Simulierte Höhe für Therapie und Training

Am 27. und 28. September wurde am Institut für Sportwissenschaften der Universität Innsbruck ein internationaler Kongress zur Thematik "Leistungssteigernde und therapeutische Wirkungen simulierter Höhe" in Zusammenarbeit mit der Hypoxia Medical Academy in Moskau durchgeführt.
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Mehr als 70 ForscherInnen aus aller Welt präsentierten und diskutierten an diesem Kongress neue Forschungsergebnisse. Höhenaufenthalt bedeutet Atmung von sauerstoffarmer Luft (= Hypoxie). Auf diese Sauerstoffmangelatmung reagiert der menschliche Organismus vielfältig. Die auffälligsten Reaktionen sind Mehratmung und gesteigerte Herzfrequenz, um die Sauerstoffversorgung des Körpers aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig werden aber auch Immunsystem, Blutbildung, Stoffwechsel und andere biologische Funktionen beeinflusst. Neue Untersuchungen zeigen, dass Sauerstoffmangeleffekte sowohl zur Behandlung verschiedener Erkrankungen als auch zur sportlichen Leistungssteigerung oder Vorbereitung für Trekking- und Expeditionsunternehmungen eingesetzt werden können.

Um diese Effekte jedoch individuell und abhängig von einer bestimmten Zielsetzung hervorzurufen, ist ein dosierter Einsatz der Hypoxie notwendig. Besser als in natürlicher Höhe kann die Dosierung im Höhenzelt, in der Unterdruckkammer oder durch Sauerstoffmangelatmung über eine Gesichtsmaske vorgenommen werden. Es werden dabei Aufenthalte von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden in Höhen von 2000 bis etwa 5000 m simuliert. Auch Mitarbeiter des Institutes für Sportwissenschaften der Universität Innsbruck erforschen seit vielen Jahren Effekte natürlicher und simulierter Höhe. Der menschliche Organismus empfindet den Sauerstoffmangel als Stress und vollzieht verschiedene Anpassungen. Diese Anpassungen können dann in anderen Stresssituationen, wie beispielsweise bei verschiedenen Erkrankungen, hilfreich eingesetzt werden. Diese Beobachtungen erklären zumindest teilweise, warum die gezielte Anwendung von Hypoxie bei der Behandlung verschiedenster Erkrankungen Erfolge gezeigt hat. Dies gilt vor allem für Erkrankungen des Atem- und Herzkreislaufsystems, des Stoffwechsels und des Immunsystems. Die vermehrte Blutbildung als Reaktion auf den Sauerstoffmangel steigert die Leistungsfähigkeit von Ausdauersportlern, und die gesteigerte Atemantwort auf Hypoxie verbessert die Höhenverträglichkeit von Bergsteigern.

Der dosierte Einsatz von Sauerstoffmangel in Höhenkammern aber auch beim Aufenthalt in unseren Bergen birgt ohne Zweifel therapeutische und leistungssteigernde Potenz in sich. Wie aber individuell optimierte Wirkungen hervorgerufen werden können, ist teilweise noch unklar. Dieser Kongress wird aber zumindest einige neue Mosaiksteine in das noch unfertige Gesamtbild einfügen.