Psenner als Namensgeber und Hund als „Täter“

Gestern wurden die Dr. Otto-Seibert-Preise und die Dr.-Otto-Seibert-Stipendien an Forschende der LFU Innsbruck und der Medizin-Universität vergeben. Der Dr. Otto Seibert Wissenschaftspreis geht ausschließlich an Forschende aus den Fachbereichen Rechtswissenschaften, Naturwissenschaften und Medizin.
v.l. Forschungsvizerektor Tilmann Märk und Prof. Helmut Ritsch vom Institut für Theor …
v.l. Forschungsvizerektor Tilmann Märk übergibt den Dr. Otto Seibert Wissenschafts Preis an Prof. Helmut Ritsch vom Institut für Theoretische Physik.

Dr. Bettina Sonntag erhielt die Auszeichnung für eine wissenschaftliche Publikation, in der sie über ein noch unbekanntes Wimpertierchen, das nach ihrem Doktorvater Roland Psenner benannte „Urotricha psenneri“, schreibt.

 

In einer kleinen, gemeinsamen Feier der beiden Innsbrucker Universitäten übereichten gestern Rektor Prof. Clemens Sorg für die Medizinische Universität und Vizerektor Prof. Tilmann Märk für die Leopold-Franzens-Universität die Otto Seibert-Preise 2004. Rektor Sorg bedauerte in seiner Rede, dass es nur mehr wenige gemeinsame Veranstaltungen beider Universitäten gibt: „Gerade die Forschung und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sind wichtige gemeinsame Anliegen der Universitäten. Daher sollten wir Veranstaltungen wie diese als Nucleus für eine verstärkte Zusammenarbeit wahrnehmen. Gerade im Bereich der Life Sciences können Naturwissenschaften und Medizin nicht ohne einander arbeiten. Wir sollten den Herausforderungen gemeinsam begegnen“, betonte Rektor Clemens Sorg.

 

„An der LFU Innsbruck gibt es an allen Fakultäten Bereiche von internationaler Spitzenqualität. Im Rahmen unserer Diskussion zur Profilbildung hat es sich gezeigt, dass es quer über die Universität nicht nur eine große Zahl von international renommierten ForscherInnen gibt, sondern fast an jeder Fakultät auch einen oder mehrere Forschungsschwerpunkte.“, betont Forschungsvizerektor Märk die Bedeutung der Forschung an der LFU: „Wenn ich mir nun Ihre bisherige Studien bzw. Forschungsleistungen ansehe bin ich mehr als optimistisch, dass wir auch in Zukunft eine Stätte der exzellenten Ausbildung und Forschung sein werden.“

 

Insgesamt wurden von Dr. Otto Seibert drei Preise und ein Stipendium eingerichtet:

-          Dr. Otto Seibert Stipendien Schenkung

-          Dr. Otto Seibert Wissenschaftsförderungs-Preis

-          Dr. Otto Seibert Preis zur Förderung gesellschaftlich Benachteiligter

-          Dr. Otto Seibert Preis zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen.

 

Dr. Otto Seibert Wissenschaftsförderungs-Preis 2004

 

Den mit 1.000 Euro dotierten Dr. Otto Seibert Wissenschaftspreis 2004 erhielten Prof. Helmut Ritsch vom Institut für Theoretische Physik der LFU Innsbruck und Prof. Cordula Eichmann vom Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinische Universität. Es werden ausschließlich wissenschaftliche Arbeiten aus der Rechtswissenschaftlichen und der Naturwissenschaftlichen Fakultät sowie der Medizinischen Universität gefördert.

 

Die PreisträgerInnen

 

Innsbruck als kältester Ort der Welt

Prof. Helmut Ritsch, geboren 1962 in Mieders in Tirol, studierte Physik an der LFU Innsbruck. 1993 habilitierte er sich in der Theoretischen Physik. Er absolvierte zahlreiche Forschungsaufenthalte u.a. an den Universitäten Brisbane, Stanford, Mailand, Neuseeland. Seine Forschungsschwerpunkte sind Quantenoptik, Laser Physics und Laser Cooling. 1992 erhielt er den Preis der Landeshauptstadt Innsbruck und 1993 den Ludwig Boltzmann Preis. Bisher konnte er 90 Arbeiten in Zeitschriften publizieren.

 

Ein neues Laserkühlverfahren in optischen Resonatoren sollte es ermöglichen, auch Atome oder Moleküle zu kühlen bei denen die traditionelle Laserkühlung versagt. An einem einzelnen Rubidiumatom hat Dr. Ritsch das neue Verfahren nun erstmals im Experiment realisiert. Das Resultat der Studie in Kombination mit Ergebnissen anderer Universitäten erlaubt eine sehr optimistische Sicht auf den Einsatz optischer Resonatoren für eine neue Generation von Laserkühlverfahren in naher Zukunft.

