Erste Ergebnisse des Lake Hazen-Teams

Die Erstellung einer Tiefenkarte vom weltweit größten arktischen See, dem Lake Hazen, war das Ziel der Forschungsexpedition, zu der Dr. Günther Köck vom Institut für Zoologie und Limnologie, zusammen mit seinem kanadischen Forschungskollegen Charles Talbot Anfang Juni aufbrachen. Zehn Tage nach seiner Rückkehr berichtet Dr. Köck nun über erste Ergebnisse und über die Erlebnisse während der Forschungsarbeiten.
Koeck
Koeck
Wie schon im Vorfeld berichtet, planten die Wissenschaftler Echolotmessungen zur Erstellung einer bathymetrische Karte, also einer "Tiefenkarte", mittels GPS-gestützter Sonargeräte durchzuführen sowie Sedimentproben zu entnehmen. Basierend auf dieser Karte sollen an der tiefsten Stelle des Sees sowie weiteren geeigneten Punkten Sedimentbohrkerne entnommen werden die dann als "Klima-Archiv" dienen sollen. Die umfassenden Vorbereitungen im Vorfeld und exzellentes Wetter am Lake Hazen machten die Expedition zum vollen Erfolg, berichtete Dr. Köck nach seiner Rückkehr begeistert.

Anfang Juni brach Köck, auch Projektmanager der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, von Wien aus zunächst nach Ottawa auf. Einen Tag später sollte es dann weiter zur Forschungsstation nach Resolute Bay gehen, von wo er zusammen mit Charles Talbot mit einer Propellermaschine zum Lake Hazen geflogen hätte werden sollen. Doch die schlechten Wetterverhältnisse, die eine Landung in Resolute Bay unmöglich machten, zwangen die Wissenschaftler, eine Nacht in der Hauptstadt Nunavuts, Iqualuit, zu übernachten: "Als wir schließlich am nächsten Tag in der Forschungsstation von "Polar Continentals Shelf Project" eintrafen, hatten wir nur noch wenige Stunden Zeit, um das Expeditionsgepäck neu zu organisieren und mit von der Forschungsstation bereitgestellten zusätzlichen Ausrüstung zu ergänzen", erzählt Köck, "Tags darauf wurden Charles Talbot und ich schließlich mit einer Twin-Otter-Propellermaschine nach einem dreistündigen Flug am Lake Hazen abgesetzt.

Der erste Tag
"Die Maschine landete auf Skiern, da der See ja zugefroren und alles ringsum tief verschneit war, die Temperaturen bewegten sich so bei etwa minus 10°C", so Köck über die ersten Eindrücke, die er beim Anflug und nach der Landung am arktischen See gewann. "Ist ein recht komisches Gefühl, allein in dieser gewaltigen Landschaft zu stehen, nachdem das Flugzeug weggeflogen ist. Wir haben anschließend die umfangreiche Ausrüstung auf recht mühselige Art und Weise mit Schlitten ins Camp gezogen, haben den Schnee weggeschaufelt und die Zelte errichtet. Wir waren übrigens im Vorjahr die letzten Personen, die das Camp verlassen haben, und heuer die ersten in der neuen Saison. Wenige Stunden nach unserem Eintreffen wurden auch noch drei Mann von der Nationalparkverwaltung (sogenannte Park Warden), eingeflogen", resümiert Köck den ersten Tag.

In den nächsten Tagen ..
... waren die Wissenschaftler dann in erster Linie mit dem Aufbau der Echolot-Ausrüstung beschäftigt, die anschließend getestet und kalibriert wurde. Dabei hat sich glücklicherweise herausgestellt, dass die Methode durch die Eisdecke, die überraschenderweise eine Dicke von "nur" etwa 1,6 m hatte, sehr gut funktionierte, und so blieb den beiden Forschern das Bohren von Eislöchern bei jeder Messung und den natürlich damit verbundenen enormen Zeitaufwand, erspart. Dennoch kam der schwere, nur von zwei Leuten zu bedienende Bohrer ein paar Mal zum Einsatz: zur Entnahme von Wasserproben und für Testzwecke wurden insgesamt neun Löcher gebohrt.

Beste Arbeitsbedingungen
Auch sonst waren die Arbeitsbedingungen äußerst positiv, berichtet Dr. Köck weiter: "Wir hatten unglaubliches Wetterglück und konnten ein Vielfaches des geplanten Arbeitsumfanges erledigen. Insgesamt haben wir über 170 Echolotmessungen vorgenommen und konnten so das Tiefenprofil des Sees sehr gut darstellen. Aufgrund der Größe des Sees sind natürlich weitere Messungen notwendig, um die Tiefenkarte zu vervollständigen, aber wir konnten vor allem die tiefsten Bereiche sehr gut eingrenzen. An der mit 267 m tiefsten Stelle werden wir im nächsten Jahr Sedimentbohrkerne entnehmen." Köck und sein Kollege haben während ihres Aufenthaltes mit ihren Snowmobilen plus Inuit-Transportschlitten ("Kamotik"), auf dem die Ausrüstung montiert war, insgesamt mehr als 500 km am See zurückgelegt.

Auch das Lagerleben, so der Arktisforscher, war dank geräumiger Zelte und dickem Daunenschlafsack gut auszuhalten: " Die kanadischen Kollegen haben uns überdies mit frisch gefangenem Saibling und Karibou-Fleisch (natürlich nicht im Nationalpark geschossen sondern vom Süden mitgebracht) versorgt, sodass wir uns meist anstatt des mitgebrachten "Dosenfutters" recht regionaltypisch ernähren konnten. Darüber hinaus hatten wir neben unseren Forschungsarbeiten auch die Möglichkeit, das astronomische Schauspiel des Venus-Durchgang zu beobachten und zu fotografieren. Vermutlich eine der nördlichsten Beobachtungsgruppe weltweit", freut sich Köck, der Ende Juli mit einem Team, bestehend aus einem Kollegen vom Institut für Gerichtliche Medizin der Medizin-Universiät Innsbruck und kanadischen Wissenschaftern, zu weiteren Probennahmen (Befischungen) nach Resolute Bay zurückkehren wird. (bb)