Kein Chaos bei der Entnahme von "Ötzi"-Proben

Die ersten Untersuchungen der Gletschermumie "Ötzi" an der Universität Innsbruck seien keineswegs chaotisch verlaufen, stellte Rektor Prof. Moser heute in einer Pressekonferenz klar. Entgegen verschiedenen Aussagen in den Medien gab es für die Entnahme von Proben ein klar geregeltes Verfahren, das bis ins Detail dokumentiert ist. Dies alles geschah unter der Aufsicht einer von Südtirol nominierten Expertenkommission.
Die Gletschermumie Ötzi
Die Gletschermumie Ötzi
Eine übersehene Pfeilspitze und die angeblich verschwundenen Rippenstücke haben die Diskussion um den vor zehn Jahren entdeckten Eismann "Ötzi" wieder aufleben lassen. Zu den Vorwürfen, wonach an der Universität Innsbruck schlampig gearbeitet wurde, meinte Moser: "Ich kann bestätigen, dass in den Jahren 1994 bis 1996 Proben entnommen wurden." Die Universität sei dazu berechtigt gewesen, und die Untersuchungen seien nach klaren Vorgaben abgelaufen. Vor der Entnahme von Proben wurde ein Vertrag zwischen der Universität und den anfragenden Wissenschaftler abgeschlossen und dann die Südtiroler Expertenkommission um Genehmigung ersucht. Bei der Entnahme der Proben waren die Wissenschaftler meist selbst anwesend. Nach der Übergabe der Proben hätten alle Empfänger Bestätigungen unterzeichnet. Darüber hinaus wurden alle Untersuchungen am "Ötzi" auf Video dokumentiert.

Die Protokolle der Universität zeigen, dass fünf Rippenproben an Wissenschaftler aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden gegangen sind. Zwei davon erhielt Prof. Horst Seidler in Wien, wofür es auch eine entsprechende Übernahmebestätigung gibt. Für Rektor Moser ist es daher nicht nachvollziehbar, dass gerade Seidler - Presseberichten zu folge - nichts über den Verbleib der Proben weiss. "Die Zeit tilgt offenbar Gedächtnisspuren," erklärte der Rektor dazu.

Prof. Moser bedauerte es, dass trotz der weltweiten Publikation der Röntgenbilder die tatsächliche Todesursache - die Pfeilspitze in der Schulter des Eismanns - erst jetzt entdeckt wurde. Auch räumte er ein, dass das Protokoll für die Übergabe des "Ötzi" an Südtirol nicht vollständig war und die Rippenentnahmen dort nicht vermerkt seien. Er betonte aber, dass die Universität Innsbruck alles dazu getan habe, die Untersuchungen an der Gletschermumie möglichst transparent und koordiniert abzuwickeln. In diesem Sinne werde er auch die Anfrage des Südtiroler Landesrats Hosp beantworten, der brieflich um eine Aufklärung der Vorwürfe gebeten hatte.