Innsbrucker Mikrobiologin erforscht Weinreben-Parasit

Der FWF bewilligte kürzlich ein Hertha-Firnberg-Projekt von Dr. Sigrid Neuhauser vom Institut für Mikrobiologie der Uni Innsbruck, das sich mit der Erfassung des Lebenszyklus des Sorosphara viticola – einem Parasit der Weinrebe - beschäftigt.
Sigrid Neuhauser im Versuchsweingarten.
Sigrid Neuhauser im Versuchsweingarten.

Im Weinbau wurde lange Zeit vor allem auf oberirdische Krankheitssymptome geachtet. Im Boden galt das Interesse vor allem der Reblaus, die Ende 18./ Anfang 19. Jahrhundert das dominierende Problem im Weinbau war. Im Rahmen der interdisziplinären Forschungsinitiative BISGRAM in deren Rahmen der Einfluss phytopathogener Bodenpilze auf Absterbeerscheinungen von Rebstöcken untersucht wird, konnte eine neue Endoparasitenart der Weinrebe entdeckt werden. Martin Kirchmair und Sigrid Neuhauser vom Institut für Mikrobiologie der Universität Innsbruck waren in Zusammenarbeit mit der Universität Mainz und der Forschungsanstalt Geisenheim an der Beschreibung des neuen Parasiten beteiligt.

 

„Der  Parasit Sorosphara viticola gehört zu der Gruppe der Plasmodiophoriden („Parasitische Schleimpilze“), deren Mitglieder obligate Pflanzenparasiten sind, das heißt sie können sich nicht ohne die Wirtspflanze vermehren“, erklärt Neuhauser. Einige Vertreter dieser parasitischen Schleimpilze sind als Erreger von Pflanzenkrankheiten bekannt. „So werden der Pulverschorf der Kartoffel und die Kohlhernie von Organismen dieser Gruppe verursacht. Ebenso sind sie als Überträger verschiedener Pflanzenviren gefürchtet –  zum Beispiel die Wurzelbärtigkeit der Zuckerrübe (Rhizomanie) und über 20 verschiedene Getreideviren werden von Vertretern dieser Gruppe übertragen“, so die Mirkobiologin.

 

In ihrem kürzlich vom FWF bewilligten  Hertha-Firnberg-Projektes möchte Sigrid Neuhauser versuchen, den Lebenszyklus von Sorosphaera viticola zu vervollständigen, die ökologischen Ansprüche zu verstehen, sowie die Verbreitung dieses Parasiten in verschiedenen Weinbauregionen zu bestimmen. „Sorosphaera viticola ist die einzige Plasmodiophoriden-Art, die verholzte Pflanzen parasitisiert. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, ob und inwieweit der mehrere Stadien umfassende Lebenszyklus von S. viticoloa von dem anderer Plasmodiophoriden abweicht“, beschreibt Neuhauser eine zentrale Frage des Projektes. Mittels optimierter DNA Extraktionsmethoden in Verbindung mit einem spezifischen PCR-Nachweis will sie bisher unentdeckte Stadien des Lebenszyklus finden.

 

Die Arbeit, in deren Rahmen der neue Parasit entdeckt wurde, war eine der wenigen Studien seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, die sich mit Pilzen unter der Erde beschäftigte. „Dennoch ist bemerkenswert, dass dieser Parasit bis heute unentdeckt geblieben ist. Sorosphaera viticola bildet in den befallenen Wurzeln massenhaft - an Fußbälle erinnernde - Aggregate von Dauersporen, die es dem Parasiten ermöglichen lange Zeit ohne Wirt im Boden zu überdauern. Die einzigen bisher bekannten Schadsymptome, die durch den neuen Parasiten verursacht werden, sind Nekrosen  - das heißt abgestorbenes Gewebe - an den Wurzeln. Diese bieten allerdings in weiterer Folge offene Türen für das Eindringen verschiedenster Schadorganismen“, so Neuhauser. Schädigungen des Rebstockes werden zwar primär an Symptomen der oberirdischen Organe beurteilt, einige im Weinbau bedeutende Schadorganismen verbringen aber zumindest einen Teil ihres Lebenszyklus' im Boden. Trotzdem gibt es nur wenige Publikationen, die den Nachweis von Schädlingen in Weinböden zum Inhalt haben.

 

Text: Sigrid Neuhauser/ Susanne Röck