Forschungsinstitut Brenner-Archiv wird 30

Das Brenner-Archiv verwahrt seit 1964 literarische und kulturelle Dokumente und macht sie für Wissenschaft und Öffentlichkeit zugänglich. Vor 30 Jahren wurde es zu einem offiziellen Forschungsinstitut an der Universität Innsbruck, was man am 30. November mit einem Festprogramm im Literaturhaus feierte.
Prof. Johann Holzner begrüßte am 30. November zahlreiche Festgäste.
Prof. Johann Holzner begrüßte am 30. November die zahlreich erschienenen Festgäste.

Das Brenner-Archiv verwahrt heute rund 200 Nachlässe, Teilnachlässe und Sammlungen vor allem von SchriftstellerInnen, aber auch von Philosophen, Musikern und Künstlern, sowie rund 30.000 Bücher aus Nachlassbibliotheken und über 300 historische und aktuelle Zeitschriften. Ein zentraler Bestandteil der Sammlung  ist das Archiv des Tiroler Verlegers, Publizisten und Autors Ludwig von Ficker, der von 1910 bis 1954 die Tiroler Kulturzeitschrift „Der Brenner“ herausgab. Mit dem Erwerb seines Archivs durch den Bund  im Jahr 1964 wurde das Brenner-Archiv begründet. 1979 wurde es dank der Bemühungen seines langjährigen Leiters Prof. Walter Methlagl durch einen Vertrag zwischen Bund, Land Tirol und Universität Innsbruck als Forschungsinstitut der Universität etabliert. Mit dieser Umwandlung wurde jenes Fundament geschaffen, auf dem das Institut in den folgenden Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich ausgebaut werden konnte: „Mit der stetig wachsenden Zahl der Bestände stieg die Zahl der Forschungsprojekte, mit der Errichtung des Literaturhauses wurde die wissenschaftliche Arbeit im Archiv eng verknüpft mit einer Schaltstelle der zeitgenössischen Literaturlandschaft“, verdeutlicht Prof. Johann Holzner, seit acht Jahren Leiter des Brenner-Archivs.

 

Schnittstelle zur Öffentlichkeit

Ähnlich wie die von 1910 bis 1954 bestehende, Namen gebende Tiroler Kulturzeitschrift „Der Brenner“ sieht auch das Forschungsinstitut seine erste Hauptaufgabe in der Bewahrung und Kritik des kulturellen Gedächtnisses. Im Mittelpunkt der archivarischen Tätigkeit steht das Bemühen, den umfangreichen Archivalienbestand benutzbar zu machen, ihn zu ergänzen und zu erweitern und für die nachfolgenden Generationen in vollem Umfang zu erhalten – und das nicht nur für WissenschaftlerInnen, sondern auch für ein möglichst breites Publikum außerhalb der Universität. „Wir möchten auch die nicht-akademische Öffentlichkeit für literarhistorische Zusammenhänge interessieren“, betont Johann Holzner. So organisiert das ins Brenner-Archiv eingebundene Literaturhaus laufend literarische Veranstaltungen und Ausstellungen. In den vergangenen Jahren wurden darüber hinaus zahlreiche kommentierte Editionen – u.a. von bekannten AutorInnen wie beispielsweise Christine Lavant oder Georg Trakl – herausgegeben. Ein umfangreiches Online-Lexikon dokumentiert die Literatur in Tirol und Südtirol vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart und ist für jedermann auf der  Website des Brenner-Archivs zugänglich.

 

Beachtliche Bilanz

Das Forschungsinstitut hat seit seiner Gründung schon mehr als 40 große  Forschungsprojekte bearbeitet und sich aufgrund seiner regen wissenschaftlichen Tätigkeit im In- und Ausland einen Namen gemacht. Anlässlich der Feierlichkeit zum 30jährigen Bestehen, bei der auch Gründungsmitglied Walter Methlagl anwesend war, zog man daher nicht ohne Stolz Bilanz und gab einen Ausblick in die Zukunft. Im Mittelpunkt des Abends stand aber nicht nur die Tätigkeit des Forschungsarchivs, sondern auch die Literatur selbst: Iris Kathan präsentierte den Band „Innsbruck. Ein literarischer Stadtführer“, Cenet Weisz und Vera Vieider trugen ihre neuen Gedichte vor. Für eine gelungene musikalische Untermalung sorgte das Ensemble Panta Rhei.

(ef)