10 Jahre Universität im Dorf Außervillgraten

„Osttirol: Namen – Mundart – Besiedlungsgeschichte“ lautete der Titel der Veranstaltungsreihe Universität im Dorf, die auch 2011 wieder in Außervillgraten gastierte. Erstmalig war auch die Junge Uni dabei und bot ein interaktives Kinderprogramm an.
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Auch 2011 gastierte die Universität Innsbruck wieder im Dorf Außervillgraten.

Feierlich eröffnete Bürgermeister Josef Mair die 11. Veranstaltung der Universität im Dorf, die am 26. und 27. November 2011 im Haus Valgrata in Außervillgraten stattfand und teilte den Anwesenden freudig mit, dass parallel zur Hauptveranstaltung die Junge Uni im Dorf in der Volksschule von Außervillgraten den gesamten Samstag ein Kinderprogramm veranstalten würde.

Über 80 Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren hatten Spaß am Stationenbetrieb mit den Themen

  • „Entdeckungsreise Dialektwörterbuch“ (Mag. Eveline Wandl-Vogt)
  • „Uni wie, Uni was – was ist denn eigentlich eine Universität?“ (Dr. Silvia Prock, MMag Christine Schüller)
  • „Was man auf der Uni alles studieren kann: Biologie – Heil- und Zauberpflanzen“ (Mag. Sabine Sladky-Meraner, Mag. Cäcilia Lechner-Pagitz)
  • „Was man auf der Uni alles studieren kann: Geologie - Anhänger aus Stein selbst herstellen“ (Mag. Andrea Eberhöfer) sowie mit dem absoluten Hit
  • „Millionenshow – Was ihr schon immer über Sprache(n) wissen wolltet“ (Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut Weinberger).

Die Junge Uni im Dorf war sicherlich der Anlass, dass erstmals auch vermehrt Kinder zur Universität im Dorf kamen, die neben den Vorträgen eine Ausstellung alter Dokumente der Ortschronisten bot. Ein Büchertisch mit Literatur zum Thema veranlasste viele BesucherInnen zum Schmökern.

Abwechslungsreicher Vortragsabend

Wie wichtig Wissen für die Gesellschaft ist, betonte Vizerektorin Univ.-Prof. Dr. Margret Friedrich in ihrer Eröffnungsrede. Gerade aufgrund der steigenden Bedeutung des lebensbegleitenden Lernens war es ihr eine Freude auch die Junge Uni mit ins Dorf zu bringen. Ihr kam – als Moderatorin der beiden Tage – die Ehre zu, alle Mitwirkenden vorzustellen und alle Anwesenden diese beiden Tage zu begleiten.


Die Präsentation „Die Besiedlung Tirols im Spiegel der Namen“ von Univ.-Prof. Dr. Peter Anreiter, Institut für Sprachen und Literaturen, eröffnete die Vortragsreihe. Überzeugend präsentierte er den Tiroler Namenschatz als inhomogenes System, das - kennt man sich in Onomastik und Linguistik aus und ist in der Lage historische Zusammenhänge zu erkennen – den TirolerInnen eine bewegte Vergangenheit bescheinigt.


Mit Fokus auf Osttirol referierte Mag. Dr. Christian Chapman, Institut für Sprachen und Literaturen / Österreichischen Akademie der Wissenschaften, über die Namenlandschaft. Romanen, Slawen und Germanen hielten sich in Osttirol über einen längeren Zeitraum auf und haben nachhaltig ihre Spuren im dortigen Nameninventar hinterlassen.


Dialektologische Bemerkungen zum Puster- und Villgratental machte Mag. Dr. Yvonne Kathrein vom Institut für Germanistik. Die Sprachwissenschaftlerin bestätigte anhand des charakteristischen Dialekts des Hochpuster- und Villgratentals ebenfalls die bereits angeführte These, dass die Namen die mehrphasige Besiedlungsgeschichte widerspiegeln.


Aber nicht nur Menschen geben Dingen Namen sondern auch Gott verleiht den Dingen der Schöpfung ihre Namen. Die Predigt von Univ.-Prof. P. Dr. Bernhard Kriegbaum SJ erklärte, dass durch den Namen dem Täufling ein Modell für dieses Erdenleben und ein himmlischer Fürsprecher aus fürsorglicher Liebe geschenkt würden. Ein Name will gut überlegt sein, trägt man ihn doch ein Leben lang.


Den Schlusspunkt des ersten Abends setzte das Impulsreferat von Herrn MMag. Bernhard Mertelseder, der das aktuelle Projekt „Flurnamenerhebung im Bundesland Tirol (Osttirol)“ vorstellte. Im Anschluss an die Präsentation bestand die Möglichkeit zur Diskussion. Dieses Projekt wird derzeit sowohl vom Land Tirol als auch von der Universität Innsbruck unterstützt. Bereits 2007 war MMag. Mertelseder an den Chronisten Hansjörg Temmel herangetreten. 2010 war es schließlich soweit und es konnte mit dem Projekt gestartet werden. Temmel betonte, dass dies nicht zuletzt den Förstern und den Bürgermeistern zu verdanken war. Rampl hob hervor, dass sehr gut erkennbar würde, dass die Familiennamen Osttirols größtenteils auf die Fluren zurückgehen, während sich die deutschen Familiennamen vor allem aus Berufssparten entwickelt haben. Abschließend betonte Anreiter nochmals, dass diese Forschung vor allem angewiesen ist auf die „Sprechenden“ und nicht zuletzt auf die Ortschronisten.

Steigende Besucherzahl

Den Sonntag eröffnete Frau Mag. Daniela Feistmantl, Institut für Sprachen und Literaturen, mit dem Thema „Namen entlang des Karnischen Höhenwegs“, das vor allem von Frau MMag. Elisabeth Obererlacher, die derzeit in Amerika weilt, inhaltlich vorbereitet wurde und erklärte einige interessante Namen, die in dieser außergewöhnlichen Region vorkommen.
Den Abschluss bildete das Referat von Herrn Rampl mit dem spezifischen Thema „Das Villgratental aus namenkundlicher Sicht“, worin er die Eigentümlichkeiten des Villgratentals betonte und ausführte, dass anhand der Sprachgeschichte die Siedlungsgeschichte dieses Gebietes erklärt werden kann.
Zum Abschluss bedankte sich Vizerektorin Friedrich bei den Vortragenden, den VeranstalterInnen und last but not least bei den ZuschauerInnen für die aktive Teilnahme. Offensichtlich haben alle Anwesenden die beiden informativen Tage sehr genossen, was nicht zuletzt an der großen und stetig steigenden Besucherzahl abgelesen werden konnte.

Wieder einmal kann auf eine erfolgreiche Veranstaltung zurückgeblickt und bereits die kommende Universität im Dorf 2012 mit dem vorläufigen Titel „Daheim statt ins Heim“ mit Spannung erwartet werden.

(Daniela Genser)