Tanz als Poesie des Fußes

Gemeinsam mit der Musikwissenschaftlichen Abteilung der Universität Mozarteum, dem Institut für Volkskultur und Kulturentwicklung und dem Tiroler Landesmuseum veranstaltete das Institut für Musikwissenschaft der Uni Innsbruck anlässlich des 85. Geburtstages von Prof. Walter Salmen am 15. und 16. Oktober 2011 ein Symposium mit dem Titel „Der Tanz in der Dichtung – Dichter tanzen“.
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Anlass des Symposiums war der 85. Geburtstag des Musikologen Walter Salmen. (Foto: Privat)

Der englische Dichter John Dryden spricht vom Tanz als der Poesie des Fußes. Hier schneidet der Dichter bereits in einer präzisen Formulierung das Thema des am vergangenen Wochenende stattgefundenen Symposiums an. Tanz und Dichtung stehen in einem reziproken Verhältnis zueinander und erscheinen schon in der Antike als Synthese, wenn zum Beispiel der griechische Dichter Homer den Tanz Chorea in der Illias beschreibt. Auch wenn Goethe seinen Protagonisten Werther nicht nur wortlos Menuett, einen wichtigen Tanz der Barockzeit und Klassik, tanzen lässt, sondern ihn auch über das gemeinsame Tanzen mit der Figur Lotte in seinen Briefen schreibend reflektieren lässt, tritt damit eine spannende Beziehung zwischen den beiden Medien Tanz und Literatur in Erscheinung. Wie der Tanz beinhaltet auch die Dichtung den Augenblick zwischen Entstehen und Vergehen. Es ging in dem Symposium vor allem um die Erforschung intermedialer Beziehungen zwischen den beiden Medien Tanz und Dichtung, insbesondere von Möglichkeiten ästhetischer Verknüpfungen und Brüchen. Namhafte Musikologen aus diversen europäischen Ländern beleuchteten signifikante literarische Tanz-Szenarien, Fragen der Rezeption in Literaturverfilmungen als auch die Kontextualisierung des Tanzes unter Hinzufügung von ethnologischen Aspekten.

Symposium ehrt Wissenschaftler

Anlass des Symposiums war Walter Salmens 85. Geburtstag, den er am 20. September feierte. Er gilt als einer der renommiertesten Musikologen im deutschsprachigen Raum. Bemerkenswert ist insbesondere sein frühes Verständnis für Musik als Teil der Kulturgeschichte. Walter Salmen studierte Musikwissenschaft, Geschichte und Philosophie an der Universität Heidelberg und wurde 1949 an der Universität Münster promoviert. 1958 habilitierte er sich an der Universität des Saarlandes, Saarbrücken, und wurde 1961 Dozent. 1966 folgte er einem Ruf als Direktor des Musikwissenschaftlichen Instituts an der Universität Kiel, im Jahr 1972 wurde er Vorstand am Institut für Musikwissenschaft der Universität Innsbruck. Er hat durch seine jahrzehntelange Arbeit am Musikwissenschaftlichen Institut der Uni Innsbruck viele Forschungsschwerpunkte, vor allem im Bereich der musikalischen Ikonographie als auch der Tanzforschung gesetzt, die auch heute noch von enormer Bedeutung sind. Mit diesem Symposium wurde ein Wissenschaftler geehrt, der zweifelsohne zu den vielseitigsten und produktivsten Musikologen überhaupt zählt und als Autor von mehr als 40 Büchern, als Herausgeber von Publikationsserien, von Tagungsberichten und in zahlreichen Aufsätzen die Entwicklung des Faches wesentlich mitgestaltet hat.

Tanz in der Dichtung

Das Symposium versuchte den rund 100 BesucherInnen durch die diversen Vorträge von Musikwissenschaftlern aus dem internationalen Raum die intermediale Beziehung zwischen Tanz und Dichtung näher zu bringen. Walter Salmen war es immer wichtig zur theoretischen Grundlage auch die Verbindung zur Praxis zu fördern. Aus diesem Grund wurde das Symposium durch ein Wandelkonzert musikalisch umrahmt, das unter dem Motto „Tanzsuite durch das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum“ stand. Vor ausgewählten Bildwerken mit tänzerischen Motiven wurden Musikstücke und Rezitationen vorgetragen.

(Nina Hausmeister)