Profilbildung: Eine Erfolgsgeschichte

Vor neun Jahren initiierte der damalige Forschungs-Vizerektor und heutige Rektor Tilmann Märk einen Prozess zur Profilbildung, mit dem die Forschungan der Uni Innsbruck besser vernetzt werden sollte. Heute stehen 5 Schwerpunkte, 4 Plattformen und 33 Zentren für die überaus positive Entwicklung dieser österreichweit ersten und in dieser Form bis heute einmaligen Initiative.
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Schwerpunkte machen Stärken der Uni Innsbruck sichtbarer.

Nach der umfangreichen Evaluierung im Sommer 2012 und der darauf folgenden Präsentation des Schwerpunktesystems im Universitätszentrum Obergurgl im November 2012 tritt der Prozess der Profilbildung an der Universität Innsbruck in eine neue Phase. Die bestehenden Forschungsschwerpunkte „Alpiner Raum – Mensch und Umwelt“, „Molekulare Biowissenschaften“ und „Physik“ werden in Zukunft durch die Schwerpunkte „Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte“ und „Scientific Computing“ ergänzt. Ersterer entsteht aus der Zusammenlegung der bisherigen Plattformen „Cultural Encounters and Transfers (CEnT)“ und „Politik Religion Kunst“ und soll der gemeinsamen geisteswissenschaftlichen Forschung ein noch ausgeprägteres Profil verleihen. Die bisherige Plattform „Scientific Computing“ wurde aufgrund der hervorragenden Entwicklung in den vergangenen Jahren zu einem Schwerpunkt aufgewertet. Auch im Bereich der Forschungszentren gibt es Veränderungen: Neu hinzu kommt ein Forschungszentrum für „Föderalismus“, das Forscherinnen und Forscher der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und der Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie zusammenführt und an dem als externe Partner das Innsbrucker Institut für Föderalismus sowie das Institut für Föderalismus- und Regionalismusforschung der Europäischen Akademie Bozen beteiligt sind. Das Forschungszentrum „Psychologie des Alltagshandelns“ hingegen wurde aufgelassen. Die entsprechenden Änderungen im Organisations- und Entwicklungsplan wurden vom Universitätsrat Ende Januar beschlossen.

Exzellenz vernetzen

Die Idee, die Forschungsaktivitäten an der Universität Innsbruck besser zu vernetzen, wurde im Herbst 2004 vom damaligen Rektorenteam erstmals den Forscherinnen und Forschern als Möglichkeit im Rahmen der durch das Universitätsgesetz 2002 neu gewonnenen Autonomie vorgeschlagen. Ausgangspunkt war dabei, dass es sinnvoll sei, wenn sich jene Forschungsaktivitäten der Universität, die über eine entsprechende wissenschaftliche Exzellenz verfügen, inhaltlich zu anderen Forschungsbereichen passen, bereits in internationale Kontakte und Kooperationen eingebettet sind, sowie auf hohem Niveau Drittmittel lukrieren, vernetzen würden. Diese Form der Schwerpunktsetzung wurde als erstes in Innsbruck eingeführt und war für die damalige Zeit zukunftsweisend. In dieser strukturierten Form ist das Programm in Österreich bis heute einmalig. Die Forschungszentren spiegeln die Breite einer Volluniversität wider und spannen einen Bogen von der Theologie über die Geistes- und Kulturwissenschaften, die Wirtschaftswissenschaft bis hin zur Technik und den Naturwissenschaften. Viele dieser Zentren sind auch in Forschungsplattformen oder Schwerpunkten integriert. Die Universität unterstützt die Schwerpunkte und Plattformen sowohl personell als auch finanziell. Mit den regelmäßig im Universitätszentrum Obergurgl veranstalteten "Zukunftsplattformen" steht ein einmaliges Forum für den Austausch aller Disziplinen zur Verfügung, wo für alle verständlich präsentiert, kritisch hinterfragt und beim Skifahren in der Mittagspause so manche neue Zusammenarbeit besprochen wird.

Forschungs-Vizerektorin Sabine Schindler zum Thema: Forschungs-Vizerektorin Sabine Schindler

iPoint: Die Profilbildung an der Universität Innsbruck wurde von je her als sehr eigenverantwortlicher und dynamischer Prozess gestaltet. Welche Zielsetzungen verfolgt die Universitätsleitung mit der Schwerpunktsetzung?

