Die kulturgeschichtliche Bedeutung von Übersetzungen

Im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach ging vorgestern ein einwöchiges Seminar zum Thema Literaturübersetzung zu Ende. Bei der Tagung, die von Prof. Wolfgang Pöckl vom Institut für Translationswissenschaft in Zusammenarbeit mit dem bekannten Klagenfurter Verleger Lojze Wieser geleitet wurde, diskutierten die TeilnehmerInnen in erster Linie über geistesgeschichtliche, sprachhistorische und kulturpolitische Aspekte von Übersetzungen.
Im Zeichen von Kontinuitäten und Brüchen
Im Zeichen von Kontinuitäten und Brüchen
Die Schwerpunkte der einwöchigen Tagung, an der rund 15 StudentInnen und junge WissenschaftlerInnen aus aller Welt (Japan, Kosovo und Kroatien) teilnahmen, lagen in einem geschichtlichem Abriss und einer Reflexion darüber, welche Rolle Übersetzungen vom Lateinischen (bzw. Griechischen) im Mittelalter und in der frühen Neuzeit für die Emanzipation der heutigen großen europäischen Sprachen spielten. Vergleichend dazu wurde gezeigt, dass sich im 20. Jahrhundert ähnliche Prozesse bei Klein- und Minderheitensprachen in ähnlichen Konstellationen wiederholen.

Ferner wurden von den jungen WissenschaftlerInnen auch die innereuropäischen Übersetzungsströme (welche Texte werden von wem und warum in welche Sprachen übersetzt) primär am Beispiel des Deutschen als Zielsprache analysiert. Dabei konnte deutlich gemacht werden, dass die ost- und südosteuropäischen Literaturen vom deutschen Übersetzungsbetrieb äußerst stiefmütterlich behandelt wurden und werden.

Eine Einheit bestritt der, auch als Übersetzer aus dem Mittelhochdeutschen tätige, Salzburger Professor für Germanistik Franz Viktor Spechtler, der eigene publizierte Übersetzungen von Texten Walthers von der Vogelweide sowie des Mönchs von Salzburg vorstellte und einen Blick in seine „Werkstatt“ gewährte, wo sich derzeit noch unfertige Übersetzungen von Liedern Oswalds von Wolkenstein befinden. (bb)