Expertentreffen zur Simulation von Fusionsplasmen

Vom 6. bis zum 17. Dezember trafen sich 30 von Europas besten Fachleuten auf dem Gebiet der numerischen Simulation von Fusionsplasmen im Haus der Begegnung in Innsbruck zu einem „Integrated Tokamak Modelling Code Camp“, um ein weltweit einzigartiges, äußerst komplexes Computerprogramm für Fusionsplasma-Simulationen weiter zu entwickeln.
Codecamp 2010
Beim Codecamp arbeiteten internationale Experten an der Entwicklung eines Programms Simulation von Kernfusionsplasmen.

Das Hauptziel der „Integrated Tokamak Modelling (ITM) Task Force“ ist die Entwicklung dieses integrierten Computerprogramms für die globale Simulation von Kernfusionsreaktoren vom Tokamak-Typ. Hiebei liegt das Hauptaugenmerk auf dem in Cadarache, Südfrankreich, im Bau befindlichen Testreaktor ITER, der etwa um 2019 den Plasmabetrieb aufnehmen soll. ITER ist ein multinationales Großprojekt zur Realisierung der kontrollierten Kernfusion, das von mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung getragen wird. Allgemein erwartet man sich von der kontrollierten Kernfusion eine praktisch unerschöpfliche und gut umweltverträgliche Energiequelle, die in etwa 45 Jahren kommerziell zur Verfügung stehen könnte. In Österreich wird die Kernfusionsforschung durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften im Rahmen der Assoziation Euratom-ÖAW koordiniert.

Um das äußerst komplexe und teure ITER-Experiment optimal planen zu können, sind schon im Vorfeld umfangreiche Simulationen des Plasmaverhaltens erforderlich. Insbesondere untersuchten die in Innsbruck versammelten Experten mit ihren Computersimulationen verschiedene aktuelle Probleme des Randschicht- und des Kernplasmas sowie der Verunreinigungsdynamik in ITER. In den meisten Fällen lieferten verschiedene Programme übereinstimmende Ergebnisse, doch gab es auch Ausnahmen: Vor allem zeigten stark voneinander abweichende Ergebnisse für die Anfangsphase der ITER-Entladung, dass noch viel Entwicklungsarbeit erforderlich ist, um bis zu verlässlichen integrierten Simulationen für ITER zu gelangen. Das Innsbrucker Trainingscamp hat hier wertvolle Erkenntnisse für die nächsten erforderlichen Schritte geliefert.

Die wissenschaftliche Leitung des Treffens oblag Dr. Gloria Falchetto (Leiterin der ITM Task Force) aus Cadarache und Dr. David Coster (Deputy Leiter der ITM Task Force) vom IPP Garching, die örtliche Organisation erfolgte durch Priv.-Doz. Dr. David Tskhakaya von der Arbeitsgruppe Plasma- und Energiephysik am Institut für Theoretische Physik (Leiter: ao. Univ.-Prof. Dr. Klaus Schöpf und ao. Univ.-Prof. Dr. Siegbert Kuhn).

 

(David Tskhakaya)

Links: