Geschichte der KosakenKulturkontakteXV. Kavalleriekorps| Rückzug 1945 |Jalta

 

Rückzug der Kosaken nach Oberkärnten und Osttirol

(ausgearbeitet von Mirjam Sauregger)

 

Wo befand sich die Kosaken bevor sie nach Oberkärnten und Osttirol kamen?
Als die russischen Streitkräfte im zweiten Weltkrieg immer weiter gegen Westen vorrückten, waren die Kosaken gezwungen aus ihrer Heimat zu weichen. Im Frühjahr 1944 zog sich der gesamte Tross in das heutige Weißrussland zurück.
Unter Kosaken-Stan versteht man: die ganze Familie des Kosaken. Also der Stan setzte sich nicht nur aus wehrfähigen Männern zusammen, sondern  aus mehreren Generationen. Ältere Leute, Frauen und Kinder. Sie hatten auch ihr verbleibendes Hab und Gut und ihre Pferdefuhrwerke mitgenommen.
Anfang Juli 1944  wichen sie nach Polen aus und einige meldeten sich als Soldaten um gegen den Warschauer Aufstand zu kämpfen.
Kurz darauf beschlossen die deutschen Behörden ein neues Siedlungsgebiet für den Kosaken-Stan zu suchen.
Schließlich wurde ihre "neue Heimat" die Region Friaul-Julisch-Venetien. Sie liegt im Norden Italiens an der Grenze zu dem österreichischen Bundesland Kärnten.  (siehe beiliegende Landkarte)

 

Entstehung eines neuen Landes - genannt "Kosakia"?
Im italienischen Landesteil Friaul wurde der Kosaken-Stan also angesiedelt. Nach ihrer Ankunft zählte man 15.590 Menschen. Etwa die Hälfte davon wehrfähige Männer. (laut Angaben von Mackiewicz)  Und zirka 14.000 Pferde.
Die Ortschaften Tolmezzo, Alesso, die Umgebung von Nimis, Cavazzo Carnico, Gemona, der Raum Osoppo, Tarcento, Amaro und einige kleinere Dörfer wurden zu Kosakenzentren.
Das Dorf Alesso wurde vollkommen den Kosaken überlassen und es entstand dort eine Art kosakische Exilregierung. Alesso wurde aber auch der geeignete Platz für Handel und Gewerbe. Es erhielt den Ortsnamen Novotscherkask.
Die italienische Bevölkerung wurde dabei jedoch nicht beachtet. Land und Häuser wurden beschlagnahmt, es gab daher auch kein friedliches Nebeneinanderleben. Die Kosaken wurden als Eindringlinge gesehen und somit mussten sie von Anfang an ihr neues Land "Kosakia" verteidigen. Immer mehr Einheimische schlossen sich den Partisanen an. Es fanden oft heftige Kämpfe zwischen den Kosaken und den Partisanen  statt.
Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Flüchtlinge vom Osten Europas nach Norditalien. Ein halbes Jahr später war die Zahl derer schon auf 40.000 Menschen angestiegen.
Die Hauptaufgabe der kosakischen Soldaten, unter der Leitung von General Domanov, war die Trennung der jugoslawischen Partisanen von denen in der
karnischen Region und Friaul und die Sicherung der Wege für die Deutschen.

Welche Beweggründe führte die Kosaken nach Österreich?
Die Kosaken versuchten unter General Krasnov  diplomatische Beziehungen auch zu den Engländern aufzubauen und eine Art Verfassung für ihr Land zu errichten. Die neue Heimat "Kosakia" blieb jedoch eine Illusion.
Die prekäre Situation der Kosaken verschärfte sich im April 1945. Die englischen Truppen rückten näher, kommunistische Partisanen verschärften ihre Angriffe. Der Krieg, durch welchen sie gehofft hatten, den Bolschewismus zu besiegen, war verloren. Jedoch erklärte sich General Domanov, welcher seit Februar 1945 zum Nachfolger Krasnovs designiert war, nicht bereit die Waffen niederzulegen oder gar mit den Partisanen zu verhandeln. Er beschloss daher den Abzug des Kosaken-Stans in Italien, um auf österreichischen Boden zu kapitulieren und um dort mit den Engländern zu verhandeln. Zirka 25.000 Menschen machten sich Ende April 1945 erneut auf dem Weg, in der Hoffnung auf ein neues Land. Sie ahnten nicht, dass ihr Schicksal bereits besiegelt war. 

Unter welchen Umständen und über welche Route kamen die Kosaken nach Österreich?
Ihr beschwerlicher Weg führte sie über den Plöckenpass, ein Pass in den Karnischen Alpen, zwischen Kötschach-Mauthen und Tolmezzo.  (siehe Landkarte)
Dieser Pass bildet die Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien. Die Passhöhe liegt  bei 1 360 Metern.
Während dem Abzug der Kosaken aus Italien wurde auf sie geschossen und das Wetter spielte den Menschen übel mit. Starker Regen begleitete sie und in höheren Lagen setzte sogar ein Schneesturm ein. Völlig erschöpft erreichten die ersten Kosaken, laut Augenzeugenberichten, am 3. Mai 1945 Österreich. In den nächsten Tagen folgte der ganze Stan. In Kötschach-Mauthen erhielt man die Anweisung, die Kosaken über den Gailberg ins Drautal weiterziehen zu lassen. Dieser Lagerplatz wurde auch von der britischen Seite bestätigt. Ihr neuer Hoffnungsort wurde also der Talkessel zwischen Lienz und Oberdrauburg.

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