Innsbrucker Astronomen entdecken Riesen-Jets

Zwei benachbarte kosmische Jets von gewaltigen Ausmaßen in nur 200 Lichtjahren Entfernung haben Ronald Weinberger und Birgit Armsdorfer entdeckt. Die symmetrischen Strukturen sind nicht nur als Einzelobjekte von großem Interesse, sondern werden neue Einblicke in das im Universum weitverbreitete Jet-Phänomen erlauben.
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Prof. Dr. Ronald Weinberger und Birgit Armsdorfer vom Institut für Astrophysik hatten die beiden Jets vor etwa zwei Jahren während einer akribischen Durchmusterung von Aufnahmen des Satelliten IRAS entdeckt und in der Folgezeit näher untersucht. Der Infrarotsatellit IRAS hatte vor 20 Jahren fast den gesamten Himmel nach kosmischer Staub-Strahlung abgetastet und gehört zu den erfolgreichsten astronomischen Weltraum-Missionen. Dass die beiden Innsbrucker Astronomen auf diesem intensiv erforschten Material fündig wurden verdanken sie unter anderem ihren Spezialkenntnissen auf dem Gebiet der Struktur-Erkennung.

Kosmische Jets sind schnelle gebündelte Materieströme, die aus der zentralen Öffnung einer rotierenden Gasscheibe in zwei exakt entgegengesetzte Richtungen ausgeschleudert werden. Sie zählen zu den interessantesten astrophysikalischen Phänomenen und sind praktisch überall im Universum zu finden: So kennt man Jets, die aus der Umgebung von Schwarzen Löchern in den Zentren von Galaxien stammen, Jets von Pulsaren, von alten Sternen und zahlreiche von ganz jungen Sternen. Astronomen vermuten, dass sowohl der Ausschleuderungs- als auch der Bündelungsmechanismus all dieser Jets im Prinzip gleich ist; die große Distanz selbst der dem Sonnensystem nächstgelegenen bekannten Jets verhindert jedoch genaue Studien.

"Verhindert bis jetzt", meint Prof. Ronald Weinberger. "Denn unser Jet-Zwilling ist mit nur etwa 200 Lichtjahren Entfernung zur Sonne derart nahe, dass eine ganze Fülle von bislang undurchführbaren Detail-Untersuchungen möglich sein wird." Und vergisst nicht hinzuzufügen, dass die von ihm und seiner Mitarbeiterin entdeckten Jets neben ihrer Nähe und extremen projizierten Größe am Himmel (fast 20-fache Ausdehnung der Mondscheibe) auch sonst ein wissenschaftlicher Leckerbissen zu werden versprechen: Es handelt sich um die ersten im langwelligen Infrarot entdeckten Jets, die vor allem aus Staubteilchen bestehen und damit völlig neue Fragestellungen aufwerfen.

Die Arbeit des Innsbrucker Forscherduos - von Referees als "extremely interesting" und "fascinating discovery" kommentiert - wurde kürzlich vom internationalen Fachjournal "Astronomy & Astrophysics" zum Druck angenommen und ist schon jetzt über einen preprint-Server abrufbar. Die Untersuchungen wurde vom "Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)" unterstützt. (sp/cf)