 

Den Hunden auf der Spur

Das Institut für Gerichtliche Medizin Innsbruck beschäftigt sich seit 1998 mit der Untersuchung von nicht humanen biologischen Spuren. Cordula Eichmann befasste sich im Rahmen ihrer Dissertation seit 2001 mit der Identifikation von Hunden, da Hundespeichel und Hundehaare durch Kontakt leicht auf Mensch übertragen werden können und somit von forensischem Interesse sind. Aus internationalen Datenbanken hat sie dazu 15 für die forensischen molekularbiologischen Untersuchungen geeignete hundespezifische Short Tandem Repeat Marker (STRs) ausgewählt und validiert. Entsprechend den in der Forensik gültigen Richtlinien wurde die Sequenzstruktur charakterisiert und eine Repeat-abhängige Nomenklatur erstellt. Für die Routineanwendung wurden drei Multiplexen entwickelt und eine geeignete Berechnung der Match-Probability (Probability of Identity) erarbeitet.

 

Täter“ eindeutig identifizieren

Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden in drei Publikationen zusammengefasst und in den beiden Top-Journals der Forensik veröffentlicht. Das Institut für Gerichtliche Medizin Innsbruck ist Gründungsmitglied der internationalen „CaDNAP“ Gruppe (Canine DNA Profiling), deren Ziel die Harmonisierung der caniden STR Analyse im forensischen Bereich ist. Die International Society for Animal Genetics (ISAG) übernahm die am Innsbrucker Gerichtsmedizinischen Institut erarbeiteten wissenschaftlichen Vorgaben für die generellen Empfehlungen zur Erstellung genetischer Fingerabdrücke von Hunden. Ein einfaches Beispiel der praktischen Anwendung ist die Untersuchung von Hundebissverletzungen an Menschen, die in Kooperation mit der Unfallchirurgie Innsbruck durchgeführt wurde. An Abrieben aus der Umgebung der Verletzungen konnten die STR Profile der Hundes erstellt werden. Der „Täter“ ist damit eindeutig identifizierbar.

 

Dr. Otto Seibert Preis zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen 2004

 

Mit diesem Preis werden Druckkostenzuschüsse in der Höhe von 476 Euro jährlich an insgesamt drei WissenschafterInnen der LFU aus den Beriechen der Geisteswissenschaften, der Naturwissenschaften, der Rechtswissenschaften sowie der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften vergeben.

 

Der Dr. Otto Seibert Preis zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen 2004 ging an DDr. Jürgen Huber vom Institut für Betriebliche Finanzwirtschaft, Dr. Robert Schorn vom Institut für Wertprozessmanagement und an Dr. Bettina Sonntag vom Institut für Zoologie und Limnologie.

 

Doktorvater wird gewürdigt

Dr. Bettina Sonntag wurde 1970 in Lustenau, Vorarlberg geboren. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zoologie und Limnologie. Ihr Spezialgebiet ist die Ökologie an der LFU. Den Preis erhält sie für die Publikation: „Urotricha psenneri n. sp. And Amphileptus piger (VuXanovici, 1962) n. comb., Two Planktonic Ciliates (Protozoa, Ciliophora) from an Oligotrophic Lake in Austria.

 

Untersuchungsgegenstand der limnologischen Studie waren einzellige Wimpertiere sogenannte Ciliaten. Sie gehören zu den wichtigsten Komponenten des mikrobiellen Lebens in einem See und kommen je nach Belastungsgrad eines Gewässers in unterschiedlicher Zahl vor. Sie übernehmen die Funktion von Bindegliedern in der Nahrungskette. Untersuchungsort war der Traunsee in Oberösterreich. Ein neues Wimpertier wurde entdeckt und benannt: Urotricha psenneri. Sonntag widmete den Name ihrem Doktorvater Roland Psenner, Leiter der Abteilung der Limnologie an der LFUI.

 

Dr. Otto Seibert Stipendien

 

Die mit 900 Euro dotierten Dr. Otto Seibert Stipendien erhielten Anita Aberham (Studentin der Pharmazie), Kathrin Lang (Studentin der Geologie), Verena Rofner (Studentin der Erdwissenschaften), Julia Kompatscher und Astrid Schmiederer, beide Studierende der Humanmedizin. Die Dr. Otto Seibert Stipendien dürfen nur an Südtiroler Studierende an den Innsbrucker Universitäten aus den Bereichen Humanmedizin, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, Veterinärmedizin, Chemie, Pharmakologie, Pharmazie, Geologie, Elektronik und Kernphysik sowie Jurisprudenz vergeben werden.

 

Der Stifter Otto Seibert

 

Der aus Deutschland stammende Arzt Dr. Otto Seibert wurde 1902 geboren. Bei einer Bergwanderung in Ritten/Südtirol überanstrengte sich der Mediziner offenbar etwas und der damalige Vizebürgermeister der Gemeinde Klobenstein, Dr. Hans Gamper, der zufällig in der Nähe war, brachte Seibert daraufhin in das nächstgelegene Krankenhaus. Aus Dankbarkeit entstand die Idee, eine Stiftung für Südtiroler Studierende anzulegen. Seibert nahm Kontakt mit dem damaligen Rektor der Universität Innsbruck, Prof. Rainer Sprung, auf und erzählte ihm von seinem Vorhaben. Gemeinsam arbeiteten sie einen "Stiftbrief" aus. Otto Seibert verstarb im Jahr 1988.