Schädlinge ade! - Erfolgreiche biologische Schädlingsbekämpfung

Auch bei Regen und Nässe ist gestern der erste Einsatz der sogenannten Säschlitzmaschine auf den steilen Wiesen in Kasern/Schmirntal auf 1600 m gelungen. Mit Hilfe der Maschine kann erstmals im EU-Raum maschinell ein Pilzgranulat auch in steile Hänge eingebracht werden, das die Engerlinge des Gartenlaubkäfers befällt und nach zwei bis fünf Wochen abtötet.
Schädling ade!
Schädling ade!
"Damit besteht die Möglichkeit, den Junikäfer auch im steilen Gelände mit biologischen Mitteln zu bekämpfen", freuen sich der Mikrobiologe Hermann Strasser und der Bauer Anton Auer, auf dessen Wiese der erste Freilandversuch erfolgreich durchgeführt werden konnte. Hermann Strasser ist Leiter des EU-Projektes BIPESCO und beschäftigt sich schon seit fünf Jahren mit biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln. Der Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola), im Volksmund auch als Junikäfer bezeichnet wird, verursacht seit mehreren Jahren große Fraßschäden in Tirol (u.a. im Wipptal, Stubaital und Schmirntal). Durch den einjährigen Entwicklungszyklus des Gartenlaubkäfers entstehen jährlich großflächige Schäden in Obstanlagen, Wiesen- und Rasenflächen, Sport- und Freizeitanlagen, Golfplätzen und Aufforstungsgebieten, wobei die Schadensgebiete bis in die höheren Regionen des Mittelgebirges reichen. "Durch das Abfressen der Wurzeln kann die Schädigung der Vegetationsdecke sogar soweit gehen, dass ganze Rasenstücke abrutschen und es im steilen Gelände zu Hangrutschungen und Muren kommen kann", erklärt Strasser.

Die Bekämpfung der Engerlinge mit Hilfe mechanischer und chemischer Methoden führte bis heute nicht zum gewünschten Erfolg, sodass verstärkt nach natürlichen Bekämpfungsalternativen gesucht wurde. Auf Betreiben der Tiroler Landeslandwirtschaftskammer, des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft und später durch die Europäische Kommission wurde das Institut für Mikrobiologie beauftragt, nach biologischen Bekämpfungsmitteln zu suchen. Im Rahmen des EU-Forschungprojektes BIPESCO und in enger Zusammenarbeit mit dem Versuchszentrum Laimburg in Auer in Südtirol wurden nun verschiedene biologische Pilzanwendungen auf Basis des insektentötenden Schimmelpilzes Metarhizium anisopliae entwickelt. Der Pilz ist wirtsspezifisch und befällt nur die Engerlinge des Gartenlaubkäfers, die nach zwei bis fünf Wochen absterben. Er wurde von Strasser und seinem Team auf seine biologische Wirkung und Unbedenklichkeit nach den EU-Richtlinien für die Zulassung von neuen Pflanzenschutzpräparaten geprüft.

Dieser Pilz wird nun erstmals im Freilandversuch auf dessen Wirksamkeit getestet. Die Gerstenkörner, auf denen der Pilz gezüchtet wird, werden mit Hilfe einer neuartigen Maschine, einer sogenannten Säschlitzmaschine, in den Boden befallener Parzellen eingebracht. Zu Vergleichszwecken wird auch das in Österreich seit Dezember 2000 registrierte Fadenwurm-Produkt Nematop® eingesetzt (Fadenwurmpräparat "Heterorhabditis bacteriophora").

Mit Hilfe der vielseitig verwendbaren Säschlitzmaschine (Prototyp der Firma Schweizer Samen AG) konnte erstmals die Möglichkeit aufgezeigt werden, dass eine maschinelle Ausbringung von Pilzgranulaten auch in steilem Gelände möglich ist. Bisher war die Ausbringung im steilem Gelände nur von Hand möglich und sehr arbeits- und zeitaufwendig. Die neue Maschine ist so geländetauglich, dass auch die steilen Wiesen in Kasern bearbeitet werden konnten. Sie schlitzt den Boden cirka 5 - 10 cm tief auf, dann gelangen die mit dem Pilz infizierten Getreidekörner automatisch in die Löcher, und anschließend werden die Löcher mit den Rädern wieder geschlossen, denn der Pilz ist empfindlich gegenüber UV-Licht. Genauso kann die Maschine aber auch als Problemlöser im Gartenbereich eingesetzt werden. Sie eignet sich auch zur Ausbringung anderer biologischer Bekämpfungsmittel, wie beispielsweise für das Maikäferbekämpfungsmittel Melocont®-Pilzgerste.