Tagung des International Council of Museums (ICOM) im Archäologischen Universitätsmuseum

Im Archäologischen Museum Innsbruck - Sammlung von Abgüssen und Originalen der Universität Innsbruck fand Anfang März das Symposium des International Council of Museums (ICOM) zum Thema „Museumsdepots und Depoteinrichtung“ statt.
ICOM-Symposium in Innsbruck
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ICOM-Symposiums im ATRIUM-Zentrum für Alte Kulturen

Das Symposium 2011 der Sektion Österreich des International Council of Museums (ICOM) fand von 4. bis 5. März in Innsbruck im ATRIUM-Zentrum für Alte Kulturen statt, da das dort beheimatete Archäologische Museum Innsbruck – Sammlung von Abgüssen und Originalen der Universität Innsbruck gemeinsam mit den Tiroler Landesmuseen und dem Museum Stadtarchäologie Hall in Tirol als Veranstalter auftrat.

International Council of Museums (ICOM)

Der Internationale Museumsrat ICOM (International Council of Museums) ist mit fast 30.000 Mitgliedern in 137 Ländern das weltweit größte internationale Netzwerk von Museen und Museumsfachleuten quer durch alle Fachgebiete. ICOM ist dem Erhalt, der Pflege und der Vermittlung des kulturellen und natürlichen Welterbes verpflichtet und sieht seine zentrale Aufgabe darin, in Zusammenarbeit mit der UNESCO die in den Museen verwahrten Kulturgüter zu schützen und sie in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Die von ICOM entwickelten und weltweit anerkannten „Ethischen Richtlinien für Museen“ (Code of Ethics for Museums) bilden die Grundlage der professionellen Arbeit von Museen und Museumsfachleuten.

Internationales Symposium „Museumsdepots und Depoteinrichtung“

Erhalten und Bewahren von Sammlungsbeständen zählen zu den zentralen Aufgaben eines Museums. Die Errichtung und das Management von Depots stellen aber vielfach eine große Herausforderung für Museumsverantwortliche dar. Das Symposium „Museumsdepots und Depoteinrichtung“, bei dem 13 Referentinnen und Referenten aus Österreich, Deutschland, Großbritannien und der Schweiz, darunter Leiter von Museen, Konservatoren, Restauratoren und Architekten, berichteten, lieferte daher aktuelles Basiswissen für die Errichtung und Einrichtung eines Depots. Weiters wurden anhand von Best-Practice-Beispielen, Erfahrungsberichten sowie Hinweisen zur Fehlervermeidung Anregungen zur Lösung räumlicher, konservatorischer, struktureller und pekuniärer Depotprobleme geboten. Die hohe Teilnehmerzahl von 153 Museumsverantwortlichen und -mitarbeitern an dieser Tagung dokumentiert das rege Interesse am internationalen fachlichen Austausch zu diesem sehr speziellen Thema. Wenn die Depots auch das Herzstück eines Museums ausmachen, so ist die Außenwirkung dieses Bereiches der Museumsarbeit doch minimal. Dennoch sind es gerade die richtigen Maßnahmen im Depot, die den Kulturgütern eine unbeschadete langfristige Existenz ermöglichen.

Nach der Begrüßung durch Mag. Florian Müller Bakk. vom Archäologischen Museum Innsbruck – Sammlung von Abgüssen und Originalen eröffneten der Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Innsbruck, Ao. Univ.-Prof. Dr. Klaus Eisterer sowie Prof. Dr. Wilfried Seipel, der Präsident von ICOM-Österreich, das Symposium.

