Frauenpreis verliehen

Gleich vier junge, engagierte Forscherinnen wurden gestern am Internationalen Frauentag mit dem Preis für frauenspezifische Forschung ausgezeichnet. Mit dem Preis werden Arbeiten hervorgehoben und damit einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht, die im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung angesiedelt sind.
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Der diesjährige Preis wurde zwischen zwei Forschungsergebnissen aufgeteilt: Die erste, ausgezeichnete Arbeit ist die historische Untersuchung "Frauenleben in Innsbruck. Ein historisches Stadt- und Reisebuch" von Ursula Stanek, Astrid von Schlachta, Ellinor Forster, die sich in Form eines historischen Stadt- und Reisebuchs mit der weiblichen Dimension der Stadt Innsbruck auseinandersetzt. Stellvertretend für ihre beiden Kolleginnen ergriff am Montag Astrid von Schlachta das Wort und erzählte in ihren Dankesworten auch kurz über die Hintergründe und die Entstehungsgeschichte ihres Werkes sowie die Ziele, die sie bei ihrer gemeinsamen Arbeit geleitet haben: "Zum einen wollten wir Geschichte, Frauengeschichte quasi auf die Straße bringen, also in die Hände und damit auch in die Köpfe derjenigen, die sich auf die Spuren des historischen Innsbruck begeben. Zum anderen wollten wir ein 'zweiten Blick' auf Innsbruck vermitteln. Innsbruck scheint eine Stadt der Männer zu sein: Straßennamen und Denkmäler gelten hier als Beweis. Doch dieser 'zweite Blick' bringt ein anderes Ergebnis: manches Haus, mancher Platz und manche Straße hat auch eine andere, weibliche Seite, die es mit diesem Führer zu entdecken gilt. Und so haben wir uns auf die Spuren des Unbekannten begeben: die immer noch etwas unbekannte Landesfürstin, die unbekannte Bürgerin, Bäuerin, Marktfrau, Klosterfrau. Um diese Unbekannte aufzuspüren hieß es: viele Archivbesuche, sich in Quellen hinein zu vertiefen, um diese unter dem Aspekt der Frauengeschichte wieder neu zu lesen. Kurz gesagt: Eine Menge Grundlagenforschung war notwendig, um die Spur der Innsbruckerinnen in früheren Jahrhunderten aufzudecken."
Die zweite prämierte Arbeit stammt von Marion Kaufer vom Institut für Slawistik: Ihre Diplomarbeit "Die beginnende Frauenbewegung in Russland und N.G. Cernysevskyij Roman 'Cto delat'?" geht anhand eines 1863 veröffentlichten Romans der Frage nach, welchen Einfluss die beginnende russische Frauenbewegung um 1860 auf neue gesellschaftliche Utopien eines gleichberechtigten Zusammenlebens der Geschlechter ausgeübt hat.

Vorreiterrolle im Bereich Geschlechterforschung und Gender Studies

"Der internationale Frauentag blickt in Österreich auf eine langjährige Tradition zurück und fand erstmals am 19.März 1911 statt. Seit jeher nutzten Frauen diesen Tag zur Bewusstmachung von zentralen Frauenanliegen wie dem Frauenstimmrecht und einer Gleichstellung in Beruf und Partnerschaft," ging Rektor Gantner kurz auf die Geschichte des Internationalen Frauentags ein. "Es ist immer wieder der Ausdauer und der Beharrlichkeit vieler engagierter Frauen und Männer zu verdanken, dass die Frauenbewegung auf ihrem Weg so viele denkwürdige Meilensteine setzte," so Gantner weiter. Der Rektor betonte, dass die Leopold-Franzens-Universität das Thema Frauenforschung und -förderung nicht nur im Rahmen des internationalen Frauentages in den Vordergrund stellt, sondern in Österreich eine Vorreiterrolle im Bereich Geschlechterforschung und Gender Studies einnimmt. Die große Bandbreite der eingereichten Arbeiten zeigt deutlich in wie vielen Bereichen bereits Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Innsbruck betrieben wird: Von der Sprachwissenschaft über die Psychologie, Geschichte, Theologie bis hin zur Medizin werden einschlägige Themen auf hohem wissenschaftlichen Niveau bearbeitet. In diesem Zusammenhang hob Rektor Ganter auch das seit vier Jahren bestehende Studiengangscurriculum "Gender Studies" hervor, das sich mit dem Geschlechterverhältnis als einem der zentralen Regelmechanismen unserer Gesellschaft befasst. "Die Leopold-Franzens-Universität verfügt eindeutig über einen Vorsprung an Know How gegenüber anderen Universitätsstandorten in Österreich," so Rektor Gantner abschließend.
Das diesjährige Preisgeld wurde vom Institut für Analytische Chemie und Radiochemie durch Prof. Günther Bonn gestiftet, der den Preis im Anschluss den vier Preisträgerinnen überreichte. Die Ausschreibung für den nächsten Frauenpreis wird bereits in wenigen Wochen stattfinden. Das Preisgeld wird diesmal vom Institut für Organisation und Lernen von Prof. Stephan Laske gestiftet werden. (bb/cf)