EUREGIO-Umweltpreis für Wiesenmeisterschaft

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Ulrike Tappeiner wurde im Vorjahr in Südtirol eine Wiesenmeisterschaft durchgeführt. Ziel war es bei den direkt betroffen Landwirten und der breiten Öffentlichkeit auf kreative Weise das Bewusstsein für den hohen Wert extensiv bewirtschafteter Wiesen zu stärken und so einen Beitrag für die Erhaltung der Biodiversität in Südtirol zu leisten.
wiesenblumen.jpg
Suedtirolfoto.com / Helmuth Rier

Die traditionelle Berglandwirtschaft ist ein wesentlicher Grundbaustein für die Vielfalt der Kulturlandschaft in Südtirol. Dies hat direkte positive Auswirkungen auf die Biodiversität – so zählen traditionell bewirtschaftete Bergmähder zu den artenreichsten Ökosystemen Europas. Mitte des 20. Jh. kam es unter anderem aufgrund von Mechanisierung und sozioökonomischem Veränderungen zu einem grundlegenden Wandel in der Berglandwirtschaft: Gunstlagen wurden vielfach intensiviert und in Monokulturen umgewandelt. Ungunstlagen wie etwa steile Almflächen oder traditionelle Nutzungsformen wie Lärchwiesen wurden in großem Stil aufgelassen. Anlässlich des „Internationalen Jahres der Biodiversität 2010“ wurde in Südtirol nach einer Idee von Prof. Ulrike Tappeiner vom Institut für Ökologie die „Wiesenmeisterschaft 2010: Wer hat die schönste Wiese im Land?“ ins Leben gerufen. Durchgeführt wurde der Wettbewerb durch das Institut für Alpine Umwelt der EURAC unter der Projektleitung von PD Dr. Erich Tasser, der auch an der Universität Innsbruck lehrt, und in Kooperation mit dem Institut für Ökologie der Universität Innsbruck, der Südtiroler Bauernjugend, dem Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg, dem Naturmuseum Südtirol, der Abteilung Forstwirtschaft Autonomen Provinz Bozen-Südtirol, und des Heimatpflegeverband Südtirol mit finanzieller Unterstützung durch die Abteilung Landwirtschaft und dem Sennereiverband Südtirol. Dem Projekt wurde kurz vor Weihnachten in Trient im Beisein der Landesräte Hannes Gschwentner (Tirol), Alberto Pacher (Trentino) und Michl Laimer (Südtirol) der EUREGIO-Umweltpreis 2010 für die besten Ideen und Projekte für die Umwelt verliehen.

Nutzen für alle Partner

Die Ausschreibung hat ein großes Echo ausgelöst: 171 Bäuerinnen und Bauern meldeten sich mit ihren Wiesen an Die Feldbegehungen fanden einheitlich einige Tage vor dem 1. Schnitt, je nach Höhenlage zwischen Mitte Mai und Mitte August 2010, statt. In den meisten Fällen ergab sich ein angeregtes Gespräch mit den Bewirtschaftern über den Artenreichtum der eigenen Wiese. Zusätzlich wurde bei Interesse eine Bodenprobe entnommen, die kostenlos im Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg analysiert wurde. Im November fand die Jurysitzung statt, in der die Sieger ermittelt wurden. Die Jury setzte sich aus Vertretern aller beteiligten Institutionen zusammen, wobei auf ein Gleichgewicht zwischen Landwirtschaft, Umwelt und Wissenschaft geachtet wurde. Die drei Erstplatzierten der beiden Kategorien werden in einer breiten, öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung am 26. Jänner 2011 in Bozen prämiert. Zudem erhalten die Teilnehmer/innen die Artenlisten und Ergebnisse der Bodenanalysen ihrer Wiese übermittelt. Die gesammelten Daten werden nutzbringend für den Umweltschutz und die angewandte Forschung weiter verwendet: Die Vegetationsaufnahmen und Bodenanalysen fließen in bereits bestehende Projekte zum Thema Kulturlandschaft und Biodiversität der EURAC und der Universität Innsbruck ein. Außerdem werden die Artenlisten in die Datenbank des Naturmuseums eingespeist und liefern so einen Baustein zur Erforschung und Dokumentation der Flora von Südtirol.

(Christian Flatz)

Links: