FWF bewilligt fünf Projekte von WissenschafterInnen der LFU

In der ersten Kuratoriumssitzung in diesem Jahr, dem 24. und 25. Jänner, bewilligte der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) fünf von Forschern der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck eingereichte Projekte. Insgesamt wurden in der Sitzung 54 Projekte genehmigt. Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung ist Österreichs zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung.
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
Forschungsprojekte der LFU

Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol nach 1669
Karlheinz TÖCHTERLE
Institut für Sprachen und Literaturen

Die Synthese Selen-modifizierter RNA
Ronald MICURA
Institut für Organische Chemie, Universität Innsbruck

Eigenschaften von Pyroxenen mit 6-fach koordiniertem Si
Jürgen KONZETT
Institut für Mineralogie und Petrographie, Universität Innsbruck
Institut für Mineralogie, Paris-Lodron-Universität Salzburg

Struktureller Ausdruck von großen Rotationen in den Alpen
Hugo ORTNER
Institut für Geologie und Paläontologie, Universität Innsbruck
Institut für Geophysik, Montanuniversität Leoben

Erwin-Schrödinger-Stipendien
Oxidische Nanotubes: Synthese-Charakterisierung-Anwendung
Dominik EDER
Department of Material Science and Metallurgy, University of Cambridge
Institut für Physikalische Chemie, Universität Innsbruck

Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol nach 1669
In seiner letzten Sitzung genehmigte das Kuratorium des FWF auch das Innsbrucker Forschungsprojekt "Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol nach 1669". Somit kann die an der Abteilung Latinistik seit 2002 intensiv betriebene Erforschung dieser lange zu Unrecht vernachlässigten Literatur fortgesetzt werden.

Seit Jahren bildet die Erforschung der mittel- und neulateinischen Literatur einen Schwerpunkt der Innsbrucker Abteilung für Latinistik des Institutes für Sprachen und Literaturen. Mit dem im März 2002 begonnenen Projekt "Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol" betrat das Team um Prof. Karlheinz Töchterle wissenschaftliches Neuland. Das Projekt stellt den weltweit ersten Versuch dar, die nachantike lateinische Literatur eines Territoriums systematisch zu erforschen und in ihrer Entwicklung umfassend darzustellen. In der alten Grafschaft Tirol, welche das heutige Nord- und Südtirol, sowie das Trentino umfasste, ist im Laufe der Jahrhunderte eine überaus reiche und vielfältige Literatur in lateinischer Sprache entstanden, von der bisher nur einzelne Werke näher bekannt waren, während unzählige Schriften z. T. seit mehreren hundert Jahren ungelesen und unbenützt in Bibliotheken und Archiven lagen. Die von den Projektmitarbeitern in Klöstern, Museen und Bibliotheken nördlich und südlich des Brenners gefundenen literarischen Schätze werden nun seit drei Jahren wieder intensiv gelesen und ausgewertet. Für das Verfassen der Literaturgeschichte wurde ein internationales und interdisziplinäres Autorenteam gebildet, in dem sowohl als Autoritäten etablierte Fachleute als auch Nachwuchsforscherinnen und -forscher vertreten sind.

Die Arbeit am ersten Projekt, das sich der lateinischen Literatur der Zeit vor der Gründung der Innsbrucker Universität gewidmet hat, nähert sich langsam dem Ende. Gerade rechtzeitig, um die nahtlose Weiterarbeit zu ermöglichen, kam die Nachricht, dass vom Kuratorium des FWF das dreijährige Nachfolgeprojekt genehmigt wurde, in welchem die lateinische Literatur nach 1669 erforscht und dargestellt werden soll. Auch in diesem Zeitalter wurden interessante und wichtige lateinische Werke in Tirol geschrieben. Erforscht werden soll unter anderem die wissenschaftliche Produktion der Universität Innsbruck oder die der ältesten Akademien in den Ländern des Habsburger-Reiches in Trient, Innsbruck und Rovereto.

2008 soll als Ergebnis der beiden Projekte eine zweibändige Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol erscheinen. Besonderen Wert legen die Verfasserinnen und Verfasser auf eine allgemein verständliche Schreibweise, auf sparsamen Umgang mit Fußnoten sowie auf deutsche Übersetzung aller lateinischen Zitate. Dadurch soll die geplante Literaturgeschichte auch für einen breiteren Leserkreis leicht zugänglich und attraktiv werden und auch anderen Wissenschaftsdisziplinen, wie z. B. Geschichte, Germanistik, Romanistik, Wissenschaftsgeschichte oder Kulturwissenschaft interessantes Material bieten.

Abgesehen von der Literaturgeschichte hat das Projekt eine rege Publikationstätigkeit nach sich gezogen: Mittlerweile wurden zahlreiche Fachartikel sowie Editionen und Übersetzungen der Tiroler mittel- und neulateinischen Werke veröffentlicht. Eine Erwähnung verdient auch die im Rahmen des Projekts entwickelte Datenbank. Darin haben die Projektmitarbeiter 7080 lateinische Werke von 2274 namentlich bekannten Autoren und zahlreichen Anonymi zusammengetragen und mit zahlreichen Anmerkungen versehen. Die Datenbank ist nicht nur die Grundlage für die gesamte Projektarbeit, sondern stellt darüber hinaus ein ausgezeichnetes Instrument für jede Beschäftigung mit der Vergangenheit Tirols dar.

Damit die Datenbank zu einem späteren Zeitpunkt allen Interessierten im Internet oder als CD-Rom zur Verfügung gestellt werden kann, wurde Projektleiter Prof. Töchterle vom Tiroler Wissenschaftsfonds Ende Januar eine weitere Förderung für ihre Redaktion überreicht. Ein so finanzierter Mitarbeiter soll alle Datensätze überprüfen, korrigieren, ergänzen und vereinheitlichen.

(bb)