Bergbauforschung hautnah

Neben der Forschung ist auch die Wissensvermittlung zentrales Anliegen des Forschungszentrum HiMAT der Universität Innsbruck. Für die Kristbergbahnin Silbertal in Vorarlberg entwickelten die WissenschaftlerInnen einen Lehrpfad, der ein völlig neues Konzept verfolgt.
Silberpfad
Der Silberpfad zeigt wie moderne, integrative Bergbauforschung betrieben wird. Foto: IMAGO, Patrik Säly

Bei Lehrpfaden geht es meist darum, ein bestimmtes Thema zu vermitteln. Mit dem „Silberpfad“ auf dem Kristberg im Motanfoner Silbertal wurde jedoch ein völlig neuer Weg beschritten und die Methoden der Forschungsarbeiten ins Zentrum des Interesses gerückt. „Das Alleinstellungsmerkmal des Silberpfads ist, dass der breiten Öffentlichkeit das Verfahren, wie moderne, integrative Bergbauforschung zu Erkenntnissen gelangt und so neues Wissen schafft, vermittelt werden soll. Dieser Lehrpfad ist somit einzigartig in Europa und stellt eine ideale Ergänzung des kulturtouristischen Programms im Montafon dar“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Klaus Oeggl, Sprecher des FZ HiMAT, das neue Konzept. Hauptverantwortlich wurde das Projekt Silberpfad von Dr. Mario Prast, ehem. Koordinator des FZ HiMAT, in Zusammenarbeit mit Dr. Suzanne Kapelari von der Grünen Schule der Universität Innsbruck entwickelt. Der 2,5 Kilometer lange Lehrpfad ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern an zwölf interaktiven Stationen einen interessanten Einblick in die Forschungsdisziplinen, die sich mit der epochemachenden Bergbaugeschichte in den Ostalpen beschäftigen. „Jede Station vermittelt eine Methode und erklärt interaktiv, wie Forscherinnen und Forscher der jeweiligen Disziplin zu ihren Erkenntnissen kommen“, erläutert Oeggl.

Interaktive Stationen

Am Beginn des Pfades zeigt eine Schautafel das Bild „Gestern – Heute“. An den folgenden Stationen erfahren die Besucherinnen und Besucher, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Bild von „Gestern“ rekonstruiert haben. So widmet sich beispielsweise die Station „Gebeine-Schau“ der Archäozoologie: Hier müssen Besucher aktiv einzelne Knochen einer Kuh bestimmten Körperteilen zuordnen. Die Station „Schatzkiste Boden“ stellt eine Ausgrabung unter Tage dar. An der Station „Feiner Staub“ erhalten die Besucherinnen und Besucher Einblick in die Archäobotanik, indem sie einen Bohrkern aus dem Moor ziehen können, welcher, in mehrere Scheiben aufgeteilt betrachtet, die Vegetationsentwicklung im Laufe der Zeit zeigt. Ferner sind Feuerstein- und Bergkristallprodukte sowie historische Texte in Originalschreibweise zu sehen, Zeitzeugeninterviews zu hören. Erläutert wird, wie Erze und Metalle einer Region zugeordnet werden können. Auch der Dendrochronologie – der Altersbestimmung anhand der Jahrringe bei Bäumen, der modernen Vermessungstechnik sowie der Namensforschung (Onomastik) ist jeweils eine Station des Silberpfads gewidmet. „Die zwölf Stationen decken alle Disziplinen ab, die im Forschungszentrum HiMAT der Universität Innsbruck interdisziplinär zusammen arbeiten. Aufgrund der fachübergreifenden Zusammenarbeit im FZ HiMAT wird für Besucherinnen und Besucher erkennbar, welche Prozesse, Mechanismen und Strukturen im Bergbau zusammenspielen“, erklärt Oeggl.

Silberspielwelt

Aber nicht nur der Silberpfad hat vom Know-How der Universität Innsbruck profitiert. Die dem Lehrpfand angeschlossene Silberspielwelt wurde nach einem Konzept von DI Astrid Dahmen vom Institut für Experimentelle Architektur, studio3 gestaltet. „Die Silberspielwelt bietet die Gelegenheit, Spiel, Landschaft und bergbauliche Aktivitäten in Einklang zu bringen“, so Dahmen. Das Spielangebot für Kinder von drei bis zwölf Jahren thematisiert und abstrahiert die Tätigkeiten im Bergbau, und bietet die Möglichkeit, Bergbau mit allen Sinnen zu erleben, wie Erz zu waschen, Hunte zu beladen und Sand zu sieben.

Forschungszentrum HiMAT

Eröffnung Silberlehrpfad Margit Fischer

Margit Fischer, Vorsitzende von Science Center Netzwerk (vordere Reihe, 4. von links) besuchte kürzlich den Silberpfad und war vom neuen Konzept begeistert.

 

Das Forschungszentrum „HiMAT - Die Geschichte des Bergbaus in Tirol und seinen angrenzenden Gebieten: Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft“ wurde 2007 an der Universität Innsbruck errichtet und setzt sich mit den Auswirkungen des Bergbaus auf die Kulturen und die Umwelt im Alpenraum vom Neolithikum bis in die Neuzeit auseinander. In diesem Großforschungsprojekt, das vom Institut für Botanik der Universität Innsbruck aus koordiniert wird, sind international ausgewiesene Experten auf dem Gebiet der Bergbaugeschichte aus fünf Fakultäten der Universität Innsbruck in einem interdisziplinären Netzwerk vereint, um die Expansions-, Konsolidierungs- und Regressionsphasen des Montanwesens im mittleren Alpenraum im Rahmen von konzentrierten Forschungsaktionen zu evaluieren und zu analysieren.


(Susanne Röck)