Humanismus in der Medizin

Am 19. und 20. September fand in Alpbach die dritte Tagung "Humanismus in der Medizin" zum Thema "Heilung - Organtransplantation - Tod" statt. Ziel des Veranstalters Paul König, Nephrologe an der Universitätsklinik für Innere Medizin und Nephrologie in Innsbruck war es, die Sensibilität von Fachleuten aus medizinischen Bereichen sowie Laien für das heikle Thema "Organtransplantation" zu fördern.
Kongresszentrum Alpbach
Kongresszentrum Alpbach
Das Interesse, die Emotionen und die Diskussionsfreude der über 90 Teilnehmer belebten das Alpbacher Kongresszentrum am vergangenen Wochenende. Der Bogen der Redner war weit gespannt und reichte von naturwissenschaftlichen Kommentaren über moraltheologische Überlegungen bis zur literarischen Aufarbeitung des Themas Organtransplantation. Weiters wurden ethische Aspekte über die "Wertigkeit des Lebens" betrachtet. Namhafte Referenten sprachen aus den Bereichen Medizin und Psychologie, aber auch Theologie. Den Beginn machte Prof. H. Brenner, emeritierter Neurochirurg, mit einem historischen Rückblick. Er erzählte menschlich, feinfühlig und humorvoll von den Problemen der ersten Transplantationen. Im Anschluss schilderte Briefbombenopfer Theo Kelz eindrucksvoll die Geschichte seines Lebens vor während und nach beidseitiger Unterarmtransplantation.

In diesem Zusammenhang erklärte Prof. U. Frei, Ordinarius am Klinikum Charite, Berlin, die Vorgangsweise bei der Auswahl von Transplantationskandidaten. Er stellte die Kriterien für die Reihung auf Wartelisten für ein Organ vor, um so einen Einblick in die Problematik der Organverteilung nach Dringlichkeits- sowie Erfolgskriterien, Alter, Wartezeit und Gewebsverträglichkeit zu gewähren.

Nach der Schulmedizin folgte ein Exkurs in die Theologie und Psychologie: Paul Fülöp versuchte, Gedanken zum Tod als lebensdynamische Grundlage zu vermitteln: "Der Tod ist ebenso gegenwärtig wie das Leben, allein seine Existenz bewirkt eine Vielzahl von Gegebenheiten und Veränderungen."

Organentnahme nach dem Tod mit philosophischem Diskurs, bei dem der Aspekt "Hirntod" besonders berücksichtigt wurde, folgte dann noch vom Moraltheologen Prof. Ruckenbauer, dessen Auffassung nach es die moralische Pflicht eines Menschen sei, derer zuzustimmen. Eine Diskussionsrunde im Anschluss zeigte, dass das Verständnis der Anwesenden für den Sterbeprozess im Alltag zuwenig Beachtung findet und vom medizinisch festgestellten Tod zu differenzieren ist.

Im Rahmen der Veranstaltung fanden überdies zahlreiche themenbezogene Workshops wie "Sensitivity Training", Mut zum Unermesslichen" - Vision und Lebenspraxis oder "der Weg zur Heilung von Innen durch Yoga" statt. Den Abschluss der Tagung bildete eine Lesung der Buchautorin Sabine Gruber. Aus ihrem Roman "Die Zumutung", erzählte sie über ihren persönlichen Umgang mit chronischen Krankheiten und machte deutlich, dass auch viele Jahre nach einer erfolgreichen Transplantation eine existentielle Bedrohung allgegenwärtig bleibt. (bb)