Austronauten auf dem Weg zum Roten Planeten

Bis 25. April läuft in der Halbwüste Rio Tinto (Spanien) eine vom Österreichischen Weltraumforum (ÖWF) simulierte Marsmission. Gesteuert werden die Experimente,die wissenschaftliche Erkenntnisse für einen künftigen Ausflug zum Roten Planeten liefern sollen, von Innsbruck aus. Uni-Wissenschaftler unterstützen das ÖWF mit ihrem Know-how.
Mission Control Centre Innsbruck
Im Missionskontrollzentrum in Innsbruck wird die simulierte Marsmission gesteuert.

Im Missionszentrum in der Zentrale des Roten Kreuzes herrscht hektisches Treiben. ÖWF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sitzen vor ihren Rechnern und verfolgen das Geschehen in Rio Tinto. Während sich ein ganzer Pulk von interessierten Journalisten von ÖWF-Obmannstellvertreter Mag. Alexander Soucek die Marsmission und ihre Ziele erklären lässt, werden in Südspanien Tests mit dem in den letzten drei Jahren entwickelten Marsanzug „Aouda“ durchgeführt. Der Praxis-Einsatz des 45 Kilogramm schweren Anzugs, der u.a. über ein hochentwickeltes Mensch-Maschine-Interface und weitere elektronische Feinheiten verfügt, ist ein Kernstück der Rio-Tinto-Mission. Darüber hinaus soll der ebenfalls vom ÖWF entworfene Marsroboter-Prototyp „Phileas“ getestet werden. Die europäische Raumfahrtbehörde ESA lässt außerdem erstmals ihren eigenen Rover Eurobot Operationen durchführen.

Sterile Probenentnahme

„Was wir hier machen, ist Mars-Analogforschung. Wir suchen marsähnliche Gebiete auf der Erde und testen im Kleinen Aspekte einer echten, bemannten Marsmission“, erklärt Soucek den anwesenden Medienvertretern beim Pressetermin, zu dem sich auch Repräsentanten der ESA eingefunden haben.

Im roten Sand von Rio Tinto wird nicht nur die komplexe Hardware des ÖWF auf die Probe gestellt, auch neue Technologien zur sterilen Probenentnahme werden vor Ort untersucht. Expertin für diesen Teil der Mission ist Prof. Birgit Sattler vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck. „Die Frage, ob es irgendwo da draußen Lebensformen gibt, lässt wohl keinen kalt“, meint Sattler. Ein Problem bei der Suche nach Leben auf fremden Planeten ist, wie auch bei der Erforschung extremer Gebiete auf der Erde, die Kontamination durch die Forscher selbst. Aus diesem Grund müssen Proben möglichst steril entnommen werden. „Wenn wir derzeit an einem extremen Standort arbeiten, können wir nicht genau sagen, was bringen wir selbst dorthin und was zurück“, verdeutlicht Sattler, die sich an der Universität Innsbruck mit Leben im Eis beschäftigt. „Ziel ist daher, zu schauen, was kommt mit dem Raumanzug in das fremde Habitat und was wird zurückgebracht“, erläutert sie beim Pressegespräch, bei dem den anwesenden Journalisten auch eine Live-Schaltung nach Rio Tinto zu Missionsleiter Gernot Grömer geboten wird. Trotz des starken Regenfalls der vergangenen Tage zeigt sich dieser über die bisherigen Ergebnisse der seit 15. April laufenden Experimente zufrieden. „Rio Tinto ist der Höhepunkt der Jahre langen Arbeit hunderter Freiwilliger“, schwärmt Grömer, der in möglichst vielen Menschen die Begeisterung für die Raumfahrt wecken will. Ein Ziel, das auch alle im Mission Control Center beschäftigten ÖWF-Mitglieder teilen: Sie überwachen und verarbeiten auch in den kommenden Tage den Datenfluss, der aus Rio Tinto übertragen wird. Die Ergebnisse wollen sie der Öffentlichkeit möglichst bald zugänglich machen.

Akzeptanz für österreichische Weltraumaktivitäten

Das ÖWF ist ein österreichisches Netzwerk für Raumfahrtspezialisten und Weltrauminteressierte, die mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, Industrie und Politik zusammenarbeiten. Rund 80 ehrenamtliche Mitglieder engagieren sich für das ÖWF. Das „Flaggschiff“-Projekt der Plattform ist „PolAres“, im Rahmen dessen bei Feldtests in der Arktis eine Mars-Expedition simuliert werden soll.

Impressionen aus dem Mission Control Centre als vertonte Diashow
von Melanie Bartos und Eva Fessler