Kindheit - Neue Perspektiven

„Von einer neuen Eigenständigkeit der Kinder, auf die Familie und Staat noch nicht adäquat reagiert haben“ sprachen die wichtigsten deutschsprachigen Kindheitsforscher auf einer Tagung über die Kindheit, die vom Institut für Erziehungswissenschaften organisiert wurde. Kindliche Selbstbestimmung ist in, Fremdbestimmung durch Erwachsene out.
Kindheit
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In kaum einem Bereich der Erziehungswissenschaften haben sich in den letzten Jahrzehnten so große Veränderungen ergeben wie in der Kindheitsforschung. Die Kindheit und die Beziehungen zwischen den Generationen haben sich grundlegend verändert, der Innsbrucker Erziehungswissenschaftler und Organisator dieser als RingLehrveranstaltung abgehaltenen Tagung, Prof. Bernhard Rathmayr, spricht in einem Standard-Interview von einer „stillen Revolution der Kindheit“. Die Konsumgesellschaft habe durch die frühe, selbstverständliche Teilnahme der Kinder am Markt seit zwei Jahrzehnten das Kindsein radikal verändert. Phänomene wie Kinder als selbstbewusste Käufer und eigenständige Nutzer neuer Medien oft schon im Vorschulalter lassen die Wissenschaftler von einer „neuen Eigenständigkeit der Kinder“ sprechen.

Familie und Staat sind aufgefordert, die neue Selbständigkeit der Kinder und Jugendlichen zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren. So wird die Kultur der Partizipation der Jugendlichen wachsen müssen, Jugendgemeinderäte und mehr Mitsprache bei der verbandlichen und offenen Jugendarbeit sind erste Vorboten für diese Entwicklung. „Die spannende Frage“ so Rathmayer im Standard-Interview, „ist, wie sich eine eigenberechtigte Kindheit mit der Vorbereitung auf ein komplexeres Erwachsenenleben verbinden lässt, ohne die Sicherheiten elterlicher Liebe und öffentlicher Fürsorge über Bord zu werfen“. Auf der Ringveranstaltung wurden die Fäden der neuen Kindheitsforschung aufgegriffen, Standpunkte gesichtet und verknüpft, und versucht, umsichtige Antworten zu weben.