Vermehrung von Trüffeln ohne Sex

Wissenschaftlern der Universitäten Wien und Innsbruck gelang der erste Nachweis von asexuellen Vermehrungsstadien bei Trüffeln. Sie hoffen, dass die Entdeckung auch dazu beiträgt, die Kultivierung der sündteuren, aber umso bekömmlicheren Pilze zu vereinfachen.
Trueffel
Trueffel
Die echten Trüffeln (Gattung Tuber) gehören zu den Schlauchpilzen (Ascomyzeten). Sie wachsen unterirdisch und gehen mit den Wurzeln bestimmter Bäume (Eiche, Hasel, etc.) eine Symbiose (Ektomykorrhiza) ein. Die Geschichte des Trüffelkonsums reicht bis in die Antike zurück. Angeblich waren Trüffel bereits um 3000 v. Chr. bei den Babyloniern ein begehrtes Lebensmittel und eine Leibspeise des ägyptischen Pharao Cheops. Aber auch als Aphrodisiakum waren und sind sie beliebt. Im Mittelalter wurden sie als "Früchte des Teufels" aus den Küchen verbannt. Spätestens mit dem Beginn der Neuzeit brach der Bann und seit der Renaissance stehen die Trüffeln wieder hoch im Kurs.

Erste Entdeckung asexueller Sporen bei Trüffeln
Dr. Alexander Urban vom Institut für Botanik der Universität Wien entdeckte in Zusammenarbeit mit Prof. Kurt Haselwandter und seinem Team vom Institut für Mikrobiologie der LFU das neue, asexuelle Sporenstadium bei zwei Trüffelarten (Weißliche Trüffel, Tuber borchii, und Wenigsporige Trüffel, Tuber oligospermum). Oft dient asexuelle Vermehrung dazu, in kurzer Zeit sehr hohe Vermehrungsraten zu erzielen, da diese Vermehrungsform in der Regel schneller und weniger aufwändig ist als die sexuelle Vermehrung. Manche Organismen gehen dann zur asexuellen Vermehrung über, wenn die Lebensbedingungen zwar zum Leben und Wachsen ausreichen, jedoch nicht für die sexuelle Fortpflanzung. Unter den Schlauchpilzen gibt es einige tausend Arten, bei denen es die Verbindung von sexuellen und asexuellen Lebensstadien gibt. Bei Trüffeln waren bisher ausschließlich die sexuell gebildeten Ascosporen bekannt.

Erkennung durch DNA-Test
Bei den neu entdeckten Vermehrungsstadien handelt es sich um einen etwa 0,5 mm hohen, mit freiem Auge kaum sichtbaren, weißlichen Flaum. Die Sporen sind mikroskopisch klein und tropfenförmig. Im Gegensatz zu den meist unterirdisch wachsenden Trüffeln werden die asexuellen Sporen an der Bodenoberfläche gebildet. Aufgrund ihrer Unscheinbarkeit wurden sie bisher übersehen. Der Nachweis der Zugehörigkeit der Sporen zu den Trüffeln gelang durch DNA-Sequenzanalyse ähnlich wie bei einem Vaterschaftstest.

Wirtschaftliche Bedeutung
Die Wissenschaftler gehen in Zukunft der Frage nach, ob asexuelle Sporenbildung auch unter Kulturbedingungen vorkommt, und ob es noch weitere Trüffelarten mit dieser Vermehrungsart gibt. Die Forschungsergebnisse könnten im Weiteren auch erhebliche Bedeutung für die Kultur der begehrten Trüffeln besitzen. Die Trüffelkultur beruht auf der Etablierung der Symbiose mit Wirtsbäumen unter geeigneten Umweltbedingungen. Jüngste Trüffelfunde sowie der Nachweis neuer Trüffelarten zeigen, dass auch in Österreich ein bedeutendes ungenutztes Potential für die Trüffelkultur besteht. (sp)