Ohne Bevölkerung kein Naturschutz

In zwei Akzeptanzstudien haben die Universität Innsbruck und die Europäische Akademie Bozen nachgefragt, wie die Bevölkerung und die Gäste zum Nationalpark Stilfserjoch stehen. Überraschendes Ergebnis: Unerwartet viele Südtirolerinnen und Südtiroler sprechen sich für den Nationalpark aus.
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30 % sind ohne wenn und aber für den Nationalpark, weitere 52 % sind dann dafür, wenn sich das anstehende Zonierungsproblem im Nationalpark vernünftig lösen lässt. "Dieses überraschende Ergebnis ist Kompliment wie Herausforderung gleichermaßen," betont Prof. Ulrike Tappeiner, die Koordinatorin der Studie. "Eine klare Zonierung mit abgestuften Schutzebenen ist dringend erforderlich und muss in Angriff genommen werden. Das ist der klare Wunsch der Bevölkerung." Pünktlich zum Internationalen Jahr der Berge haben die Wissenschaftler die einheimischen Bevölkerung und die Feriengästen über ihre Einstellung zum Nationalpark befragt. Das Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Botanik und des Instituts für Wirtschaftstheorie, Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte der Universität Innsbruck und der Europäischen Akademie Bozen wurde von der EU und der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol finanziert.

Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft

Im Frühsommer des Vorjahres wurden 1.100 Bürgerinnen und Bürger in den 24 Nationalparkgemeinden in Südtirol, im Trentino und in der Lombardei befragt. Rund 1.400 Gäste beantworteten einen weiteren Fragebogen. Nun wurden die Ergebnisse der Meinungsumfrage in Laas der Öffentlichkeit vorgestellt. Als eindeutig wichtigste Aufgabe des Nationalparks Stilfserjoch sehen die Einheimischen dabei die Erhaltung von Natur und Landschaft. Parallel dazu wird aber auch die Erhaltung der Kulturlandschaft und der bäuerlichen Kultur in einem Nationalpark als sehr wichtig erachtet. Der Umweltbildung sowie der Information für Einheimische wird eine besonders große Bedeutung zugeschrieben. Hier fehlt es allerdings, so die Meinung der Befragten, noch an der Umsetzung. Von den befragten Gäste sind sich zwei Drittel bewusst, dass sie im Nationalpark Urlaub machen. Immerhin die Hälfte geben an, dass dieser Umstand für sie wichtig sei. Mehr als 70% der Befragten sind der Meinung, dass der Erhalt der Naturlandschaft und der Schutz der Tier- und Pflanzenwelt zu den bedeutendsten Zielen eines Nationalparks zählen. Auch ein wichtiges wirtschaftliches Potential, insbesondere für die heimische Landwirtschaft lässt die Befragung erkennen: 92% der Gäste würden ein verstärktes Angebot lokaler Produkte in den Gastbetrieben begrüßen, 42% dafür auch mehr bezahlen.

Fragen der Ökologie und Ökonomie

Bereits seit längerem gibt es unter der Leitung von Prof. Ulrike Tappeiner und Prof. Gottfried Tappeiner eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe zum Thema Gebirge als Lebensraum. Untersucht werden von dieser interdisziplinären Arbeitsgruppe die komplexen Interaktionen von Ökonomie und Ökologie im Lebensraum Gebirge. Ein besonderer Schwerpunkt gilt auch den alpinen Schutzgebieten.

Dieser Beitrag erschien in der letzten Ausgabe der UNIZEITUNG, dem Journal der Universität Innsbruck. Die UNIZEITUNG liegt viermal jährlich der Tiroler Tageszeitung bei. Über public-relations@uibk.ac.at können Sie eine gedruckte Ausgabe der aktuellen UNIZEITUNG bestellen.