Im ersten Block standen Projekte und große Museen im Mittelpunkt. Dr. Michael Henker (Leiter der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, München) berichtete über diese Beratungsbehörde, die verstärkt im Bereich wissenschaftlicher Forschungsprojekte zu Depotplanungen tätig ist. PD Dr. Wolfgang Meighörner (Direktor der Tiroler Landesmuseen, Innsbruck) umriss die Planungen zu einem neuen Zentraldepot für die Tiroler Landesmuseen, während Dr. Joachim Huber (Prevart GmbH, Winterthur), Ing. Stefan Fleck (Gebäudemanagement des Kunsthistorischen Museums, Wien) und Architekt Karl Reuter (Architekturbüro Karl Reuter, Berlin) die Fortschritte bei den Arbeiten am neuen Zentraldepot des Kunsthistorischen Museums in Wien erläuterten. Dr. Klaus Sattler (Natural History Museum, London) betonte die Bedeutung von Forschungssammlungen, bei welchen bei der Planung von Depots auf die individuellen Bedürfnisse des Sammlungsmaterials und der damit verbundenen Forschung Rücksicht genommen werden muss. Dr. Heinz Horat (Direktor des Historischen Museums Luzern) stellte mit Theatertouren im Schaudepot eine neue Methode der aktiven Einbeziehung von Depots in museumspädagogische Programme vor.

Konkreten Fragen der Konservierung und der Schaffung optimaler Lagerungsbedingungen gingen Dipl.-Restauratorin (Univ.) Maruchi Yoshida (y-cons, München), Dipl.-Restaurator (Univ.) Lars Klemm (Fraunhofer-Institut für Bauphysik Holzkirchen) sowie Dipl.-Restaurator (Univ.) Joachim Kreutner (Restaurator für Metall und Kunsthandwerk am Bayerischen Nationalmuseum München) in ihren Vorträgen nach.

Im letzten Block wurde der Fokus auf Regional- und Kleinmuseen gerichtet. Dr. Sylvia Mader (Museumsservicestelle des Landes Tirol, Innsbruck) gab einen Überblick über die Depotsituation von Regional- und Kleinmuseen in Tirol und den oftmals überraschend rapiden Anstieg von Neuzugängen sowie die damit verbundene Problematik der optimalen Lagerung. Monika Gärtner (Leiterin des Alpenverein-Museums, Oesterreichischer Alpenverein, Innsbruck) und Mag. Eva Hottenroth (selbstständige Restauratorin, Atelier Kunstgenuss, Wien) berichteten als Best-Practice-Beispiel über die Planungen und Arbeiten am kürzlich neu errichteten Depot des Österreichischen Alpenverein-Museums in Innsbruck.

Nach einer ausgiebigen Diskussion bildete der Abendempfang des Landeshauptmanns von Tirol und der Bürgermeisterin der Stadt Innsbruck, bei welchem Univ.-Prof. Dr. Patrizia Moser, die Kultur-Stadträtin von Innsbruck, und Dr. Benedikt Erhard von der Abteilung Kultur des Landes Tirol die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung begrüßten, den Ausklang des Vortragstages.

Exkursion mit Depotbesichtigungen

Am zweiten Tag der Veranstaltung fand mit zwei Bussen eine Exkursion zu ausgewählten Depotbeispielen statt, die einen guten Querschnitt über die derzeitige museale Lage vor Ort in Tirol gaben. So konnte das neue Depot des 2009 mit dem österreichischen Museumspreis ausgezeichneten Alpenverein-Museums genauso wie das intensiv für die Forschung genutzte Depot der Naturwissenschaftlichen Abteilung der Tiroler Landesmuseen besucht werden. Als Beispiel für ein kommerzielles Depot diente die Firma Museumspartner, einer Spedition für Kunsttransporte, welche auch die Möglichkeit der temporären Einlagerung bietet. Nach einem Sektempfang durch den Bürgermeister der Stadt Hall in Tirol standen noch Führungen durch die kleineren Depots der Museen in der Burg Hasegg, nämlich des Stadtmuseums und des Museums Stadtarchäologie Hall, auf dem Programm. Die Gegenüberstellung von gelungenen Depot-Beispielen und von in der Umstrukturierung befindlichen sollte dabei auch als Diskussionsbasis dienen.

(Florian Müller)