Sabine Schindler: Die Schwerpunktsetzung soll dazu dienen, besonders aktive Forscher zu vernetzen und sie zu motivieren, auch über ihre Fachgrenzen hinauszublicken. So sollen nach Möglichkeit auch interdisziplinäre Kooperationen initiiert werden. Wie sich in den vergangenen Jahren gezeigt hat, hat sich dieses Konzept sehr gut bewährt und nicht nur zu vielen neuen Kooperationen, sondern auch zu steigender Publikationstätigkeit und Drittmitteleinwerbung geführt.
Die Besonderheit eines sehr stark strukturierten Systems von Zentren, Plattformen und Schwerpunkten erlaubt eine hohe Flexibilität. So kann zum Beispiel beim Zusammenschluss von einigen neuen, aktiven Forschern relativ einfach ein Zentrum gegründet werden, andererseits werden inaktive Zentren auch unkompliziert wieder aufgelassen, wenn etwa Forscher ausgeschieden sind und so das Zentrum nicht mehr die erforderlichen Leistungen erbringt. Die Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Kategorien ermöglicht auch eine kontinuierliche Schärfung des Profils.

Sie waren in den vergangenen Jahren selbst Leiterin von Forschungszentren und -plattformen und sind nun als Vizerektorin für die Schwerpunktsetzung zuständig. Wie sehen Sie diesen Prozess der Profilbildung heute?

Ich sehe den Prozess nach wie vor sehr positiv – egal aus welchem Blickwinkel ich ihn betrachte. Die Profilbildung hat zu vielen Kooperationen über Fachgrenzen hinweg geführt, die nicht nur den Professoren sondern besonders auch den jungen Leuten zu Gute gekommen sind. Die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden in größere Strukturen eingebunden und erhalten daher von Anfang an einen besseren Überblick, der ihnen bei ihrer weiteren Karriere von großem Nutzen sein wird. Durch zusätzliche Drittmitteleinnahmen konnten viele Doktoranden und Postdocs nach Innsbruck geholt werden. Weiters hat die Profilbildung zu einer höheren internationalen Anerkennung der Universität Innsbruck geführt. Insbesondere das Treffen aller Zentren-, Plattform- und Schwerpunktleiter in Obergurgl zur „Zukunftsplattform“ hat sich zu einem einzigartigen Ereignis für die Universität entwickelt.

Die Zahl der Schwerpunkte wurde nun von drei auf fünf erhöht. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Diese Entwicklung zeigt, dass sich etwas getan hat in der Forschungslandschaft der Universität. Einerseits ist der neue Schwerpunkt  „Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte“ ein schöner Beweis dafür, dass die Geisteswissenschaften in Zusammenarbeit mit den Sozialwissenschaften sehr stark sind in Innsbruck. Andererseits zeigt der Schwerpunkt „Scientific Computing“, dass die interdisziplinäre Forschung unter besonderer Mitwirkung der technischen Wissenschaften sehr erfolgreich ist. So spiegelt diese Entwicklung gut wider, dass die Universität in der Tat eine Volluniversität ist.

Alle zwei Jahre werden die bestehenden Forschungskooperationen evaluiert. Die dabei angelegten Kriterien führen immer wieder zu Diskussionen. Wie gehen Sie damit um?

Wie bei allen Evaluierungen müssen Kriterien festgelegt werden, nach denen die Begutachtung erfolgt. In diesem Fall werden ganz verschiedene Fachbereiche miteinander verglichen, was eine besondere Herausforderung ist. Denn verschiedene Fachbereiche haben unterschiedliches Publikationsverhalten und unterschiedliche Möglichkeiten, Drittmittel einzuwerben. Wir waren sehr froh über die konstruktiven Diskussionen, bei denen sehr viel  Spezifisches der Fachbereiche  zu Tage getreten ist. Die Anregungen werden nun auch in die verschiedenen Evaluierungen (Institutsevaluierungen, personenbezogene Evaluierungen …) einfließen.

Wie soll sich die Familie der Schwerpunkte, Plattformen und Zentren an der Universität Innsbruck in Zukunft Ihrer Meinung nach entwickeln?

Ich hoffe, die Universität Innsbruck ist weiterhin ein Ort, der zu aktivem Forschen motiviert, so dass sich auch weiterhin neue Gruppierungen zu bestimmtem Themenstellungen ergeben, die sich dann auch wieder in diesem System abbilden. Weiters hoffe ich, dass sich auch noch mehr Forscherinnen und Forscher in die bestehenden Schwerpunkte, Plattformen und Zentren einbringen. Durch solche Entwicklungen wird dieses System immer aktuell und sicher weiterhin so erfolgreich bleiben.