheit; der Dichter als Luftikus: Abfliegen und Verschwinden. Der Dichter als Sprach-Befreier, als Aufbrecher geistiger Verkrustungen über deren sprachliche Korrelate: Indem er das Wort befreit, befreit er seinen Geist und den seiner Leser. Dass dies ohne große Emphase, mit Leichtigkeit und meistens spielerisch gelingt, macht die ureigenste Qualität Christian Loidls aus.

Zahlreiche Publikationen, (Auswahl): schwarzer rotz. gedichte und messerschnitte für H.C. Artmann, mit Joseph Kühn (2002/2005), kleinstkompetenzen. erinnerungen aus einer geheimen kindheit. Buch und CD, mit Otto Lechner (2000), ICHT. Poetische Prosa (1999), bei uns dahoam. zaubersprüche und -lieder.CD (1998), pupille. gedichte (1998), zaubersprüche. CD (1998), farnblüte. gedichte (1996), Wiener Mysterien. Prosa. Vorwort von Andreas Okopenko (1995), mortu tombu miyi. CD (1994), falsche prophezeiungen. gedichte (1994, alle: edition selene), weiße rede. gedichte (1990, edition umbruch; 2005 edition selene).

Martina Cizek (Musikerin, Komponistin; Wien) und Wolfgang Musil (Musiker, Komponist, lehrt am Institut für Komposition und Elektroakustik in Wien) haben jahrzehntelang mit Christian Loidl künstlerisch zusammengearbeitet. Eva Lavric (Romanistin, Innsbruck) war ebenso lang Christian Loidls Lebenspartnerin; sie ist nun die Herausgeberin seines Nachlasses.


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Auf Reisen

Freitag, 27. Juni , 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Catalin Dorian Florescu: Zaira (Beck 2008).
Lesung
Einführung: Johann Holzner

In seinem neuen, großen Roman erzählt Catalin Dorian Florescu die Geschichte von Zaira und einer Jahrhundertreise von Ost-
europa bis nach Amerika. Es ist auch die Geschichte einer unmöglichen Liebe, die die Jahrzehnte überdauert. „Zairas Geschichte ist also wahr und doch auch Dichtung. Florescu webt eine Biografie in die großen Wechselfälle des 20. Jahrhunderts. Dabei beschreibt er jene Mächte, die Menschen zu Marionetten machen, mit einer bemerkenswerten Bildhaftigkeit und Ironie. Und er lässt erkennen, warum diese Frau ihr ganzes Leben lang in die Vergangenheit schaut.“ (Imke Markgraf, wdr)

Catalin Dorian Florescu, geboren 1967 in Timisoara in Rumänien. 1976 erste Ausreise mit dem Vater nach Italien und Amerika. Rückkehr nach Rumänien, 1982 endgültige Emigration. Studium der Psychologie. Florescu lebt als freier Schriftsteller in Zürich.
Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, u.a. das Hermann-Lenz-Stipendium, den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis und den Anna-Seghers-Preis (2003). Buchpublikationen: Wunderzeit. Roman (2001), Der kurze Weg nach Hause. Roman (2002), Der blinde Masseur. Roman (2006; alle: Pendo)

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