Vom Bildungsideal zur Brauchbarkeit

Prof. Elke Gruber aus Klagenfurt eröffnete gestern eine Tagung zum Thema "Bildung - Geschlecht - Ökonomie", die von der Koordinationsstelle für feministische und frauenspezifische Forschung und Lehre an der Uni Innsbruck organisiert wurde. Die Zukunft der Bildung in Zeiten von Globalisierung und Privatisierung steht dabei im Mittelpunkt.
Prof. Elke Gruber
Prof. Elke Gruber
Die alten pädagogischen Zielsetzungen, geprägt vom humanistischen Bildungsideal der Aufklärung, werden in unserer Zeit zunehmend in den Dienst wirtschaftlicher Brauchbarkeit gestellt, so die Pädagogin Elke Gruber in ihrem Eröffnungsvortrag. Die Gestaltung von Bildungsangeboten in einer immer globaleren Gesellschaft wird durch ein zunehmendes Nützlichkeitsdenken im Bildungsdiskurs geprägt. "Bildung muss sich wieder lohnen." Ausdruck findet eine solche Ideologie in konkreter Politik, wie sie im Weißbuch der EU zur Europäischen Bildung nachzulesen sei, so Gruber. Sie betont freilich auch, dass Verwertbarkeit im Bildungsdiskurs schon immer einer vorherrschende Forderung war und die hehren Ziele wie Emanzipation oder Vollkommenheit oft genug hinangestellt wurden. "Verwertbarkeit als Bildungsziel ist nicht schlecht an sich, es muss vielmehr die Frage gestellt werden, für wen und wofür ist Bildung brauchbar und woran bemisst sich heute die Brauchbarkeit von Bildung," betonte Gruber.

Die Ringvorlesung "Bildung - Geschlecht - Ökonomie" will einerseits die historische Entwicklung von Bildungsidealen und -zielen aufzeigen und die aktuellen Tendenzen, die unter dem Schlagwort "Ökonomisierung der Bildung" gefasst werden, beleuchten. Andererseits wird auf die Situation von Frauen und der Frauenforschung an den Universitäten unter den gegenwärtigen Bedingungen sowie auf die Bedeutung von Bildung und Bildungspolitik für eine demokratische Gesellschaftsentwicklung eingegangen. Heute Abend findet eine Podiumsdiskussion zum Thema "Perspektiven Feministischer Forschung" statt. Die Tagung dauert noch bis morgen nachmittag.