Speziallack soll Feuerfestigkeit von Holz erhöhen

Gemeinsam mit Tiroler Industriepartnern arbeiten Wissenschaftler der Uni Innsbruck an der Entwicklung von Schutzanstrichen,die die Feuerbeständigkeit von Holz wesentlich erhöhen sollen. Mit der Inbetriebnahme eines neuen Brandofens werden demnächst die ersten Versuchsreihen starten. Gefördert wird die Kooperation im Rahmen der Förderlinie K-Regio des Landes Tirol.
Brandofen Roman Lackner
Roman Lackner vom Arbeitsbereich Materialtechnologie präsentiert neuen Brandofen.

Verschärfte europäische Normen im Bereich der Feuerwiderstandsklassen für tragende Bauteile machen die Verwendung des Baustoffes Holz in den kommenden Jahren zur Herausforderung. „Flammschutz ist ein wahrhaft brennend heißes Thema. Die verschärften Normen zwingen hier zu neuen Technologien, wenn der ökologische Baustoff Holz auch zukünftig eine Chance haben will“, sagte Andrea Berghofer von der Adler-Werk Lackfabrik. Als größter Industriepartner im K-Regio Projekt „Innovative Wood Protection“ hat sich Adler ein Forschungsteam bestehend aus Wissenschaftlern vom Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften sowie vom Institut für Anorganische und Theoretische Chemie ins Boot geholt, um Basistechnologien zu erarbeiten und neue Produkte zu testen. „Im Gegenzug bringen wir die praxisorientierten Probleme der Industrie in das Projekt ein“, erklärt Berghofer bei der Präsentation des aus K-Regio Mitteln finanzierten Brandofens, die am 13. September an der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften stattfand.

Brandofen als Prüfstand für Software und neue Formulierungen

Der Brandofen ist eine Versuchsvorrichtung, die an der Universität Innsbruck entwickelt und gebaut worden ist. Das Verhalten von Holz während des Abbrands kann dort von allen beteiligten Disziplinen genau beobachtet werden. Materialwissenschaftler und Projektleiter Prof. Roman Lackner vom Arbeitsbereich Materialtechnologie erklärt das Vorgehen: „Wir haben zur Berechnung der Auswirkungen von Schutzanstrichen auf die chemischen und physikalischen Prozesse beim Abbrand von Holz zunächst ein eigenes Softwaretool entwickelt. Im neuen Brandofen können wir geschütztes Holz mittels Radiatoren jetzt real thermisch beanspruchen, unter anderem  Temperatureindringung und Entzündungsverhalten aufzeichnen und so die Prognosen unserer Softwaretools überprüfen.“ Zudem erfährt das Forscherteam bei den Versuchen, wie neue Schutzanstriche, die von der Chemie formuliert werden, im Brandfall auftretende chemische und physikalische Vorgänge beeinflussen. Zum Forscherteam an der Universität Innsbruck zählen neben Prof. Lackner auch Prof. Herwig Schottenberger vom Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie sowie Prof. Michael Flach vom Arbeitsbereich Holzbau. Weiter eingebundene Spezialisten von Firmenseite sind der Softwareentwickler Pfennig aus Nassereith sowie die Binderholz GmbH aus Fügen.
Mittelfristig sollen die neuen Simulationsmodelle der Materialtechnologen der gesamten Holzwirtschaft zur Verfügung stehen, wichtige Erkenntnisse zur Brandbeständigkeit von mit Schutzanstrichen behandeltem Holz liefern und so letztlich zu einer Angebotserweiterung im Holzbau führen.

Uni als vielseitige Kooperationspartnerin

„Gerade mit ihrer Interdisziplinarität hat sich die Universität Innsbruck zu einem Key-Player für die Innovationsleistung der Unternehmen am Wirtschaftsstandort Tirol entwickelt. Dass die Universität Innsbruck mit acht Instituten bzw. Arbeitsbereichen an fünf von zehn bereits laufenden Forschungsprojekten im Programm K-Regio als Forschungspartner beteiligt ist, unterstreicht die Vielfalt der Kooperationsmöglichkeiten für die heimische Wirtschaft“, lädt Prof. Sabine Schindler, Vizerektorin für Forschung, zu neuen Projekten in der Verbundforschung ein.

Neue K-Regioförderung in Aussschreibung

Mit dem regionalen Förderprogramm K-Regio stellt das Land Tirol Mittel für die Förderung mehrjähriger Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zur Verfügung, die zu Produkt- oder Verfahrensinnovationen führen und aus denen sich eine ökonomische Wertschöpfung für Tirol erwarten lässt. Für Klein- und Mittelbetriebe steigt die Chance zur Umsetzung von Innovationen auf hohem technischem Niveau. Beteiligte Forschungseinrichtungen profitieren von einer erleichterten, industriellen Umsetzung von Forschungsergebnissen. „Neben den bekannten Förderungen auf EU- und Bundesebene bietet das Land Tirol mit K-Regio ein österreichweit einzigartiges Instrument an, um Wirtschaft und Wissenschaft weiter zu vernetzen und so Spitzenprodukte und Dienstleistungen entstehen zu lassen, die den Wirtschaftsstandort Tirol weiter nach vorne bringen", sagt die zuständige Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf.

Seit 3. September läuft die neue Landesausschreibung für Kooperationsforschung im Programm K-Regio. Interessierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen können Förderanträge für ihre Projekte bis 30. November 2012 einreichen. Für bis zu drei Projekte steht erneut ein Gesamtvolumen von 2,7 Millionen Euro an Fördermitteln zur Vergabe. Die Standortagentur Tirol steht interessierten Betrieben deshalb sowohl bei der Projektplanung und beim Stellen neuer Anträge als auch bei der Suche nach den richtigen Partnern unterstützend zur Seite.