Ökologische Langzeitforschungsplattform "Austrian High Alps"

Veränderungen in unserer Umwelt vollziehen sich in Zeiträumen von Jahrzehnten und länger. Um diese zu untersuchen, reichen kurze Forschungsprojekte nicht aus, es müssen neue Langzeit-Forschungsstrategien entwickelt werden. Seit diesem Sommer beteiligt sich Österreich am Aufbau eines internationalen Netzwerkes für ökologische Langzeitforschung, an dem auch Innsbrucker WissenschaftlerInnen maßgeblich beteiligt sind.
Rotmoostal in Obergurgl
Rotmoostal in Obergurgl
Auch wenn uns viele Veränderungen beunruhigend schnell erscheinen, so sind sie doch zu langsam, um sich mit "Momentaufnahmen" erforschen zu lassen. Aus diesem Grund hat sich das internationale Netzwerk für ökologische Langzeitforschung (LTER: Long-term Ecological Research) nun zum Ziel gesetzt, solche Prozesse mit speziell dafür entwickelten Forschungsstrategien zu untersuchen.

Plattform "Austrian High Alps" von Innsbruck aus gesteuert
Um Strategien für zwei österreichische Langzeit-Forschungsplattformen des weltweiten LTER-Netzes zu entwickeln, trafen sich letztes Wochenende österreichische Experten und Entscheidungsträger zu einer Tagung im Universitätszentrum Obergurgl. Eine dieser Plattformen, die "Austrian High Alps", soll von Innsbruck aus unter der Koordination von Dr. Rüdiger Kaufmann und Prof. Roland Psenner vom Institut für Zoologie und Limnologie in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von WissenschaftlerInnen gesteuert werden und sich speziell mit alpinen Lebensräumen beschäftigen. "Austrian High Alps" baut auf der langjährigen Forschung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität zusammen mit anderen Institutionen auf. Sie nützt vorhandene Infrastrukturen im Ötztal, im Stubaital und am Patscherkofel, verfolgt die Integration der Hochgebirgsforschung in das internationale Netz und koordiniert Kooperationen im In- und Ausland. Besonders wichtig ist den WissenschaftlerInnen die "Harmonisierung" der Untersuchungsmethoden und Datenbestände, um eine weltweite Vergleichbarkeit der Befunde zu erreichen. Auf regionaler Ebene sorgt die Plattform dann für den Informationsfluss und die Einbindung von Interessens- und Entscheidungsträgern in den Wissenschaftsprozess.

Aufbau eines Beobachtungsnetzes als Frühwarnsystem im Vordergrund
Die ökologische Langzeitforschung soll einerseits für den Aufbau eines Beobachtungsnetzes als Frühwarnsystem für Veränderungen der Umwelt und der Ökosysteme dienen, andererseits will sie die Wirkungsmechanismen solcher Veränderungen aufklären und damit die Basis für eine nachhaltige Nutzung der Naturressourcen schaffen. Der Bogen spannt sich hier von der demographischen und ökonomischen Entwicklung über die daraus resultierenden Reaktionen der Ökosysteme (z.B. Biodiversität, Stoff- und Energiebilanzen) und die Konsequenzen für so genannte "Ecosystem Services" (z.B. Erholungsraum, Wasserqualität, touristische Attraktivität) bis hin zu den Rückwirkungen auf die betroffenen Siedlungs- und Wirtschaftsräume. Im alpinen Raum sind Klimawandel, Landnutzungswandel und Lebensraumrisiken die zentralen Themen.

Als Vorbild dieses Netzwerkes dient das US-amerikanische LTER-Netz, das seit etwa 1980 mit 24 Standorten etabliert ist. Österreich ist unter der Leitung des Umweltbundesamtes an ALTER-Net beteiligt, einem "Network of Excellence" im 6. Rahmenprogramm der EU. Damit sollen zwei LTER-Standorte in Österreich verwirklicht werden: "Eisenwurzen" und "Austrian High Alps". Mit dem Konzept dafür wurde Österreich im Sommer auch in das internationale Netzwerk für ökologische Langzeitforschung (ILTERN) aufgenommen. Teile des Vorhabens können auf eine Unterstützung auf nationaler Ebene durch das Programm „proVision“ des BM:BWK hoffen. Die "Langzeitforschungstage 2004" sind von Dr. Rüdiger Kaufmann in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt in Wien organisiert worden. (bb)