Von den Besten lernen

Vergangene Woche diskutierten über 200 WissenschafterInnen aus dem Bereich der Proteomforschung im Rahmen des 2. Internationalen Symposiums der Austrian Proteomic Platform in Seefeld über neueste Forschungsansätze im zukunftsträchtigen Bereich der Life–Sciences. Die Veranstaltung wurde von Prof. Günther Bonn (LFU) und Prof. Lukas Huber (Medizinische Universität) organisiert.
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Dank der entsprechenden Unterstützung durch das Wissenschaftsministerium und den Rat für Forschung und Technologieentwicklung haben an dieser Tagung NachwuchswissenschaftlerInnen die Möglichkeit, mit internationalen Spitzenforschern zusammenzukommen und dabei auch ihre Forschungsarbeiten vorzustellen. Die nationale Bedeutung dieser Tagung wird auch dadurch hervorgehoben, dass Bundesministerin Elisabeth Gehrer persönlich an der Tagung in Seefeld teilnahm. Sie zeigte sich stolz darüber, dass es gelungen sei, mit dem GEN–AU-Programm (Genforschung in Österreich) und insbesondere bei der Proteomforschung, diesem wichtigen Forschungsbereich der Life–Sciences, Österreich ganz weit nach vorne zu bringen. „Wir haben hier das Motto „Stärken stärken – Nischen besetzen“ sehr ernst genommen und in diesem Bereich der Biowissenschaften, die, glaubt man den Experten, wohl eines der großen Wissenschaftsfelder des 21. Jahrhunderts sein werden, einen Schwerpunkt der österreichischen Wissenschaftspolitik gelegt. Mir war dabei wichtig, dass insbesondere auch der wissenschaftliche Nachwuchs gefördert wird, wofür diese Veranstaltung in Seefeld ein exzellentes Beispiel ist. Die positiven Entwicklungen in den vergangenen Jahren zeigen deutlich, dass das Geld gut angelegt ist“, betonte die Ministerin.

Das GEN–AU-Programm läuft nun seit 2001 und wird bis 2007 mit insgesamt 63 Millionen Euro durch das Wissenschaftsministerium unterstützt. Bis heute wurden so 190 Arbeitsplätze geschaffen, die ungefähr zur Hälfte von Frauen besetzt sind. Aus den insgesamt 18 Projekten sind dabei in den letzten zwei Jahren mehr als 50 Publikationen und 15 Patentanmeldungen hervorgegangen. „Damit“, so Elisabeth Gehrer, „schließt Österreich bezogen auf die Genomforschung nun auch in der Fördersumme zu den anderen europäischen Ländern auf und wir legen die Basis, um international bestehen zu können. So leisten wir einen wichtigen Beitrag für Österreichs wissenschaftliche und wirtschaftliche Zukunft in einer Schlüsseltechnologie.“

Wissenschaft der Zukunft
Die Entschlüsselung des Humangenoms gilt als einer der Meilensteine der Wissenschaftsgeschichte. Auf Basis der ersten menschlichen Genomsequenz wird die Anzahl der menschlichen Gene auf rund 30.000 geschätzt. Doch das scheinbare Ende ist für die Wissenschaft erst der Anfang. Zwar kennt man inzwischen sozusagen das Alphabet des Genoms, doch die daraus gebildeten Worte (Gene) und ihre Bedeutung (die Genfunktion) sind großteils noch unbekannt. Weitgehend unbekannt sind auch die Arbeiter der menschlichen Zellen, die Proteine (Eiweiße). Diese „ausführenden Organe einer Körperzelle“ sind maßgeblich an der Entstehung von Krankheiten beteiligt. Mit ein Grund, warum „proteomics“, die Erforschung des menschlichen Proteoms, der Gesamtheit aller Proteine, derzeit weltweit vorangetrieben und finanziell gefördert wird.

Innsbrucker Forscher stark involviert
Durch Proteomuntersuchungen unter exakt definierten Bedingungen erhoffen sich die Grundlagenforscher metabolische Netzwerke, Netzwerke der Signaltransduktion sowie physiologische wie auch pathologische Zustände besser verstehen zu lernen. Dazu der Direktor des Biozentrums der Medizinischen Universität Innsbruck, Prof. Lukas Huber: „Diese neuen Technologien stoßen auch eine Tür in Richtung Diagnostik und Therapiebegleitung mit ungeheurem Potential auf“. Deshalb haben die Innsbrucker Proteomforscher die führenden internationalen Experten zusammen mit den jungen Forschern des österreichischen Genforschungsprogramms GEN–AU nach Seefeld zu einem Kongress eingeladen. „Wir sind weltweit bereits mit den Besten auf diesem Forschungsgebiet ganz vorne mit dabei und möchten daher mit den internationalen Kolleginnen und Kollegen die neuesten Technologien und Konzepte in Seefeld diskutieren“, betont Prof. Günther Bonn, stellvertretender Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieentwicklung und Vorstand des Instituts für Analytische Chemie und Radiochemie an der Leopold-Franzens-Universität. Für den Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Prof. Hans Grunicke, zeigt sich hier sehr anschaulich, dass trotz der Teilung der Universität Innsbruck weiterhin wissenschaftlich sehr erfolgreich zusammengearbeitet wird: „Die beiden Innsbrucker Universitäten konkurrenzieren sich nicht, sondern ziehen gemeinsam an einem Strang.“

Aktive Nachwuchsförderung
Die Idee des Kongresses, der nach 2004 heuer bereits zum zweiten Mal in Seefeld stattfand, ist faszinierend: Knapp 200 Nachwuchswissenschaftler haben die Chance, ihre Forschungsansätze und -ergebnisse mit den besten internationalen Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Proteomforschung zu diskutieren. Die Kosten dafür werden vom Programm GEN–AU getragen, das im spannenden und zukunftsfähigen Bereich der Life–Sciences eine internationale Visitenkarte der österreichischen Wissenschaft ist und auf Vorschlag des Rates für Forschung und Technologieentwicklung vom Wissenschaftsministerium in zwei Tranchen mit jeweils mehr als 30 Millionen Euro ausgestattet wurde. Prof. Bonn erklärt warum: „Wir haben das vor allem deshalb gemacht, weil der Ansatz, in dieser jungen Forschungssparte den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern und den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von Anfang an die Chance zu geben sich auf der internationalen Wissenschaftsbühne zu bewähren, so innovativ und spannend ist." Ebenso groß wird im GEN–AU–Programm die Mobilität geschrieben. Alle Jungwissenschaftler im Projekt können ein Jahr in einer entsprechenden internationalen Forschungseinrichtung verbringen. Somit werden die Grundlagen geschaffen, dass NachwuchswissenschaftlerInnen im Ausland tätig sein und sich profilieren können, aber auch Wissen mit nach Hause bringen. So entstehen die internationalen Netzwerke, die die Österreichische Forschungslandschaft braucht.